Das Methadon in den Getränken hat den Opfern geschadet. Foto: M.Rode-Foto – stock.adobe.com

48-Jährige leidet unter multiplen Persönlichkeitsstörung. Schwere Körperverletzung in zehn Fällen.

Albstadt/Hechingen - Drei Jahre muss eine Frau aus dem Albstädter Umland ins Gefängnis. Das Amtsgericht Hechingen befand die 48-Jährige für schuldig, ihren Kollegen in einer Apotheke in Albstadt über Jahre hinweg heimlich Methadon in deren Getränke geträufelt zu haben.

"So etwas hatten wir noch nie zu bewerten", brachte der Richter bei der Urteilsbegründung seine Gefühle zum Eindruck. Seit 2014 hat eine 48-jährige Frau aus einer Umlandgemeinde in einer Albstädter Apotheke wohl ihre Arbeitskollegen und ihre Vorgesetzten vergiftet. Zur Verhandlung standen vor dem Hechinger Amtsgericht nun zehn Fälle.

Frau leidet unter multiplen Persönlichkeitsstörung 

Die Angeklagte war geständig, räumte die Taten ein. Warum sie sie beging, konnte die Frau, die unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet, hingegen nicht sagen. Streit gab es wohl keinen, auch wurde sie von ihren Kolleginnen nicht gemobbt. Vielmehr habe sie ihnen "Elend zugefügt, in der verzweifelten Hoffnung, sich etwas besser zu fühlen", wie es ihr Verteidiger in seinem Plädoyer formulierte. Mit fatalen Folgen: Die Vergifteten – Methadon wird in der Medizin als Ersatzstoff für Opiate eingesetzt – zeigten zum Teil verheerende Symptome. Sie litten unter Sehstörungen und Benommenheit, Schwindel und Übelkeit. Eines der Opfer musste sich innerhalb einer Stunde 17 Mal übergeben.

Es hätte noch schlimmer kommen können, denn die Frauen fuhren nach der Arbeit in Unkenntnis ihrer Drogenbeeinflussung mit dem Auto nach Hause. Das hätte zu tödlichen Unfällen führen können, wie einer der insgesamt drei Nebenkläger anführte. Im Falle einer Polizeikontrolle hätten sie außerdem ihre Approbation verlieren können.

Aufgrund ihrer massiven, immer wiederkehrenden körperlichen Aussetzer machten die Opfer ein Martyrium durch, befand der Nebenkläger. Sie seien teilweise von Arzt zu Arzt gegangen, ohne dass eine Diagnose gestellt werden konnte. Eine der Frauen wollte sich in ihrer Not gar die Schilddrüse entfernen lassen. "Das Leben wurde auf den Kopf gestellt", sagte der Anwalt.

Schwere Körperverletzung in zehn Fällen

"Was passiert ist, tut mir leid", wandte sich die Angeklagte an ihre ehemaligen Kolleginnen. "Es war ein falscher Weg der Behandlung dieses Leids. Das werde ich mir mein Leben lang vorwerfen", bedauerte die 48-Jährige, die letztendlich 2018 durch Videoaufnahmen überführt worden war.

Das Schöffengericht verurteilte die Frau schließlich zu einer Haftstrafe von drei Jahren wegen schwerer Körperverletzung in zehn Fällen. "Es ist aber davon auszugehen, dass es zu deutlich mehr Taten gekommen ist", war sich der Richter sicher. Und er machte auch klar: "Es spricht nicht besonders viel dafür, dass Sie jemals wieder in ihrem Beruf arbeiten können." Die Frau nahm das Urteil gefasst auf.