Keine Schüler in Sicht: Das ist das große Problem der Werkrealschule in Zimmern. Foto: Schickle

Zu wenige Anmeldungen: Bildungseinrichtung gehen Fünftklässler aus. Wie geht es jetzt weiter? Mit Kommentar.

Zimmern o. R. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Gerade einmal acht neue Kinder wollen nach den Sommerferien die Zimmerner Werkrealschule besuchen. Zum zweiten Mal in Folge fehlt es damit an den erforderlichen 16 Fünftklässlern. Und jetzt?

Sabine Rösner ist persönlich nach Zimmern gekommen, um über die Zukunft der Werkrealschule im Ort zu sprechen. Seit Januar leitet sie das staatliche Schulamt in Donaueschingen. In dem Posten muss sie schon mal schlechte Nachrichten überbringen. In Zimmern aber spricht die Situation für sich: Für die neue fünfte Klasse liegen lediglich acht Anmeldungen vor. Genauso viele Fünftklässler gibt es aktuell in der Einrichtung. Damit ist laut Schulgesetz die Sache klar: Jetzt müssen Schulamt und -träger, die Gemeinde Zimmern, gemeinsam schauen, wie es weitergeht. Im für Zimmern ungünstigsten Fall läuft die Werkrealschule aus.

"Die Grundschule stellt niemand infrage", erklärt Rösner gleich zu Beginn. Auch die Schüler, die bereits die Werkrealschule in Zimmern besuchen oder sich fürs neue Schuljahr angemeldet haben, sollen dort noch unterrichtet werden. Doch wie geht es weiter? "Sie und ich, wir haben die Verantwortung dafür", sagt die Schulamtsdirektorin in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.

Dabei hatte die Zimmerner Verwaltung bis vor einer Weile noch die Hoffnung, dass die Werkrealschule auch mit wenigen Schülern eine Zukunft haben könnte. Rösners Vorgänger im Amt, Günter Herz, habe zugesagt, dass Zimmern es mit Kombiklassen – dabei werden unterschiedliche Jahrgänge gemeinsam unterrichtet – probieren könne, erklärt Bürgermeister Emil Maser gleich mehrfach. "Darauf haben wir uns in Zimmern auch verlassen." So hätte die Gemeinde seiner Meinung nach mehr Zeit gehabt, um die Entwicklung der Schülerzahlen "etwas länger zu beobachten". Rösner indes habe klar gemacht, dass sie sich ans Schulgesetz halten muss und wird.

Darüber hinaus zeigt ein Blick zurück, dass das Problem in Zimmern kein neues ist. Die inzwischen erforderlichen 16 Anmeldungen für eine fünfte Klasse wurden schon im Schuljahr 2010/11 nicht erreicht. Entscheidend ist diese Marke jedoch erst seit dem Schuljahr 2014/15. Vor fünf Jahren sah es mit 14 Anmeldungen zwar noch relativ gut aus. Im Jahr später gingen aber nur sieben Anmeldungen ein, dann acht und für 2013/14 waren es zehn.

Folgende Aufgaben gibt es nun zu bewältigen: Zum einen muss sich die Schule überlegen, wie der Unterricht für die acht bereits angemeldeten neuen Fünftklässler aussehen wird.

Zum anden müssen Gemeinde und Schulamt schauen, wie es in Sachen Bildung in der Region aussieht. Welche Orte gehören dazu? Wie sieht es mit dem öffentlichen Personennahverkehr aus (schließlich müssten Zimmerner Schüler nach einer Schließung die weiterführenden Schulen auch erreichen können)? Sind in anderen Schulen überhaupt genügend Räume vorhanden, um die Zimmerner Kinder aufzunehmen?

Auch örtliche Gegebenheiten spielen eine Rolle: Etwa, wo Eltern zur Arbeit gehen oder welchen Abschluss sie für ihre Kinder anstreben. Und dann gebe es noch pädagogische Aspekte: Nur acht pubertierende Jugendliche in einer Klasse, das sei weder für Schüler noch Lehrer ein Vergnügen. Antworten auf diese Fragen soll es im Herbst geben.

Die Fragen, die sie hatten, können die Gemeinderäte am Dienstag gleich loswerden. Winfried Praglowski will beispielsweise wissen, wie es um die Busverbindungen steht: Nach Rottweil und Dunningen komme man leicht, nicht aber nach Villingendorf. "Das spielt eine wichtige Rolle", sagt Rösner, und müsse genau analysiert werden. Karl-Heinz Zimmer fragt, ob weniger Schüler auch weniger Lehrer bedeuten. Durch mögliche kombinierte Klassen, stünden der Schule mehr Stunden zu, lautet Rösners Antwort. Konkretes könne sie zur Lehrerversorgung aber noch nicht sagen. Konkret wird es ohnehin erst 2016: "Im März müssen wir wissen, wie’s weitergeht", erläutert die Schulamtsdirektorin.

Na so was: Brief an Minister Stoch soll’s richten

(vs). Die Schulamtsdirektorin kommt nach Zimmern? Diese Chance wollte sich ein junger Stettener nicht entgehen lassen. Der Erstklässler hatte gegenüber Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz erklärt, aber habe so wenige Schulferien. Seine Frage an Sabine Rösner: Was kann man da machen? Die Schulamtsdirektorin nichts, aber sie hatte zumindest einen Tipp parat: "Da muss er einen Brief an Herrn Stoch (Kultusminister Andreas Stoch) schreiben!"

Kommentar: Gravierend

Verena Schickle

Ohne Schüler ist die Zimmerner Werkrealschule überflüssig. Da braucht keiner drumherum zu reden, die Zahlen sprechen für sich. Das ist bitter, aber schlicht nicht zu ändern. Eigentlich kann es sich weder das Land noch die Kommune leisten, eine Bildungseinrichtung zu unterhalten, die nicht genutzt wird. Und für die Schüler ist es nicht gerade von Vorteil, wenn sie in Minigruppen unterrichtet werden und unter Dauerbeobachtung des Lehrers stehen, statt sich in einer Klassengemeinschaft einbringen zu können. Logisch ist es deshalb allemal, eine Schließung in Betracht zu ziehen. Die Logik allerdings kann an der Tatsache nichts ändern, dass das Aus ein gravierender Einschnitt für Zimmern wäre. Längst sind Schulen ein entscheidender Standortfaktor. Erst ist der Werkrealschüler weg, am Ende schlimmstenfalls die ganze Familie. Diese Aussicht tut weh.
Keine Schüler in Sicht: Das ist das große Problem der Werkrealschule in Zimmern. Foto: Schickle