Der modernisierte Biologiesaal wird als gutes Beispiel gezeigt. Foto: Cools

Das Sulzer Albeck-Gymnasium erfreut sich – unter anderem dank des G9-Angebots – bei Schülern und Lehrern großer Beliebtheit. Ein paar Probleme gibt es dort aber trotzdem, darunter sanierungsbedürftige Fachräume und Ratten.

Sulz - Auch wenn es bis Weihnachten noch eine Weile dauert, ging es im Sulzer Gemeinderat schon um eine Wunschliste: die des Albeck-Gymnasiums. Vor der Klausurtagung des Gemeinderats wollten sich die Stadträte, von denen sich einige an ihre eigene Schulzeit im Albeck-Gymnasium erinnerten, bei einem Rundgang darüber informieren, was es in Sachen Sanierungen zu tun gibt. Gleiches hatte man bereits im Sommer in der Lina-Hähnle-Realschule und der GWRS Sulz getan.

Architektonisch hochwertig

Los ging es im Foyer in Gebäude A aus dem Jahr 1967. Laut Stadtbaumeister Reiner Wössner handelt es sich um ein architektonisch hochwertiges Bauwerk, das robust sei und in den vergangenen Jahrzehnten bemerkenswert wenig gelitten habe. Tropenhölzer und Sichtbeton seien hier verbaut worden – heutzutage aufgrund der enormen Kosten undenkbar, meinte Wössner.

Energetisch saniert sei das Gymnasium zu 100 Prozent. Geheizt werde mit Fernwärme aus der Biogasanlage im Enkental.

Froh sei man im Gymnasium über die Mensa als multifunktionalen Raum, betonte Schulleiterin Katharina Lucke. Er könne zur Aula hin geöffnet werden, was eine beidseitige Benutzung der Bühne möglich mache. Bis zu 600 Personen könnten so insgesamt Platz finden.

Ratten in der Decke

Exemplarisch für weitere Räume sahen sich die Stadträte ein Klassenzimmer in Gebäude A an. Dort müsste der Deckenbereich erneuert werden, erklärte Alexander Wößner, Abteilungsleiter für den naturwissenschaftlichen Bereich und Sicherheitsbeauftragter. Zwischen den Holzpaneelen riesele Füllstoff aus der Decke herunter. Zudem verendeten dort oben immer wieder Ratten, deren Verwesungsgeruch dann in der Luft liege. Man plane, die Deckenelemente herunterzunehmen und zu säubern, erklärte Wössner.

Auf dem Weg zu den Fachräumen sprach Alexander Wößner noch die unzureichende Beleuchtung im Flur des ersten und zweiten Stocks an. Morgens sei es dort stockdunkel, was ein Sicherheitsrisiko bedeute. Reiner Wössner schätzte das Problem als nicht ganz so gravierend ein, meinte aber, man könne die Lichtschalter leicht zu Bewegungsmeldern umrüsten.

Brand und Sicherheitsrisiko

Im Physikraum, der noch aus dem Jahr 1967 stammt, wies Lucke auf die veraltete Elektrik und die Lehrerpulte hin. Das Leibniz-Gymnasium in Rottweil sei aus dem gleichen Jahr, und dort habe ein Tisch mal durch einen Kabelbrand plötzlich in Flammen gestanden. Der ganze Trakt habe letztlich neu gebaut werden müssen. "Das darf uns nicht passieren", machte sie deutlich. Teils "museale Technik" weisen auch die Chemiesäle des Gymnasiums auf. "Wenn man die Verdunklung herunterlässt, fliegen regelmäßig Sicherungen raus", meinte Wößner.

Braunes Wasser, Rauch im Raum

Im Chemievorbereitungsraum beklagte er zudem die uralten Wasserrohre. Manches Mal komme, wenn man Wasser für einen Versuch benötige, nur eine bräunliche Brühe aus dem Hahn, was bei den Schülern natürlich für Spott sorge. Zudem sei das Wasser einmal quer aus dem Hahn geschossen.

Ein anderes Problem sei ein nicht mehr funktionsfähiger Abzug. So habe er nach einem Versuch mit Schwefel unter dem Abzug schier einen Erstickungsanfall erlitten, weil der Rauch in den Raum gezogen sei.

Einen kurzen Ausflug machte der Gemeinderat noch in den Kunstraum. Decken, Lichter und der Boden hätten auch dort bald eine Erneuerung nötig, meinte Schulleiterin Lucke. Den Biologiesaal, der 2016 erneuert wurde, wurde als gutes Beispiel für einen modernen naturwissenschaftlichen Raum gezeigt.

Kosten im siebenstelligen Bereich

In den vergangenen Jahren habe sie immer wieder kommuniziert, dass Sanierungen der anderen naturwissenschaftlichen Räume dringend nötig seien, meinte Lucke. Stadtbaumeister Wössner erklärte, man müsse pro Raum mit Kosten in Höhe von 200 000 Euro rechnen, was insgesamt Kosten im siebenstelligen Bereich bedeute. Zudem benötige man für die Planung und Zuschussanträge mindestens ein Jahr Vorlauf.

Die größte "Baustelle" im Gymnasium ist laut Lucke der Raum, der eigentlich für Bio-Praktika ist, aber derzeit interimsweise für den NWT-Unterricht genutzt wird. Der nötige Sicherheitsabstand von 1,5 Metern könne nicht eingehalten werden, so dass die Schüler beim Bohren, Sägen und Fräsen Rücken an Rücken stünden.

NWT ist sehr beliebt

Dabei ist das Profil sehr beliebt. Zwei Drittel der Schüler wählen in Sulz ab der neunten Klasse NWT, nur ein Drittel das sprachliche Profil und damit Spanisch. Lediglich 28 NWT-Stunden könnten derzeit im Fachraum unterrichtet werden. Für die restlichen 30 Stunden müsse man auf andere Räume ausweichen, was bedeute, dass die Schüler teilweise keine Maschinen zur Verfügung hätten, erklärte Lucke. So könne der Bildungsplan nicht umgesetzt werden. "Das ist, als würde ein Schreiner seine Möbel in einer Fahrradwerkstatt bauen müssen."

Ein zweiter Fachraum fehle dringend. Spätestens 2025 brauche man diesen, denn ab da muss NWT als Basis- beziehungsweise Leistungskurs angeboten werden. Erste Priorität habe also der NWT-Bereich, gefolgt von den Physiksälen und den Chemiesälen.

Gleichbleibend hohe Schülerzahlen

Lucke verwies darauf, dass das Gymnasium ein Aushängeschild der Stadt sei. Dank des G9-Angebots ohne Nachmittagsunterricht in den Klassen 5 bis 8, was man bei allseitiger Zustimmung weiterführen will und was den langen Anfahrtswegen der Schüler entgegenkomme, habe man seit 2012 gleichbleibend hohe Schülerzahlen.

Zudem habe man 2021 acht neue Lehrerkollegen bekommen, die teilweise aufgrund persönlicher Versetzungswünsche nach Sulz gekommen seien, was ebenfalls für die Schule spreche.

Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat André Amon erklärte Katharina Lucke, der Stadt lägen insgesamt 63 Meldebögen mit gewünschten Sanierungen vor – da sei aber von der Steckdose bis zum Großprojekt alles vermerkt. Sicherheitsrelevante Dinge hätten natürlich Priorität.