Die Wolfshybriden mussten von einem Mini-Team des Alternativen Wolf- und Bärenparks beschlagnahmt werden. Foto: Stiftung für Bären

Tiere nach fünf Jahren aus illegaler Privathaltung befreit. Neuer Trend mit schlimmen Folgen.

Bad Rippoldsau-Schapbach/Worbis - Zwei Wolfshybriden sind von Mitgliedern des Alternativen Wolf- und Bärenparks aus einer illegalen Privathaltung in Baden-Württemberg in Beschlag genommen worden. Die Tiere seien vier und fünf Jahre alt und lebten bislang in einer Gartenanlage, erzählt Bernd Nonnenmacher, Geschäftsführer des Alternativen Wolf- und Bärenparks. Beide Hybriden - Ronja und Raik - seien im Bärenpark Worbis (Thüringen) untergebracht worden.

"Dort haben wir eine spezielle Anlage für Wolfshybriden gebaut", begründet Nonnenmacher diese Entscheidung. Diese müsse nämlich rund um die Uhr mit Kameras überwacht werden und von einem besonders hohen und engmaschigen Strom-Zaun umgeben sein. Außerdem brauche man zum "Hauptzaun" auch eine Art "Vorzaun", "weil die Tiere natürlich alles versuchen, um da raus zu kommen", erklärt der Geschäftsführer. Darüber hinaus habe man mit dem Thüringer Umweltministerium eine Kooperation, weil es dort bereits Probleme mit Wolfshybriden in freier Natur gab.

Wolfshybriden leiden in Privathaltung

"Wer die Zucht von Wolfshybriden unterstützt, weiß gar nicht, was er den Tieren damit antut. Sie dürfen nicht in der Natur leben und sie wie einen Hund im Haushalt zu halten ist eine schreckliche Qual für sie", sagt der Geschäftsführer des Bärenparks. Meistens sei es so, dass die Menschen, die sich einen Wolfshybrid holen, zunehmend überfordert seien, je älter das Tier wird. "Als Welpen kann man mit denen noch Gassi gehen und so weiter - wie mit einem normalen Hund", sagt Nonnenmacher. Spätestens, wenn die Tiere jedoch ausgewachsen seien, können Menschen sie nicht mehr kontrollieren, weil es sich schlichtweg um wilde Tiere handle.

So sei das auch bei Ronja und Raik gewesen: Die Besitzerin habe zuerst das Weibchen als Welpe erworben und wie einen Hund gehalten. Als die Hybridin jedoch älter wurde, habe sie zunehmend andere Tiere angegangen. Schließlich musste der Wolfs-Mischling dauerhaft im Garten untergebracht werden. Damit sie dort nicht so alleine ist, habe die Besitzerin den Rüden dazugeholt. Doch auch er habe sich mit der Zeit nicht mal mehr streicheln lassen. Der einzige Ausweg: die Beschlagnahmung.

Die sei reibungslos gelaufen, wie Nonnenmacher erleichtert erzählt: Er selbst habe zusammen mit der Leiterin des Bärenparks Worbis, Sabrina Schröder, und einem Tierarzt die Hybriden beschlagnahmt. "Wir gehen in der Regel immer in Mini-Teams zu einer Beschlagnahmung. Erstens, wegen der Kosten und zweitens, wegen der Ruhe - die Tiere spüren das", erklärt der Bärenpark-Geschäftsführer. Außerdem bevorzuge er es die Tiere am Abend abzuholen, weil der Transport nachts wegen der Verkehrslage und den Temperaturen besser sei.

Hunde reichen Menschen nicht

Ronja und Raik seien um 19 Uhr abgeholt worden. Während Ronja von alleine in die Transportbox - die bereits vor einigen Wochen zu den Tieren gebracht worden ist, damit sie sich an diese gewöhnen - ging, musste Raik betäubt werden. "Wir haben ihn dann auch gleich vom Tierarzt untersuchen lassen", erzählt Nonnenmacher. Beide Hybriden seien gesundheitlich in guter Verfassung gewesen. Zirka um 21 Uhr seien sie dann in Richtung Worbis aufgebrochen, wo sie nachts um 3 Uhr ankamen. "Wir machen immer alle zwei Stunden Pause, um die Tiere zu versorgen und nach ihnen zu sehen", erklärt Nonnenmacher. Der Transport der beiden Wolfshybriden sei der bisher angenehmste gewesen, den Nonnenmacher je erlebt hat, wie er erleichtert berichtet.

Im neuen Zuhause angekommen haben sich Ronja und Raik laut Nonnenmacher schnell eingewöhnt. "Die erste halbe Stunde waren sie ein bisschen ängstlich, bis sie sich orientiert haben. Dann haben sie aber schon Mäuse gefangen und nach neuen Lieblingsplätzen geguckt", so der Geschäftsführer der Bärenparks. Inzwischen haben sich beide Tiere gut eingefunden. Besucher dürfen allerdings nicht zu der Anlage - aus gutem Grund: Die Tiere sollen wieder verwildert werden, deshalb sei es wichtig, menschliche Kontakte zu vermeiden. Durch die Kameras können Besucher die Tiere jedoch per Live-Übertragung auf einem Fernseher beobachten.

Übrigens sei das Schicksal von Ronja und Raik kein Einzelfall: "Wir bekommen derzeit unheimlich viele Anfragen aus ganz Europa, ob wir Wolfshybride aufnehmen können", erzählt der Geschäftsführer des Bärenparks. "Es ist wohl leider ein neuer Trend, sich einen Wolfshybrid zu holen. Den Leuten reicht ein normaler Hund nicht mehr, obwohl es da so viele verschiedene Rassen gibt. Doch dann merken die Leute plötzlich ganz schnell, dass sie sich einen Wolfshybrid nicht auf dem Sofa halten können." Nonnenmacher vermutet ein neues Geschäftsmodel hinter der Züchtung dieser Hybriden. Oft werden diese als Husky-Mixe angeboten, um vor den Behörden zu verschleiern, um was es sich wirklich handle, erklärt er. "Die Tiere funktionieren nicht als Hund und landen früher oder später im Tierschutz. Aber Tierheime können mit solchen wilden Tieren oft nicht umgehen und weitervermitteln können sie die auch nicht - dann muss man sie einschläfern. Und es kann nicht sein, dass man Tiere züchtet, um sie dann irgendwann töten zu lassen, weil man nicht mit ihnen zurecht kommt."

Siehe auch: Bärenpark leidet unter Corona-Krise: