Arbeitsmarktzahlen und ihre Folgen vor Ort präsentiert haben (von links): Jochen Lohmüller, Matthias Letsch und Mathias Leichtle von Assa Abloy, Anke Traber und Rolf Gehring von der Agentur für Arbeit Balingen. Foto: Eyrich

Corona wirkt noch nach und die lückenhaften weltweiten Lieferketten sind ein Problem, das sich auf den Arbeitsmarkt im Zollernalbkreis durchschlägt. Der steht dennoch ganz gut da.

Albstadt-Ebingen - Zur Präsentation der monatlichen Arbeitsmarktzahlen wollten Anke Traber und Rolf Gehring von der Agentur für Arbeit Balingen – zuständig für den Zollernalbkreis und den Kreis Sigmaringen – schon seit zwei Jahren jeweils eine Firma besuchen. Corona hinderte sie, doch nun starten sie durch – und fingen bei A an: A wie "Assa Abloy Sicherheitstechnik GmbH". Der Weltmarktführer für intelligente Zutrittslösungen beschäftigt 55 000 Mitarbeiter im weltweiten Konzern, erwirtschaftet 8,5 Milliarden Dollar Umsatz, hat seine Konzernzentrale in Stockholm und in Albstadt eines von vier deutschen Werken; die anderen stehen in Berlin, Hamburg und Erfurt.

Lieber mehr ausbilden und mehr einstellen

Zwischen 450 und 500 Mitarbeiter sind am Standort Albstadt tätig, wo laut Personalchef Matthias Letsch derzeit die Devise gilt: Lieber mehr einstellen, und mehr ausbilden sowieso: Rund 30 Azubi – Industriekaufleute, Industriemechaniker, Mechatroniker, BA- und Kombistudenten – sollen verhindern, dass Assa Abloy so hart vom Fachkräftemangel getroffen wird, wie viele andere Firmen. Am Standort des Goldmedaillen-Gewinners im konzernweiten Audit "Operation Excellence Assessment" ist die Ausbildung gut und die Fluktuation praktisch nicht messbar, wie Letsch, Jochen Lohmüller, Manager für die Weiterentwicklung interner Prozesse und designierter Nachfolger von Werksleiter Siegfried Weber, sowie Kommunikationschef Mathias Leichtle betonten.

Längst bekannter als früher – das hilft

Das einst größte Problem – die Marke bekannter zu machen um Mitarbeiter für den ländlichen Raum zu finden – haben sie als Hauptsponsor des Albstadt Bike Marathon und mit der Gründung eines eigenen Teams inzwischen gelöst.

Im Mai lag die Arbeitslosenquote im Zollernalbkreis bei 3,2 Prozent. Von den 3429 Arbeitslosen – 35 mehr als im Vormonat – lebten 1521 in Albstadt, 1019 in Hechingen und 889 in Balingen, wobei zu beachten ist, dass sich die Erfassung ukrainischer Geflüchteter mit 130 bemerkbar macht – die meisten leben in Meßstetten und damit im Bereich Albstadt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Quote um 0,6 Prozentpunkte und um 723 Personen zurückgegangen.

Auf Rekordniveau: die Zahl der offenen Stellen

1266 Personen – davon 485 zuvor Erwerbstätige – sind im Mai arbeitslos geworden, 1354 Arbeitslose haben eine Stelle gefunden. 894 offene Stellen sind der Arbeitsagentur im Mai gemeldet worden, 5006 Stellen sind im Agenturbezirk derzeit als offen gemeldet – Rekord.

Insgesamt liegt die Arbeitslosigkeit noch unter Vor-Krisen-Niveau, wie aus Gehrings Zahlenwerk hervorgeht, die Nachfrage nach Arbeitskräften liegt dafür höher, wobei die Metallbearbeitung, Maschinenbau- und Betriebstechnik, der Verkauf, Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege am dringendsten Arbeitskräfte suchen. Für 52,8 Prozent der offenen Stellen werden Fachkräfte gesucht, für 31,9 Prozent Hilfskräfte und für 15,4 Prozent Experten respektive Spezialisten.

Für Ungelernte wird es schwieriger

70 190 Menschen waren im Mai im Zollernalbkreis erwerbstätig – 19,7 Prozentpunkte mehr als 2010. Allerdings sinkt die Zahl der Arbeitsplätze für Ungelernte. Verglichen mit dem Stand von Juni 2010 liegt die Zahl der Arbeitsplätze für sie nur noch bei 93,9 Prozent, während die Zahl der Stellen für Akademiker auf 162,9 Prozent gestiegen ist, für Personen mit anerkannten Berufsabschluss auf 115,7 Prozent.

Die Zahl freier Ausbildungsstellen lag im Mai im Zollernalbkreis bei 1523, von denen 838 unbesetzt waren. 374 Bewerber blieben unversorgt.

Noch 270 Betriebe in Kurzarbeit

Und wie sieht es mit Kurzarbeit aus? In Spitzenzeiten der Corona-Krise hätten 3000 Betriebe im Arbeitsagenturbezirk Kurzarbeit gemeldet, rund 30 000 Arbeitnehmer seien davon betroffen gewesen. Aktuell seien es noch 270 Betriebe, was nicht unwesentlich an unterbrochenen Lieferketten liege. "Wenn in Shanghai der Hafen dicht macht, ist das für uns ein Problem", kommentierte Letsch. Laut Lohmüller versucht Assa Abloy deshalb, die Materialbestände aufzubauen – was aber kaum möglich sei. Auf eine neue Corona-Welle im Herbst ist das Unternehmen jedoch vorbereitet: Als erste Firma im Zollernalbkreis sei Assa Abloy vom Betriebsärztlichen Dienst zertifiziert worden, "und wir können bei Bedarf wieder in den geänderten Modus umsteigen", so Lohmüller.