Stäbchen in den Mund, Timer eingeschaltet und los gehts: Für den 17-jährigen Julian Killing ist es selbstverständlich, dass er sich in die Spenderdatei einträgt. Foto: Morlok

Ohne seine Geschichte wäre die DKMS-Aktion am Horber Martin-Gerbert-Gymnasium nicht so erfolgreich gewesen, wie sie es war: Norman Weiß nahm rund 60 Schülern die Angst vor einer Knochenmarkspende.

»Mund auf, Stäbchen rein, Retter sein.« Mit diesen drei prägnanten Schlagworten wirbt die DKMS, die Deutsche Knochenmarkspende, mit Sitz in Tübingen, um Menschen, die sich für eine eventuell lebensrettende Stammzellenspende typisieren lassen. Die DKMS vermittelt Stammzellspenden an Patienten, die an Blutkrebs erkrankt sind und gibt ihnen dadurch eine neue Lebenschance. Als Spender kommen gesunde Personen im Alter zwischen 18 bis 55 Jahre in Frage; jedoch kann man sich bereits ab 17 Jahren in die weltweite Spenderdatenbank eintragen lassen.

Große Aktion

Und genau das machten die 17-jährige Anna Walz und ihr gleichaltriger Schulkamerad Julian Killing vergangenen Freitagvormittag im Rahmen einer großangelegten Typisierungsaktion am Martin-Gerbert-Gymnasium. Neben ihren persönlichen Daten, die per App erfasst wurden, waren lediglich drei Abstriche in der Mundhöhle notwendig, um im ersten Schritt die Bereitschaft zu signalisieren, Leben zu retten. Einmal eine Minute mit dem Stäbchen in der linken Wange, mit dem anderen Stäbchen genausolang auf der rechten Seite und mit dem dritten Stäbchen die DNA im ganzen Mund gesammelt und die Geschichte war erledigt.

Dieses Trägermaterial geht nun in ein Labor, in der die DNA der jungen Teilnehmer, es waren knapp 60 Schüler der Kursstufen Eins und Zwei, analysiert und anschließend in der Spender-Datenbank erfasst wird.

Lions-Club Horb-Sulz hilft

Normalerweise kostet dieser Vorgang um die 40 Euro. Doch bei dieser großen Aktion wurde der Betrag für alle vom Lions-Club Horb-Sulz übernommen. 10.000 Euro habe man zur Verfügung und hofft, damit 250 neue Typisierungen realisieren zu können. Darauf wies Georg Neumann, Activity-Beauftragter vom Lions-Club, besonders hin.

Und wie wichtig eine solche Spende für einen Menschen irgendwo auf der Welt sein kann, das belegt die Geschichte von Norman Weiß. Der heute 41-jährige Horber hat sein Leben dem Engagement einer Frau zu verdanken, die ihm die lebenswichtigen Stammzellen spendete. „Ohne diese Spende meines genetischen Zwillings wäre ich sechs Wochen später tot gewesen“, sagte er im Vorgespräch zu dieser Typisierungsaktion.

Georg Neumann vom LionsClub Horb-Sulz und Norman Weiß, ein Mann, dem eine Stammzellenspende das Leben rettete. Foto: Morlok

Diagnose Blutkrebs

Weiß schilderte seinen Krankheitsverlauf, der im Januar 2011 mit der Diagnose Blutkrebs und ersten Chemo begann. Ein Weg zwischen Hoffen und Bangen, mit guten, aber auch sehr schlechten Phasen. Und dann kam 2014 der Rückfall und nur durch das Abtöten der vorhandenen Stammzellen – ab diesem Moment gibt es kein Zurück mehr – und der Implantation der neuen Zellen konnte sein Leben gerettet werden.

Er nahm mit seiner Geschichte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern die Angst vor dem Eingriff und widerlegte mit seinen Ausführungen auch solche Schauergeschichten wie Rückenmarkpunktierung und dass man hinterher im Rollstuhl sitze. „Die Vorbereitungsphase und der Eingriff selbst, in der Regel ein großer Blutaustausch oder eine Knochenmarkspende, sind kein wirkliches Problem. Ein paar Tage leichte Übelkeit und maximal eine Woche leichte Schmerzen nach dem operativen Eingriff, mehr ist es nicht“, wusste er aus eigener Erfahrung.

Viele Vorurteile

Er und Georg Neumann zeigten den Vorgang sehr gut verständlich in Form einer Präsentation und räumten dabei auch mit vielen Vorurteilen auf. „Sie haben mir damit die Angst genommen“ gab Anna Walz später zu. „Ohne dieses Vorabinformation hätte ich hier niemals mitgemacht – man hört ja so viel, was gar nicht stimmt und ist dadurch verunsichert. Mir ging es auf jeden Fall so“, sagt die Schülerin und ihre Klassenkameradinnen nickten zustimmend.

Handy und QR-Quote – mehr braucht es nicht für die Registrierung. Foto: Morlok

Es ist eine tolle Aktion und der lockere Satz »Dein Typ ist gefragt« bekommt hier eine ganz andere Bedeutung. Alle 15 Minuten erkrankt irgendwo auf der Welt ein Mensch an Blutkrebs und ohne die Typisierung wäre die Suche nach einem genetischen Zwilling nahezu aussichtslos. Doch wenn sich viele Menschen typisieren lassen, dann steigt auch die Hoffnung für viele Blutkrebs-Patienten, so das Credo dieser Infoveranstaltung der, dann die Typisierung folgte.

Viele weitere Informationen findet man auf der Internetseite der DKMS.