So sah der damals hochmoderne OP der 1967 eingeweihten Baetzner-Klinik über der Olgastraße aus. Foto: Digitalarchiv Schabert

3,8 Millionen Mark kostete der Bau der Baetzner-Klinik in Bad Wildbad Mitte der 1960er-Jahre. Das entdeckte jetzt der Calmbacher Geschichtsfreund Alfred Kiefer beim Digitalisieren der Unterlagen. Auch ein Ritterorden war daran beteiligt.

Bad Wildbad - Vor 55 Jahren wurde in Wildbad das aus einer kleinen Privatklinik entstandene neue Baetzner-Krankenhaus oberhalb der Olgastraße eingeweiht. 1980 übernahmen dieses die Sana-Kliniken. Auch das Wildbader Rheumakrankenhaus kaufte die Gesellschaft 1998. Nach dessen Abriss baute der neue Träger 2002 an deren Standort und an der König-Karl-Straße die neue Sana-Klinik. Nach gerade zwanzig Jahren wurde diese im Sommer 2022 geschlossen.

Noch bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen berichtete der damalige Chefarzt Stefan Sell 2012, dessen Wirkungsstätte seit 2015 die RKH-Kliniken in Neuenbürg sind, inzwischen gebe es jährlich im Schnitt 700 Gelenkersatz-Operationen. 2002 seien lediglich 100 künstliche Gelenke eingesetzt worden.

1951 hatte der Arzt Karl Baetzner (1912 bis 2000), ein Sohn des gleichnamigen, von 1905 bis 1933 erfolgreich wirkenden Stadtschultheißen und Ehrenbürgers, in einem benachbarten Haus etwas unterhalb vom späteren Krankenhaus-Neubau seine erste Klinik eingerichtet.

Interessanter Bericht

Einen interessanten Bericht über die Anfänge der Baetzner- und damit der Sana-Klinik in Wildbad fand jetzt beim Digitalisieren und Ordnen von Unterlagen für den Kreisgeschichtsverein Calw und das Archiv der Gemeinde Höfen Alfred Kiefer. Der in diesem Feld ehrenamtlich wirkende Calmbacher Geschichtsfreund nahm sich der großen, vorsortierten Sammlung an, die ihm die durch ihre Kindheits-Wurzeln dem Enztal verbundene Sibylle Dorn aus Zürich übergab. Dabei entdeckte er in Heft eins von 1968 der Schrift "Johanniter-Orden" einen interessanten Beitrag über die Entstehungszeit der Baetzner-Klinik. An der Trägergesellschaft beteiligt war außer dem Gründer und Facharzt für Chirurgie, Karl Baetzner, die Württemberg-Badische Genossenschaft des Johanniter-Ordens, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter reichen.

Ab Mitte Mai 1967 bot die "gegenwärtig modernste Privatklinik der Bundesrepublik in Wildbad" laut dem Artikel "modernste Möglichkeiten ärztlicher Diagnostik und Betreuung mit allen Behaglichkeiten und Bequemlichkeiten". Weiter erläutert der Bericht: "Das Werk ist durch die Privatinitiative des Ehrenritters Dr. med. Karl Baetzner, Facharzt für Chirurgie und Chefarzt dieses Hauses, zustande gekommen. Alle Kranken der 3. Klasse sind in Zweibett-Zimmern untergebracht, die der 2. Klasse liegen durchweg einzeln und haben je einen eigenen Balkon. Den Patienten der 1. Klasse stehen Appartements mit eigenem Bad und WC zur Verfügung."

Moderne Geräte

Weiter wird von einer Ausstattung mit modernen medizinischen Geräten, einer Wachstation mit Daten-Fernübertragung, Labor und zwei großen Operationssälen berichtet. Auch das Pflegepersonal wurde 1967 nicht vergessen: Im siebten Obergeschoss gab es für sie, "sehr hübsch gelegen, die Schwesternzimmer mit einem geräumigen Aufenthaltsraum". Gekostet hat die moderne Klinik damals knapp 48 000 Mark pro Bett. Rechnet man den Betrag auf die 80 Betten um, kommt man auf die in jenen Tagen für einen Krankenhausbau günstige – und doch für die damalige Zeit recht stattliche – Summe von rund 3,8 Millionen Mark. Es kommt nicht von ungefähr, dass dem Ehrenritter des Johanniterordens Karl Baetzner von seiner Heimatstadt die Ehrenbürgerwürde verliehen worden ist. Er führte die Klinik sehr patienten- und besucherfreundlich.

Von einer Zwischennutzung als Senioren-Unterkunft während des Abrisses des Ludwig-Uhland-Stifts und des Neubaus der Ludwig-Uhland-Residenz 2018 über rund drei Jahre hinweg abgesehen, steht die ehemalige Muster-Privatklinik seit dem Umzug der Sana-Klinik leer. Wie bei jedem länger ungenutzten Gebäude wird die Zukunft des Hauses wohl von Jahr zu Jahr ungewisser.