Überall sind Akkus drin – bis hin zur E-Zigarette – und diese können nicht nur brennen, sondern regelrecht explodieren. Sie sollten deshalb nicht beschädigt und vor allem fachgerecht entsorgt werden. Foto: Karina Eyrich

Lithium-Ionen-Akkus sind brandgefährlich – erst recht, wenn sie – verbotenerweise – in den Hausmüll und damit in die Zerkleinerungsanlage der Abfall-Sortierung geraten. Das kann explosive Konsequenzen haben.

„Die Belastung für uns alle ist enorm“, sagt Alexander Korn. „So enorm, dass ich nachts nicht mehr schlafe.“ Der Geschäftsführer der Firma Korn Recycling und sein Prokurist Wolfgang Kowalczyk haben ein Problem, das sie alleine nicht lösen können: Immer öfter landen Lithium-Ionen-Akkus, die in mehr und mehr Alltagsgegenständen verbaut werden, im Abfall, und wenn sie beschädigt werden, beginnen sie nicht nur zu brennen, sondern regelrecht zu explodieren.

Gerade in jüngster Zeit waren sie Ursache mehrerer Brände, die für die Firma, aber auch für die Umwelt und die Feuerwehrleute, Konsequenzen haben: Diese müssen ausrücken und löschen, der Geruch verbrannten Abfalls entweicht – es ist kontraproduktiv für das Ziel der Firma, die Umwelt zu entlasten, indem sie Wertstoffe im Abfall trennt und der Wiederverwendung zuführt. Von den Kosten für die Schäden ganz zu schweigen – seit dem Großbrand 2009 wird das Unternehmen nur gegen hohe Selbstbeteiligung versichert, obwohl es die damals modernste Sicherheitstechnik eingebaut hatte.

Firmenchef Alexander Korn, Produktionsleiter Christian Seeling und Wolfgang Kowalczyk, Mitglied der Geschäftsführung, horten 1,2 Millionen Liter Löschwasser und 14 000 Liter Löschschaum. Foto: Eyrich

„Täglich zwei Brände – das geht an die Substanz“

„Wir haben täglich zwei Brände“, sagt Korn, „und unsere Sicherheits- und Röntgentechnik entdeckt die meisten Entstehungsbrände.“ Die Sprinkler- und Löschanlagen, die den Albstädter Betrieb zu einem der sichersten weltweit machen und aus einem unterirdischen Tank mit 1,2 Millionen Litern Wasser – so viel wie in einem Olympia-Schwimmbecken – gespeist werden, springen dann sofort an, und auch die hausinterne Feuerwehr ist zur Stelle. „Wir haben sehr gut ausgebildete Brandschutzhelfer und Mitarbeiter, von denen viele auch aktive Feuerwehrleute sind“, sagt Korn, selbst Gruppenführer bei der Abteilung Ebingen. Außerdem nennt die Firma ein Feuerwehrauto ihr Eigen.

Aber manchmal gerät eben doch ein Akku in den Vorzerkleinerer – das lasse sich nicht vermeiden angesichts der teilweise geringen Größe dieser Abfall-Stücke, die in jedem Fall fachgerecht entsorgt werden sollten (siehe Info), erklärt Kowalczyk. Die Videos, die er zeigt, machen das Problem deutlich: Rasend schnell entzünden sich Akkus, wenn deren Hülle verletzt wird, da braucht ein Handy, ein Laptop oder eine elektrische Zahnbürste nur zu Boden fallen. In Ebingen war im März 2021 der Akku eines Smartphones explodiert – in einer Wohnung; die Feuerwehr musste ausrücken.

Viel Geld investiert Alexander Korn in Sicherheitsanlagen, ist selbst – wie viele in seinem Team – ausgebildeter Feuerwehrmann und hat ein Feuerwehrauto für den raschen Einsatz angeschafft, falls die Löschanlage in der Abfall-Sortierung nicht reicht. Foto: Eyrich

Zur Routine wird der Brandfall nie

Pro Tag brenne es in rund 30 deutschen Recycling-Anlagen, sagen Korn und Kowalczyk, „aber es ist keineswegs so, dass wir das routinemäßig händeln“. Die Nerven bei ihnen und ihrem Team liegen inzwischen blank, denn auch für die Mitarbeiter besteht Gefahr – ebenso wie für die Fahrer von Abfall-Lastern, in denen Akkus transportiert werden.

Nicht alle sind so konsequent

„Es gibt nur eine Hand voll Anlagen in Deutschland, die mit dieser Konsequenz wie wir Sicherheitstechnik anwenden“, sagt Korn, der längst mit Forschungsinstituten und Start-up-Firmen kooperiert, um die Entwicklung der Sicherheitstechnik voranzutreiben. Fünf Millionen Euro hat er selbst darin investiert, um überhaupt versichert zu werden.

„Unsere Wunschvorstellung ist ein Pfand-Rücknahmesystem“, doch politisch sei das nicht gewollt. Bis eine Technik entwickelt sei, die Akkus restlos entdecke und rechtzeitig herausfische, werde es noch dauern. Bis dahin müssen Alexander Korn und sein Team weiter die dauernde nervliche Belastung ertragen – und investieren, wie etwa in bessere Löschmittel, die schnelleres Löschen gewährleisten. All das nur, weil sie sich zum Ziel gesetzt haben, aus Wohlstandsmüll möglichst viele Wertstoffe zurückzugewinnen und damit die Umwelt zu entlasten.

Was jeder über Akkus und ihre fachgerechte Entsorgung wissen sollte

Lithium-Ionen-Akkus
 sind in immer mehr Alltagsgegenständen verbaut: Vom Taschenrechner über Lampen, Zahnbürsten, Smartphones, Laptops, Kinderspielzeug, Schraub- und Bohrmaschinen bis hin zum Staubsauger, Schuhen mit blinkenden Lämpchen in der Sohle, E-Zigaretten und sogar Grußkarten, die ein Geburtstagsständchen spielen, wenn man sie aufklappt.

Fachgerecht entsorgt
 werden müssen die Akkus je nach Gruppe, zu der sie gehören.

Batteriehaltige Geräte,
bei denen sich der Akku nicht entnehmen lässt – Tablets, E-Bücher und Laptops, Spielzeugautos, Hoverboards, elektrische Zahnbürsten und Rasierer, Smartphones und vieles mehr – gehören in einen separaten Behälter auf einem Wertstoffhof. Diese Geräte dürfen nicht in einen Abrollcontainer geworfen werden, wie sie auf Wertstoffhöfen stehen. Das Personal auf dem Wertstoffhof hilft bei der Orientierung.

Akkus,
die sich entnehmen lassen, müssen auf dem Wertstoffhof oder in Batterie-Sammelbehältern entsorgt werden. Solche gibt es auf Wertstoffhöfen, als separates Fach in Flaschen-Abfallcontainern und beim einschlägigen Einzelhandel.

Kleinere Geräte
– Elektroschrott und Geräte mit Akkus – muss der einschlägige Einzelhandel zurücknehmen – nicht nur der Händler, bei dem sie gekauft wurden. Obwohl sie gesetzlich verpflichtet sind, bieten aber nicht alle Händler und Märkte diesen Service an.

Einmal-Batterien
sollten bis zur Entsorgung so gelagert werden, dass sich die Enden nicht berühren können, wobei es zwei Möglichkeiten gibt: 1. Die Batterien nicht in ein Behältnis werfen, sondern nebeneinander legen, mit den Enden in eine Richtung. 2. Die Enden mit Tesa-Band abkleben.

Wenn ein Akku brennt,
gilt: mit Wasser löschen oder eine Brand-Decke – erhältlich im Fachhandel – darüber werfen. Fehlt der Sauerstoff, erstickt der Brand.

An Ladegeräten
sollten immer nur jene verwendet werden, die der Hersteller eines Akku-betriebenen Gerätes mitliefert oder empfiehlt.

Fällt ein Gerät,
das einen Akku enthält, mal zu Boden, sollte der Besitzer es in den nächsten Stunden nicht aus den Augen lassen, so die Fachleute.