Der Vorstand des SWV Calw mit Rolf Berlin von der Pächterfamilieund Matthias Schönthaler als Vertreter der Stadt. Foto: Bürkle

Vor 70 Jahren wurde das Wanderheim in Zavelstein gebaut. Nun gab es zur Feier dieser Zahl einen Familientag ganz im Zeichen der 1950er- und 1960er-Jahre. Wegen eines Unwetters musste ein Teil des Programms jedoch abgesagt werden.

Was vor 70 Jahren als überschaubares, weitgehend alleinstehendes Gebäude mit einfacher Speisekarte begann, stellt sich heute im Schatten mächtiger Bäume als schmuckes, Tradition ausstrahlendes Gastronomieunternehmen dar, von dessen Biergarten eine Ausstrahlung ausgeht, an der man zumindest in den traditionellen Wandermonaten einfach nicht vorübergehen kann.

Anfänge „Halt machen“ und oder nur „Einkehren“ war schon damals der Grundgedanke der Initiatoren um den ehemaligen Vorsitzenden des Schwarzwaldvereins Paul Olpp. Als in den Nachkriegsjahren das Vereinsleben wieder in Schwung kam, landauf, landab Wiedergründungen vorgenommen wurden und neue Sportarten Einzug hielten, erfasste die allgemeine Aufbruchstimmung auch Altbewährtes wie die Schwarzwaldvereine. So wurde in Zavelstein in rund einjähriger Bauzeit ab Mai 1952 – unterstützt durch Eigenleistung – das Wanderheim an der Fronwaldstraße errichtet. Gerhard Stopper, der damals dort aktiv dabei war, kann sich noch an die Anfänge erinnern.

Qualität der Pächter

Treffpunkt Schnell wurde das Wanderheim zu einem Treffpunkt weit über die örtliche Bevölkerung hinaus. Es wurde fröhlich gesungen und gefeiert, Stammtische entstanden – und verschwanden – einige der älteren Gäste können sich auch noch an diverse Liebschaften erinnern, die hier ihren Anfang nahmen.

„Die Stimmung hing oft auch von der Qualität der Pächter ab“, wirft eine langjährige Wanderheim-Besucherin ein. Keine Frage, das Wanderheim hat Höhen und Tiefen erlebt. „Doch der Schwarzwaldverein Calw als Besitzer der Immobilie hat immer wieder Lösungen gefunden – und investiert“, wie aus den Ausführungen des SWV-Vorsitzenden Jürgen Rust zu entnehmen ist. Auch in Zeiten, als das Wandern komplett aus der Mode gekommen war und von den meisten in die „Alters- und Seniorengasse“ abgeschoben worden war.

Dieser Trend hat sich mit dem Jahrhundertwechsel umgekehrt. Wandern ist wieder in, nicht erst seit Corona. Geo-Technik, Premium-Wege – die Schwarzwaldvereine wurden in Zusammenarbeit mit Kur- und Touristik-Einrichtungen vor Ort nicht müde, neue Ideen und Pfade zu entwickeln.

Gäste von weit her

Gastronomie Die Gastronomie sprang auf diesen Zug auf. Im Wanderheim Bad Teinach-Zavelstein hielt mit Berlins Krone Lamm eine der allerersten Adressen als Pächter Einzug. Heute wird eine moderne Küche, der von riesigen Bäumen überdachte Biergarten, ein Kinderspielplatz, der Info-Stand und nicht zuletzt ein stattlicher Parkplatz den gestiegenen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht. Die kommt teilweise von weit her – wie an den Autokennzeichen unschwer abzulesen ist – und stellt ihre Eindrücke oft zeitgleich ins Netz.

Nostalgie Eine Plattform, von deren Entstehen die damaligen Ideenengeber noch so weit entfernt waren wie Zavelstein vom Mond. Mitte der 1950er-Jahre gab es das Wanderheim noch als Postkartenmotiv.

An diese „gute, alte Zeit“ hätte sich manch einer beim Auftritt der Band „Best Agers“, die Lieder aus den 1950er- und 1960er-Jahren spielen, wohl gerne zurückerinnert. Doch wegen eines Unwetters musste der Auftritt kurzfristig abgesagt werden. Sehr zum Bedauern der Organisatoren des Schwarzwaldvereins. Doch, so meinte Rust, könnten die „Best Agers“ vielleicht mal beim Zavelsteiner Sommerabend im Wanderheim auftreten.

Zumindest beim Essen wurde der Zeit gedacht, in der das Wanderheim entstanden ist – Franz Berlin und sein Team hatten Speisen aus den 1950er- und 1960er-Jahren vorbereitet.

Geblieben aus dieser Zeit ist auch das Liedgut, mit dem die Sängerabteilung des Schwarzwaldvereins Bad Teinach den offiziellen Teil umrahmte. Gemeinderat Matthias Schönthaler war als Vertreter von Bürgermeister Markus Wendel zugegen. Er lobte ausdrücklich die Arbeit des Schwarzwaldvereins. Nicht nur, aber auch in Bezug auf das Wanderheim.

Zukunft Unterm Strich war die 70-Jahr-Feier gelungen. Wenngleich sich Rust besseres Wetter und damit verbunden etwas mehr Zulauf gewünscht hätte. Das Unwetter am Abend habe den Organisatoren des Fest buchstäblich „ein wenig verhagelt“. Das Rahmenprogramm für Familien sei jedoch besonders gut angekommen. Hierfür habe es viele positive Rückmeldungen gegeben, freut sich der Vorsitzende.

Und auch wenn die Feier selbst getrübt war – für Rust steht fest, dass das Wanderheim eine Zukunft hat. Es sei wichtig, dass es als Dorfgasthaus erhalten bleibe, betont er. Und solange auch der Pächter Spaß daran hat, steht dem nichts im Wege.