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Hinter den Kulissen im Festzelt der Familie Brandl

Es besitzt mittlerweile Kult-Status: das Brandl-Festzelt auf der Südwest Messe, das seit mehr als 50 Jahren mit Hähnchen, Bier und Stimmungsmusik anlockt. Beim Blick hinter die Kulissen wird deutlich: Trotz Hochbetriebs kommt die Freude bei der Arbeit nicht zu kurz.

VS-Schwenningen. Montag, 11.30 Uhr: Der Froh- und Heiter-Vormittag geht in die finale Runde. Parallel dazu strömen die ersten Gäste zum Mittagessen ins Festzelt am hinteren Ausgang der Südwest Messe. Hier ein Schnitzel, dort eine Mass Bier, "Zahlen, bitte", tönt es aus einer anderen Ecke.

Weil Chefwirt Peter Brandl außerhalb der Messe auf Besorgungstour ist, behält seine Frau Manuela derzeit den Überblick auf das bunte Treiben. Sie ist seit mehr als 15 Jahren im Familienbetrieb tätig, ihr Mann Peter bereits seit rund 30 Jahren.Wie sieht der Arbeitsalltag im Zelt aus? Schon früh, gegen 7 Uhr am Morgen, fängt das Ehepaar an, um die Lieferanten abzupassen, berichtet die Wirtin, die im kleinen Kämmerchen hinter der Theke sitzt. Es dauert nicht lange, bis sie nach vorne gerufen wird. "Muss ich das umtauschen?", fragt ein Mitarbeiter und zeigt ihr den Coupon eines Gastes. "Was ist das? So etwas kenne ich leider nicht", antwortet Brandl, und erklärt weiter: "Mein Mann und ich schauen, dass alles läuft. Und wir sind Ansprechpartner für die Mitarbeiter."

Doch nicht nur für sie: Wenn etwa ein Gerät kaputtgehe, müssen sofort Handwerker in der Stadt zurande gezogen werden. "Wir sind ein Reisebetrieb, da gibt es keinen fixen Handwerker", erklärt sie. Rund 70 Mitarbeiter sind an den Tischen, in der Küche, an den Getränkestellen, in der Hühnerbraterei sowie in der Spülküche im Schichtdienst beschäftigt. Ist werktags meist um 22 Uhr abends Schluss, könne die Sause am Wochenende schon mal bis 1.30 Uhr gehen. Auch die Gastronomie außerhalb des Zelts, etwa der Biergarten, das Café-Zelt oder die Imbiss-Kioske, werden von Familie Brandl betrieben.

Die Kooperation mit der Messe in Schwenningen bestehe seit mehr als 50 Jahren und damit sogar länger als die mit dem Cannstatter Wasen, wo die Familie das Zelt seit 2005 zum Herbstfest aufschlägt. Dort sei mittlerweile der Burger der absolute Renner auf der Speisekarte, in Schwenningen hingegen bleibe das Hähnchen, das hinten in der Bräterei seine Runden dreht, bis es goldbraun ist, die Nummer eins für die Gäste, erzählt die gebürtige Münchnerin. Wieviel Hähnchen am Tag über die Theke gehen? Das sei von Tag zu Tag unterschiedlich, für die Disposition sei der Küchenchef zuständig.

Direkt hinter der Theke werden Hähnchen, Schnitzel & Co mit Tomaten und frischen Blattsalaten garniert – vor den Augen des Publikums. "Wir haben unsere Küche bewusst offen gestaltet – wir haben nichts zu verstecken", sagt Brandl und schmunzelt. Kellnerin Nadine stellt den Hähnchen-Teller auf das Tablett und hievt es auf ihre Schulter. Vergleichbar leicht sieht es aus, müssen die Mitarbeiter doch ansonsten mehrere Mass Bier sicher durch das Zelt transportieren. Warum das fast immer gut gehe? "Wenn du Stress hast, lernst du es irgendwann. Dann merkst du irgendwann gar nicht mehr, dass du soviel trägst", sagt die Salzburgerin, die im fünften Jahr im Brandl-Zelt mitarbeitet.

Dass es abends manchmal später wird, macht ihr nichts aus. "Das ist Gastgewerbe, aber es macht uns Spaß." Abends teilten sich die Mitarbeiter die Arbeit selber ein und könnten sich gut arrangieren. Sie schätze die familiäre Atmosphäre, "unsere Chefs sind wirklich lieb", meint Nadine. In ruhigeren Zeiten am Nachmittag bliebe zudem genug Zeit für einen Bummel über die Messe.

Und wo kommt das Wirte-Ehepaar Brandl nach einem harten Arbeitstag zum Schlafen unter? "Nein, nicht im Hotel", sagt Manuela Brandl sofort. Sie kommen stattdessen mit einem großen amerikanischen Bauwagen, der auf dem Platz hinter dem Zelt steht. Das hätten sie irgendwann für sich beschlossen, um sich den Anfahrtsweg zu sparen. Denn, so die Wirtin: "Die Stunde Schlaf zählt."