Bürgerforum, AK Radkultur der Lokalen Agenda 21, ADFC Kreisverband und Mitglieder der AG Mobilität reagieren mit einer Stellungnahme in Sachen Verkehrsversuch. Foto: Nädele

Die Darstellung der Stadtverwaltung, die Bürger würden den Einbahnverkehr am Friedrichsplatz mehrheitlich ablehnen, trifft auf Kritik. Umwelt- und Klimaschutzinitiativen und einzelne Mitglieder der Arbeitsgruppe Mobilität reagieren in einer Stellungnahme.

„Wir sind von der Vorlage des Gemeinderates und der Entscheidung des UBVs letzte Woche zum Thema Verkehrsversuch schockiert und entschieden dagegen“, heißt es in dem Schreiben. Vereine und Institutionen sähen eine Weiterführung des Verkehrsversuches als dringende Notwendigkeit, um der weiteren Verschlechterung der Aufenthaltsqualität in der Rottweiler Innenstadt entgegenzuwirken.

Die Kommunikation und der nachträgliche Umgang mit dem Verkehrsversuch basierten weder auf messbaren Fakten, noch reflektierten sie die Konsequenzen für die Entwicklung der Innenstadt. „Mit dieser wachsweichen Vorlage, versucht sich die Stadtverwaltung aus jeder möglichen Auseinandersetzung um die Zukunft der Stadt zu schleichen und drückt sich vor der Verantwortung, die Zukunft der Stadt zu gestalten.“

Gegenwind

Die Idee einer lebenswerten Innenstadt von Rottweil mit verträglicher Mobilität und somit weniger Lärm und mehr Sicherheit für Fuß- und Radverkehr habe während des Verkehrsversuchs in Teilen erlebt werden können. Dies scheine jetzt aber nicht mehr so wichtig und weiter verfolgenswert zu sein. Der Gegenwind habe mehr Effekt als die Notwendigkeit, das Verkehrschaos in erträgliche Bahnen zu lenken.

Die Beschlussvorlage basiere auf einzelnen Meinungen, Angst vor negativer Presse und nicht repräsentativen Umfragen. Dafür fehlten fachlichen Auswertungen oder würden schlicht ignoriert. Die aufwändig erhobenen und im Voraus geforderten Zahlen und Fakten ordneten den Versuch als Erfolg ein und würden eine verkehrliche Weiterentwicklung in diese Richtung empfehlen.

Ziele erreicht

Auch die Ziele der Stadtverwaltung und der Politik hinsichtlich des Verkehrsversuchs seien trotz teils nicht realisierter Begleitmaßnahmen erreicht: Der Pkw-Verkehr habe reduziert werden können, die Aufenthaltsqualität sei partiell erhöht, der Radverkehr gesteigert, es entstanden keine Überlastungen. Das Verhalten von Verwaltung und Politik stelle deren Prämisse allerdings in Frage.

Die Entscheidungsgrundlage zur Weiterführung oder Beendigung des Verkehrsversuches sei im Vorfeld von Verwaltung und Rat nicht klar festgelegt worden. Die Entscheidung werde jetzt auf Grundlage der fehlenden Akzeptanz Einzelner getroffen. „Diese intransparenten Entscheidungsprozesse und der damit einhergehende unverbindliche Umgang mit der Einschätzung und dem Engagement ehrenamtlicher Gruppierungen, bremst dieses Engagement systematisch aus“, kritisieren das Bürgerforum, der AK Radkultur der Lokalen Agenda 21, der ADFC Kreisverband Rottweil und Felicitas Bott, Thomas Schlipf und Henry Rauner als Mitgliedern der AG Mobilität.

Forderung

„Wir fordern Politik und Stadtverwaltung auf, ihrer Verantwortung im Sinne des Gemeinwohls nachzukommen und die langfristige Entwicklung der Stadt mit „lebendigen, attraktiven Quartieren für Dienstleistung, Wohnen, Freizeit und Tourismus“ weiterzuverfolgen“.

Im Konkreten stellen die Unterzeichnet der Stellungnahme die Frage: Stellt die Stadtverwaltung die grundsätzliche Richtung einer schrittweisen Verkehrsberuhigung zugunsten einer lebenswerten Stadt in Frage? Sei dies nicht der Fall, „fordern wir einen klaren Zeitplan, bis wann dieses Ziel mit welchen Maßnahmen erreicht werden soll“. Die Erkenntnisse des Versuchs müssten zu einer Weiterentwicklung mit transparenten Entscheidungskriterien führen.