Am Calwer ZOB gab es am Anfang der Umstellung ein Wirrwarr. Foto: Fritsch

Der Fahrplanwechsel im Kreis Calw zum 1. Januar hat dem Kreis Calw vor allem eines eingebracht: Ärger. Es hagelte Beschwerden über falsche Fahrpläne, gekappte Verbindungen und kritische Knotenpunkte (wir berichteten). Zurück blieben oft frustrierte Fahrgäste.

Kreis Calw - Michael Stierle, zuständiger Dezernatsleiter, zeigte sich im Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss reumütig: "Ich weiß: Es ist nicht alles optimal gelaufen."

Und dennoch wollte Landrat Helmut Riegger den ÖPNV-Neustart zum Jahreswechsel nicht in Bausch und Bogen verdammt sehen. Freilich, man habe Fehler gemacht, aber "zum größten Teil" funktionierten die neuen Linien gut.

Rexer-Gruppe musste Insolvenz anmelden

Hintergrund: Zum 1. Januar haben eine Bietergemeinschaft, die Bahn-Tochter RAB und das Unternehmen Klumpp und Süsser, die zwei Linienbündel Mitte und Südost übernommen, die den Löwenanteil des Öffentlichen Nahverkehrs im Kreis ausmachen. Der Wegfall der Rexer-Gruppe, die zuvor diese Linien bediente, aber Insolvenz anmelden musste, kam bei diesem Betriebsübergang erschwerend hinzu. Normalerweise, so Stierle, tauschten sich bei einem solchen Wechsel der Alt- mit dem Neubetreiber aus. Aber in diesem Fall, durch die Rexer-Pleite, sei viel Knowhow verloren gegangen, auch wenn teilweise Personal, vor allem Busfahrer, zu den neuen Linienbetreibern überging.

Stierle machte im Rückblick seit dem Neustart gleich mehrere Problemfelder aus. Zum einen sei die Betriebsqualität "nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben". Zu oft veralteten Fahrplänen, die nicht aktualisiert worden waren, kamen falsche Fahrzeiten auf den Anzeigentafeln im Calwer ZOB hinzu. Die Fehlerquelle für das Wirrwarr am ZOB war schnell ausgemacht. Stierle: "Es war nicht 100- prozentig abgestimmt, wer welche Daten wohin liefert".

Deswegen habe sich jetzt die VGC eingeschaltet, um diese Startschwierigkeiten zu beheben. Aber Stierle stellte sich auch auf den Standpunkt: "Wir haben kein verschlechtertes Angebot". Im Gegenteil, meint er: "Gerade im ländlichen Raum haben wir massive Verbesserungen durch den Stundentakt. Zudem gebe der Kreis, so rechnete Landrat Helmut Riegger vor, seit diesen Umstellungen zweieinhalb Millionen Euro mehr für den ÖPNV aus.

Nichtsdestotrotz forderte CDU-Fraktionschef Jürgen Großmann eine Analyse, wie dieser Systemwechsel und auch die Vergabe zustande kamen, um so diese Start- und Umstellschwierigkeiten zu ergründen.

Steht der Kreis schlechter da als vorher?

Auch Kollege Volker Schuler (Freie Wähler) pflichtete bei: "Wir geben mehr Geld aus, wissen aber nicht, wohin es geht." In seinen Augen stünde man "deutlich schlechter als vorher da". Schuler machte übrigens selbst die Probe aufs Exempel und fuhr mit dem Bus quer durch den Kreis: von Ebhausen nach Würzbach. Seine Erkenntnis: Der ÖPNV hat "schon seine Tücken". Schuler saß übrigens die ganze Fahrt, hin und zurück, alleine im Bus. Im Ausschuss sagte Schuler: "Wir müssen aufpassen, dass diese gute Geschichte nicht einen negativen Touch bekommt."

Auch Johannes Schwarz von den Grünen forderte einen "großen Kraftakt" und erinnerte daran, dass der Kreistag eigentlich in Klausur gehen wollte, um das Thema ÖPNV voranzutreiben mit dem primären Ziel: neue Fahrgäste zu gewinnen. Auch das von der SPD-Fraktion geforderte Beschwerdemanagement soll ein Thema dieser Sondersitzung sein.

Landrat Riegger wollte diese Klausur eigentlich in Präsenz stattfinden lassen, jetzt wird es wohl oder übel coronabedingt nur via Bildschirme gehen. Und die Zeit drängt: Schon Mitte des Jahres soll die nächste Buslinie ausgeschrieben werden.