Für die Räume in Althengstett werden Nachmieter gesucht. Foto: Biermayer

Die Bäckerei Schneider hat in Althengstett, Neuhengstett und Simmozheim ihre Filialen endgültig geschlossen. Vor allem für die beiden kleineren Orte ist das ein Schlag, weil es wenige Alternativen gibt. Und Besserung ist erst einmal nicht in Sicht.

Althengstett/Simmozheim - Zum August schlossen sich die Türen der drei Filialen der Bäckerei Schneider in Althengstett, Neuhengstett und Simmozheim für immer. Auf einer Bandansage bedankt sich die Bäckerei am Telefon bei ihren Kunden. Über die Gründe erfährt man hier nichts. Der Althengstetter Bürgermeister Clemens Götz weiß aber mehr.

Die Schließung sei ihm bereits im Februar mitgeteilt wurden und sei auch sonst offen kommuniziert worden. Altersgründe und gesundheitliche Faktoren hätten eine Rolle gespielt. "Herr Schneider hat schon seit mehreren Jahren angekündigt, dass er aus gesundheitlichen beziehungsweise Altersgründen die Bäckerei irgendwann beendigen werde. Nun trat dieser Fall ein – sehr zu meinem und zum allgemeinen Bedauern", so Götz. Der Simmozheimer Bürgermeister Stefan Feigl meinte auf Nachfrage, er habe Mitte Juli von der Schließung erfahren. Über die Gründe wisse er nichts.

Starker Zuzug

In Althengstett gibt es noch viele andere Möglichkeiten, an frische Brötchen zu kommen. Aber in Neuhengstett und Simmozheim ist die Schließung der Filialen tatsächlich ein Schlag für die Nahversorgung. In Neuhengstett gibt es noch die Mühle. In Simmozheim hat die Bäckerei Nagel im Landmarkt noch eine Filiale.

In beiden Orten gibt es dank großer Neubaugebiete in naher Zukunft starken Zuzug. Eine innerörtliche Versorgung ist ein Standortfaktor und könnte zudem den Fahrzeug-Verkehr ins benachbarte Althengstett minimieren. Den beiden Bürgermeistern ist das bewusst. "Selbstverständlich hätte die Gemeinde gerne wieder einen Bäcker in Neuhengstett", so Götz. "Wir bedauern die Schließung natürlich sehr, die Bäckerei war im Ort sehr beliebt", meint Feigl.

Einen direkten Nachfolger für eine der drei Filialen gibt es nicht. In Althengstett informiert ein Zettel im Schaufenster, dass man den Laden mieten kann. Man wisse aber nicht, ob es schon Interessenten gebe, erzählt Götz. "Die Situation ist gerade für kleinere Bäckereibetriebe durch den Ukrainekrieg mit den Preissteigerungen für Mehl und Energie sehr schwierig", erklärt er weiter.

Soweit er es sehe, eröffne aktuell nirgends eine Bäckerei. "Aber wenn das Neubaugebiet sich mit Menschen füllt und die Zeiten wieder ruhiger geworden sind – warum sollte dann nicht ein Bäcker wieder in Neuhengstett eröffnen?", zeigt sich der Bürgermeister optimistisch.

Fairer Partner

"Momentan ist die Grundversorgung gewährleistet. Man sollte aber nicht den Fehler machen, darauf zu vertrauen, dass immer alles so bleibt", meint Bürgermeister Feigl. Im schwebe ein Versorgungszentrum in der Ortsmitte vor. Hier könnten neben einer Bäckerei auch ein Arzt oder eine Apotheke angesiedelt werden. "Wir machen mit der bevorstehenden Neugestaltung unserer Ortsmitte im Schillerareal den ersten großen Schritt", fügt er hinzu. Der Gemeinderat werde sich mit diesem Thema noch beschäftigen.

Bürgermeister Götz findet dann noch warme Worte zum Abschied. "Der Rückzug von Herrn Schneider ist für uns alle ein großer Verlust: Sein Angebot in den Bäckereien wurde sehr geschätzt. Außerdem war Herr Schneider in jeder Hinsicht engagiert, hat bekanntlich einige Jahre den Gewerbe- und Handelsverein geführt, empfing Kindergruppen und buk mit ihnen, war für viele Vereine und Einrichtungen ein zuverlässiger, flexibler und fairer Partner für Veranstaltungen – er war mit seinem Unternehmen ein fester Bestandteil unserer Gemeinde", so Götz. Und auch Götz selbst müsse seine Brötchen jetzt woanders kaufen, erklärt er.