Wolfgang Grupp sieht die Vier-Tage-Woche für Trigema nicht als Lösung. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

In einem Pilotprojekt testen derzeit bundesweit 45 Unternehmen in Deutschland die Vier-Tage-Woche. Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp und Gesamtmetallchef Stefan Wolf haben dazu eine klare Meinung.

„Wir sollten danach trachten, dass Leistung sich lohnt“, sagte Wolfgang Grupp vor Kurzem in einer SWR-Sendung. Wie in Zukunft gearbeitet wird, was von der Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich zu halten ist, war das Thema der Runde, an der auch Gesamtmetallpräsident Stefan Wolf teilnahm.

Die Vier-Tage-Woche wird derzeit von mehr als 40 Unternehmen in Deutschland getestet – in einem Pilotprojekt, dass wissenschaftlich ausgewertet werden wird.

Ziel ist nach Angaben der Unternehmensberatung Intraprenör das Modell 100-80-100. Das bedeutet: 100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung.

Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp lehnt Vier-Tage-Woche ab

Ob das funktionieren kann? „Wir können konstant Lohnerhöhungen haben“, sagte der frühere Trigema-Chef Grupp, um zugleich einzuschränken: In diesem Fall dürfe man sich jedoch nicht über die Inflation, über ständig steigende Preise ärgern.

Wolfgang Grupp: Wenn wir weniger Leistung bringen, wird der Wohlstand nicht mehr

Wolfgang Grupp betonte: „Wir können nur eins haben: Wenn wir weniger Leistung bringen, wird der Wohlstand nicht mehr. Es sei denn, wir haben andere Maschinen, die im Prinzip die Leistung bringen und den Menschen ersetzen.“ Automation sei wichtig, so der Ex-Trigema-Chef.

Grupp nannte ein Beispiel: Bei Trigema mit Hauptsitz in Burladingen (Zollernalbkreis) arbeiten dem Unternehmer zufolge teils Halbtagskräfte, doch man könne „nicht sagen, dass die mehr an der Maschinen rausholen als die, die ganztags arbeiten“. Dies sei messbar.

Früherer Trigema-Chef Grupp: gewisse Leistung nötig

Statt eine Vier-Tage-Woche anzubieten garantiere Trigema unter anderem Arbeitsplätze, biete Teilzeitmodelle, komme ohne Kurzarbeit aus.

Eine gewisse Leistung sei in jedem Fall nötig. Dass in vier Tagen dasselbe geleistet werde wie in fünf, das kann Grupp, der Trigema zum Jahresbeginn an Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp übergeben hat, sich nicht vorstellen.

Gesamtmetallchef Stefan Wolf mit Wurzeln in Oberndorf am Neckar (Kreis Rottweil) geht in derselben Runde noch einen Schritt weiter, lehnt die Vier-Tage-Woche ab. Wolf verweist für seine Branche auf 24-Stunden-Auslastungen, drei Schichten pro Tag: „Da wird eine Vier-Tage-Woche niemals funktionieren.“

Mehr noch: Deutschland sei nicht mehr wettbewerbsfähig, sagt Wolf, nennt Faktoren wie Bürokratie, Steuern und Energiepreise. „Wir werden mehr arbeiten müssen.“ 40 Stunden pro Woche, 35 Stunden reichten nicht aus.

Gesamtmetallchef Stefan Wolf kritisiert „Wohlfühlmentalität“

Mit Blick unter anderem auf die Vier-Tage-Woche kritisiert Wolf auch eine „Wohlfühlmentalität“. Eine große Anzahl an jungen Menschen sei in einem unglaublichen Wohlstand aufgewachsen, erschaffen von deren Eltern oder Großeltern.

Man müsse den Menschen klarmachen, dass Wohlstand erarbeitet werden muss. Es müsse „ein gewisses Pensum an Arbeit geleistet werden“. Arbeit könne sinnstiftend sein, Spaß machen, Erfolgserlebnisse bescheren. Die Menschen müssten gerne arbeiten, etwas erreichen wollen. „Dann halten wir Arbeitsplätze und Wohlstand in unserem Land.“