Genügend zu fressen und wärmer wird es auch: Ratten fühlen sich hierzulande immer wohler. Foto: © Silvio Heidler - Adobe stock

Quer durch den ganzen Schwarzwald sind Ratten eine Plage. Tendenz: vielerorts zunehmend. Ein Kammerjäger gibt im Gespräch mit unserer Redaktion Tipps, was gegen die lästigen Schädlinge hilft.

Oberndorf - "Die Nager genießen den Klimawandel mit milderen Wintern und den vielerorts reich gedeckten Tisch in Form von gelben Säcken mit Lebensmittelresten", weiß Jürgen Dobusch als Chef der Schädlingsbekämpfungsfirma PSD aus Ludwigsburg. Er und seine Kollegen sind in ganz Baden-Württemberg aktiv – und können über mangelnde Arbeit nicht klagen.

Was spielt den Ratten in unseren Städten und Dörfern in die Hände?

Das ist vor allem der Klimawandel, der im Winter bei weniger harten Temperaturen mehr Tiere überleben lässt. Die Schädlinge vermehren sich bei idealen Bedingungen rasend schnell. Nach vier Monaten sind sie geschlechtsreif und können bis zu drei Würfe im Jahr haben, mit wiederum bis zu acht Jungen pro Wurf, erklärt Jürgen Dobusch. Aus einem Rattenpaar könnten so theoretisch bis zu 1000 Nachkommen entstehen – pro Jahr.

Was hilft den Ratten noch?

"Sie finden bei uns in vielen Kommunen quasi prall gefüllte Kühlschränke, in Form von bergeweise gelben Säcken, die oft tagelang im Freien herumstehen“, sagt der Schädlingsbekämpfer. Die hauchdünnen Säcke sind für die Ratten null Hindernis. Mit ihren Schneidezähnen, die ständig nachwachsen, nagen sie selbst problemlos Müllcontainer aus Kunststoff auf und holen sich aus Biomülltonnen ihre Leckereien.

Seit wann nimmt die Rattenpopulation bei uns zu?

Für Dobusch ist das klar: seit der Wirtschaftskrise 2008. Da seien in vielerorts die Gelder gestrichen worden, auch bei der Schädlingsbekämpfung.

Täuscht es, oder tauchen Ratten immer öfter auch am Tag auf?

"Ja, das stimmt", sagt Dobusch. "Die Tiere verlieren immer mehr ihre Scheu und tauchen auch tagsüber auf.“ Er berichtet von einer Wirtschaft, in der den Gästen Ratten über die Füße gelaufen seien. Oder von der Stuttgarter Königsstraße, wo man die Nager auch schon tagsüber entdecken könne. Zumeist seien die Tiere aber nachts unterwegs, im Schutz der Dunkelheit, wenn’s ruhig ist und sie Gefahr schneller bemerken können.

Woran sieht man, dass man ein Rattenproblem hat?

Gar nicht so einfach. Selbst ein schwerer Befall sei für den Laien nicht sofort zu erkennen. Achten kann man aber auf klare Spuren wie Rattenkot, Nester, Nagespuren und natürlich tote Tiere.

Warum können Ratten gefährlich werden?

Sie zählen zu den gefürchtetsten Gesundheitsschädlingen und können Dutzende verschiedene Krankheiten übertragen. Im Kot kann beispielsweise auch nach Tagen noch das Hantavirus lauern, das Kreislauf und Nieren schädigen kann. Deshalb ist beim Aufräumen von Kellern und Schuppen besondere Vorsicht geboten, wenn man Hinterlassenschaften von Ratten und Mäusen entdeckt: Gut lüften, Schutzmaske tragen und keinen Staub aufwirbeln!

Was nagen sie kaputt?

So ziemlich alles, was sie interessiert. Mit ihren scharfen Zähnen können sie Tonrohre durchnagen, Alubleche, Kunststoffbehälter, auch Mörtel fressen sie an. Immer wieder wird Jürgen Dobusch auch zu Firmen gerufen, bei denen Ratten Kabel durchgenagt haben. „In digitalen Zeiten kann dies für Unternehmen zur Katastrophe werden, wenn durch Nagerbefall Datenleitungen gekappt oder Schaltschränke lahmgelegt werden. Wenn die wegen eines Kurzschlusses brennen, ist das verheerend“, schildert Dobusch aus seiner Arbeit.

Muss ich melden, wenn ich eine Ratte finde?

Sollte man. „Private Hausbesitzer und Gewerbebetriebe, die Rattenbefall auf ihren Grundstücken festgestellt haben, werden gebeten, dies an das Ordnungsamt mitzuteilen, damit der dortige öffentliche Bereich verstärkt mit Giftködern belegt werden kann“, informiert das Service-Portal des Landes auf seiner Homepage.

Was kann ich direkt gegen Ratten tun?

Da gibt es viele einfache Tipps: Man sollte grundsätzlich keine Essenreste in der Toilette runterspülen, denn das freut die Ratten in der Kanalisation. Futterstellen für Haustiere sollten für Ratten unzugänglich platziert werden. Vogelhäuschen sollte man nicht überquellend befüllen, das lockt die Nager an. Komposthaufen im Garten sollten nicht mit Lebensmittelabfällen befüllt werden.

Wie verscheuche ich die Tiere im Garten?

Terpentin oder Essig auf Laufwegen und Nesteingängen soll angeblich helfen, auch ausgestreutes Chili- oder Chayennepfefferpulver, andere schwören auf uringetränktes Katzenstreu. Versuchen kann man es auch mit Fallen, in denen Ratten je nach Bauart tot oder auch lebendig erwischt werden.

Und wenn die Viecher überhand nehmen?

Dann sollte man sich an die örtlichen Behörden wenden oder einen professionellen Schädlingsbekämpfer zu Hilfe ziehen, empfiehlt das Service-Portal des Landes unter www.service-bw.de. Suchwort „Ratten“ eingeben, örtliche Infos werden angezeigt.

Was macht die PSD?

Jürgen Dobusch ist Kammerjäger und Geschäftsführer der PSD Schädlingsbekämpfung GmbH mit Sitz in Ludwigsburg, die sich seit fast 20 Jahren auf die Bekämpfung von Schädlingen spezialisiert hat. Mit 18 Mitarbeitern kümmert er sich um den Befall durch Ratten, Mäuse, Kakerlaken, Ameisen, Wespen, Käfer, Fliegen und die Taubenabwehr.