Der zweite Entwurf war vielen im Gremium zu wuchtig und zu groß - zumindest für die Ottenbronner Verhältnisse. Foto: Weisenburger Projekt GmbH und Hähnig Gemmeke Architekten

In der Ottenbronner Mitte wird mit dem "Wasenäcker" ein neues Wohngebiet entstehen. In dessen Herz ist ein Platz geplant, der ein soziales Zentrum bilden soll. Zwei Entwürfe standen am Montagabend zur Debatte. Der Gemeinderat entschied sich für die schlichtere Variante.

Althengstett-Ottenbronn - Es ist die wohl größte Veränderung der vergangenen Jahrzehnte, die in Althengstetts kleinstem Ortsteil ansteht. Das Baugebiet Wasenäcker wird die Struktur und das Ortsbild in Ottenbronn nachhaltig verändern. Ein zentraler Baustein soll hier ein Platz in der Mitte des neuen Gebietes sein.

Im Dezember wurde vom Gemeinderat ein entsprechender Wettbewerb ausgelobt. Fünf Entwürfe bekam die Jury zur Bewertung. In ihr saßen neben Bürgermeister Clemens Götz auch der Ortsvorsteher Richard Dipper, Vertreter des Bauamtes, die Gemeinderäte Philipp Jourdan, Rainer Kömpf, Hartmut Weber sowie die Ortschaftsräte Manfred Rose und Jürgen Walz. Dazu kamen externe Experten wie der freie Architekt Gerd Gassmann oder Dorothea Weßling vom Landratsamt. Diese Jury wählte zwei Entwürfe aus, aus denen der Gemeinderat mit Unterstützung des Ortschaftsrates am Montagabend in der Ottenbronner Mehrzweckhalle einen Sieger kürte.

Projekt 1

Der erste Entwurf stammt von einer Arbeitsgemeinschaft aus der Sautter GmbH und sowie den "vogt.heller architekten". Er sieht vier etwa gleich große aber unterschiedlich geformte Gebäude rund um den Platz vor. Drei Geschosse enden in jedem Gebäude in einem Satteldach – zumindest, wenn man es von der Straße aus sieht. Denn von oben gesehen sind die Satteldächer flach. So könne man den Wohnraum optimal ausnutzen, wie der Architekt Emil Heller erklärte.

In den Gebäuden entstünden insgesamt 44 Wohnungen, davon etwa ein Drittel im Segment des preiswerten Wohnraums. Zudem werde es viele verschiedene Wohnungszuschnitte geben. Alle Wohnungen seien barrierefrei erreichbar. Parkraum entstehe unterirdisch in einer Tiefgarage. Diese verbinde jeweils zwei Gebäude über eine Nord-Süd-Achse. Die Fassaden würden mit Holz verkleidet. Gemeinsam mit der Satteldachoptik fügten sich die Gebäude so in das Ortsbild ein. Auch die Gliederung der Bebauung passe sich dem Ort an.

Der Platz selbst sei gepflastert und hebe sich so von den Straßen ab. Der Bereich werde verkehrsberuhigt. Auf eine der vier Zufahrtsstraße könne man zudem verzichten und den angrenzenden Mehrgenerationenpark damit vergrößern. Der Park werde naturnah und einfach gestaltet. Ein Bewegungsangebot für jung und alt sei vorgesehen. Auf dem Platz sollen Bäume und Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Außerdem befänden sich in den Erdgeschossen der beiden östlichen Gebäude Gewerbeflächen. Kinderbetreuung oder eine Tagespflege für Senioren seien hier möglich. Der Platz solle für das ganze Gebiet attraktiv sein.

Man wolle das ganze Neubaugebiet mit einem Niedrigtemperatur-Wärmenetz ausstatten, so Planer Joachim Sautter. Es gebe dann große Wärmepumpen bei den vier Gebäuden und nicht, wie aktuell üblich, im Garten jedes Hauses eine kleine. Dies sei effizienter und minimiere die Lärmbelastung. Dazu kämen PV-Anlagen auf dem Dach der vier Gebäude und Großspeicher.

Bürgermeister Götz informierte das Gremium über das Urteil der Jury. Diese habe die Satteldachoptik und die Gebäudeaufteilung gelobt. Auch der günstige Wohnraum und das detaillierte Energiekonzept seien positive bewertet worden. Die Architekten hätten den Entwurf aber als "konventionell und langweilig" bezeichnet. Ebenso wurde bemängelt, dass es sich nur optisch und nicht real um Satteldächer handele.

Amei Fischer (Grüne) und Rainer Kömpf (UWV) störten sich daran wenig. Lothar Kante (SPD) lobte den günstigen Wohnraum. Götz bemerkte, dass auf den Platz auch ein Festzelt passe. Generell wurde noch über eine etwaige Verschiebung der Gebäude diskutiert, um den Zugang zum Mehrgenerationenpark zu verbessern. Architekt Heller zeigte sich hier offen. Auf die Frage von Jürgen Walz (UWV) nach Mietwohnungen erklärte Sautter, dass man eigentlich alle Wohnungen verkaufen wolle.

Projekt 2

Der zweite Entwurf stammte von der Weisenburger Projekt GmbH und den Hähnig + Gemmeke Architekten. Hier gab es nur zwei Gebäude, die den Platz von Norden und Westen her einrahmen. Auch hier ist sind drei Geschosse geplant. Allerdings sind die Baukörper mit einer Abmessungen 40 Meter auf 20 Meter an der breitesten Stelle um einiges größer. 33 Wohnungen, davon elf im preiswerten Segment, sind hier vorgesehen – alle mit Balkon.

Man habe sich auf zwei große Gebäude beschränkt, so Architekt Matthias Hähnig, um dem Platz mehr Raum zu geben. Denn hier sei die letzte Möglichkeit, auch für das bestehende Wohngebiet einen Treffpunkt zu schaffen. Dieser Platz sei Richtung Süden orientiert und mit dem Mehrgenerationenpark direkt verbunden. Auf dem Platz sei wegen der Hanglage an einer Seite eine Sitzstufe geplant. In dem östlichen Gebäude entstehe ein Café mit einem Außenbereich. Die Bäume leiteten in den Park über. Hier sei eine vielfältige Nutzung mit Boulebahn, Spiel- und Fitnessgeräten sowie Gartenflächen möglich.

Geparkt werde unterirdisch in einer Tiefgarage, wo es auch Fahrradstellplätze geben soll. Die Fassaden der Gebäude würden mit Holz verkleidet. Als eine "gefächerte Dachlandschaft" beschrieb Hähnig die Dachform. Drei Gebäudesegmente sind hier über asymmetrische Satteldächer abstufend miteinander verbunden. So habe man die Möglichkeit, PV-Anlagen optimal zu platzieren, erklärte der Architekt. Insgesamt handele es sich um ein "Plus-Energie-Gebäude".

"Der Entwurf ist konsequent vom Platz her gedacht", erläuterte Götz das Jury-Urteil. Die Gebäude hätten Schwung und Stil. Die Jury habe die Fassade sowie die Dachlandschaft gelobt. Manche hätten diese aber auch als "theatralisch und übertrieben bezeichnet". Zudem seien die Gebäude zu groß und wuchtig. "Wenn da hinten dran Paris oder Stuttgart kommt, passt das. Hier kommen aber nur ein paar Scheunen", meinte Götz. Auch die geringe Wohnungsanzahl im Vergleich sei bemängelt worden.

Eckhard Flik (Grüne) vermutete, dass weniger Wohnungen automatisch höhere Preise bedeuteten. Er sah aber positiv, dass ein großes Gebäude energetisch sinnvoller sei. Auf Nachfrage Walz’ (UWV) wurde erklärt, dass auch hier alle Wohnungen verkauft werden sollen. Architekt Hähnig erklärte noch, dass ein Platz nicht durch kleinteilige Gebäude entstehe. Man könne den Entwurf zwar etwas anpassen, der Kern bleibe aber erhalten.

Die Entscheidung

In der anschließenden Diskussion wurde schnell klar, dass die Räte den ersten Entwurf bevorzugten. Zu groß, zu wuchtig, zu gewagt und für Ottenbronn unpassend sei der zweite Entwurf, so der Tenor. Auch die höhere Anzahl der Wohnungen sowie die mögliche Tagespflege überzeugte viele vom Projekt 1. Ortsvorsteher Richard Dipper (SPD) und Lothar Kante (SPD) konnten der gewagten Architektur des zweiten Entwurfes aber durchaus etwas abgewinnen. Letztendlich sprach sich der Ortschaftsrat bei einer Gegenstimme für den ersten Entwurf aus. Auch der Gemeinderat war mit einer Gegenstimme für Projekt 1.

Wie geht es weiter?

Mit dem Zuschlag für Projekt 1 steigt die Gemeinde nun in die detailliertere Planung ein. Man werde den Bebauungsplan jetzt, was die Zuschnitte der Grundstücke oder die Verkehrsführung angeht, an das Projekt etwas anpassen, so Götz. Der Gemeinderat habe hier natürlich ein Mitspracherecht. Zum Jahreswechsel sei der Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes dann möglich, prognostizierte der Bürgermeister.