Mit "Adlerbräu"-Logo an der Fassade: Der Dürrwanger Architekt und Bierliebhaber Andreas Jetter will im Tanzcasino ein Brau- und Backhaus einrichten. Foto: Jetter

Stadtentwicklung: Drei Konzepte für die Zukunft des einstigen Balinger Tanzcasinos liegen vor.

Balingen - Was soll es sein? Der Balinger Gemeinderat hat bei der Frage der Zukunft des einstigen Tanzcasinos an der Wilhelmstraße nun die Wahl. Drei unterschiedliche Konzepte liegen vor - sie unterscheiden sich nicht nur inhaltlich, sondern auch architektonisch sehr deutlich voneinander.

Die drei Bewerber stellten ihre Ideen für das 1929 als Lichtspielhaus Schwefelbad errichtete Gebäude am Mittwochabend im Technischen Ausschuss des Gemeinderats vor. Das Gesamtgremium wird in zwei Wochen entscheiden, welches Konzept angrenzend an die Schwefellbadgärten, die für die Gartenschau geplant sind, zum Zuge kommen soll.

Jetter will  Gebäude des Tanzcasinos freistellen

Die architektonisch schlichteste, für Freunde der Historie aber wohl attraktivste Idee kommt aus Dürrwangen: Andreas Jetter, außer als Architekt auch als Wiederbeleber des Balinger Adlerbräu bekannt, will das spätere errichtete Gebäudeteil, in dem bislang das Jugendhaus Insel zuhause ist, abreißen - und das frühere Gebäude des Tanzcasinos so freistellen. Ein Neubau sei nicht geplant, sagte Werner Jetter. Der historische Charakter des Tanzcasinos könne so schön zur Geltung kommen. Anstelle des Jugendhauses soll eine terrassierte Außenanlage hin zur Steinach entstehen.

Im Gebäude will Jetter ein Brau- und Backhaus unterbringen, dem "Adlerbräu" also eine neue Heimat geben - nur einen Steinwurf entfernt vom früheren Brauereistandort. Die früher bestehenden, heute zugemauerten Zugänge hin zur Wilhelmstraße und zur Steinach sollen wieder geöffnet und mit teils großzügigen Türen und Fenstern versehen werden. Im Brau- und Backhaus könne man regionale Produkte genießen, außerdem wäre Raum für "Kunst und Kultur zwischen Kupferkesseln". Damit würde man an die kulturelle Tradition des Lichtspielhauses anknüpfen, so Jetter.

Erfahrung mit der Reaktivierung älterer Gebäude

Gänzlich anders sieht das Konzept des Binsdorfer Architekten Bernd Haensch aus: Es sieht am Tanzcasino einen dreigeschossigen Anbau vor, an einer Ecke mit einer großen Glasfassade. Darin untergebracht werden sollen flexibel einteilbare Büroflächen etwa für Start-Ups und Kleinunternehmen. Auch eine Gastronomie sowie Einzelhandel sei möglich, so Haensch.

Der Binsdorfer Architekt sagte zudem, er wolle das Projekt in Eigenregie und teilweise auch für eigene Nutzung stemmen: Seine beiden Söhne Dominik und Luca wollten künftig stärker in Balingen präsent sein: Der eine wolle dort das Architekturbüro weiterführen, der andere durch sein Netzwerk für die entsprechende Belebung der anderen Büroflächen sorgen. Erfahrung mit der Reaktivierung älterer Gebäude habe man, so Haensch: In Ebingen etwa das "Schlössle", für das vergangene Woche Richtfest gefeiert worden sei.

Tanzcasino könnte zu "Präsentations- und Innovationsstandort" werden

Das sogenannte BLab schwebt dagegen dem Sulzer Unternehmer Volker Elsässer vom Unternehmernetzwerk Süd und dessen Balinger Architekten Markus Wochner vor: Ans Tanzcasino wollen sie einen dreigeschossigen Anbau setzen mit einer Nutzfläche von rund 1100 Quadratmetern, in einer Massivholzwandkonstruktion und damit als ein "Leuchtturmprojekt für Bauen mit regionalem Holz".

Darin sowie im früheren Tanzcasino sollen Flächen zur flexiblen Nutzung aus den Bereichen Wirtschaft, Industrie, Hochschulen und Handwerk eingerichtet werden. Das Tanzcasino könne damit, sagte Wochner, zum "Präsentations- und Innovationsstandort" werden, ähnlich etwa dem Albstädter Technologiezentrum oder dem Digital-Hub in Horb. Im einstigen Tanzcasino wären auch kulturelle Veranstaltungen möglich. Über eine Gastronomie im Erdgeschoss könnte das "BLab" betrieben werden, Gespräche mit potenziellen Betreibern sowie interessierten Mietern habe es schon gegeben, so Wochner.

n  Die Präsentationen der drei Konzepte sollen nun im Balinger Rathaus öffentlich ausgestellt werden, sodass sich auch die Balinger ein Bild davon machen können.