Kaspar Pfister, Claudia Kanz und Frank Schroft möchten endlich Nägel mit Köpfen machen und fiebern dem Baubeginn des Ärztehauses entgegen. Foto: Roth

Das Mammutprojekt Gesundheit- und Sozialzentrum der Benevit-Gruppe in der Hossinger Straße in Meßstetten kommt. Der Spatenstich für das Projekt verschiebt sich laut Bauherr Kaspar Pfister aber mindestens in den Spätsommer 2024.

Ursprünglich sollten zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Bewohner in den Neubau einziehen. Doch das seit Februar 2022 laufende Baugenehmigungsverfahren ziehe sich in Folge umfangreicher Stellungnahmen von Fachbehörden wie ein Kaugummi hin, wie Bauherr Kaspar Pfister von der Benevit-Gruppe aus Mössingen frustriert erklärt.

Weiteres Manko: der Modellstatus des „Stambulanten Pflegekonzeptes“ im Sozialgesetzbuch, das in Meßstetten umgesetzt werden soll. Bevor das „Stambulante Pflegekonzept“ nicht gesetzlich als Regelleistung verankert ist, könne der Neubau nach seinen bisherigen Planungen nicht realisiert werden. Pfisters Ärger auf die Bundespolitik ist groß: „Obwohl das Sozialministerium in Person von Minister Manne Lucha sowie kommunale Behörde und Fachverbände vom Konzept der ’Stambulanten Pflege’ überzeugt sind, bleibt die Bundespolitik tatenlos und verlängert jährlich den Modellstatus.“ Doch: Pfister ist zuversichtlich, dass bis Ende des laufenden Jahres Vernunft bei den Verantwortlichen einkehrt. Dann könne der Gemeinderat mit dem Satzungsbeschluss den Startschuss für das 17 Millionen Euro teure Projekt in der Hossinger Straße fällen. Sonst droht Plan B – und baurechtliche Änderungen werden nötig.

Gebäude genügen höchsten Energieeffizienzstandards

Den Teufel an die Wand malen will Pfister aber nicht – vielmehr betont er den Benevit-Pioniergeist, der mit dem Projekt durch Meßstetten weht. Das Gesundheitszentrum in Meßstetten ist einzigartig. Das Neubauprojekt besteht nämlich aus zwei Gebäudekomplexen. In einem „Ärztehaus“ bietet sich auf 2120 Quadratmetern Platz für acht Einheiten. „Mit vier Ärzten gibt es bereits konkrete Gespräche über eine Ansiedlung in Meßstetten“, verkündet Pfister. Dazu soll eine Apotheke, eine Tagespflege für Senioren sowie ein städtischer Kindergarten und eine Sozialstation ihren Platz dort finden.

56 Wohneinheiten für Senioren

Das zweite Gebäude wiederum bringt laut aktueller Planung die „Stambulante Pflege“ nach Meßstetten. 56 Wohnplätze für Senioren sowie neun barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnungen sind auf 3330 Quadratmetern untergebracht, wie Claudia Kanz, Investitions- und Gebäudemanagerin der Benevit-Gruppe und gleichzeitig Pfisters Tochter, ausführt.

Die Gebäude genügen höchsten Energieeffizienzstandards. Strom wird beispielsweise von der eigenen Photovoltaikanlage und mittels Geothermie bezogen. Der Hintergrund: „Wir wollen die Mieten niedrig und die Einheiten somit attraktiv halten.“ Pfisters Devise: Wenn schon wenig Personal auf dem Markt ist, dann ist das Arbeitsumfeld mitentscheidend.

„Gewinn für die Bürger der Stadt Meßstetten“

Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft ist froh, in Person von Pfister und der Benevit-Gruppe einen verlässlichen Partner an der Seite zu haben. „Meßstettens Bürger können sich auf eine gute Versorgung im Alter freuen. Gerade in Zeiten von Ärztemangel im ländlichen Raum ist das Sozial- und Gesundheitszentrum ein großer Gewinn für die Stadt.“ Er bittet die Bürger um Geduld – und erteilt Gerüchten in der Bürgerschaft, dass das Projekt wegen fehlender Eigentumsrechte bezüglich des Bauplatzes eine Absage. „Da ist alles in trockenen Tüchern.“

Läuft nun alles wie am Schnürchen, könnten nach zwei Jahren Bauzeit die ersten Bewohner einziehen. Die Plätze sollen indes Meßstetter Bürgern vorbehalten sein. „Alt werden möchte man schließlich in der Heimat“, sind sich Schroft und Pfister einig.

„Stambulante Pflege“

Die Benevit-Gruppe
 ist mit ihrem Modell „Stambulante Pflege“ bereits im Jahr 2016 in Wyhl am Rhein im Landkreis Emmendingen gestartet. Das Pflegekonzept sieht Kaspar Pfister als zukunftstauglich an, da der Personalmangel in der Ärzte- und Pflegebranche berücksichtigt wird.

Stambulant
 steht für die Kombination von ambulant und stationär. Die Pflegebedürftigen leben in Hausgemeinschaften und bringen sich je nach Möglichkeit bei den hauswirtschaftlichen Arbeiten ein. So können sich Senioren beim Wäschewaschen oder Kochen aktiv beteiligen. „In unseren Einrichtungen geht es den Bewohnern dadurch besser“, so Pfister. Hinzu kommt eine finanzielle Erleichterung. Durch die stambulante Betreuung sinkt der Eigenanteil um bis zu 1000 Euro monatlich. Auch Angehörige können sich je nach Wunsch einbringen und erhalten von der Pflegekasse ein ambulantes Pflegegeld.