Wird ab Mai am Wochenende für Autos gesperrt: die Hofener Straße. Foto: Michele Danze

Im zweiten Jahr in Folge wird die Hofener Straße am Wochenende für Autofahrer gesperrt. OB Fritz Kuhn (Grüne) will damit Erkenntnisse für eine Dauerlösung gewinnen. CDU, Freie Wähler und FDP haben sie bereits. Sie wollen freie Fahrt für Autofahrer.

Im zweiten Jahr in Folge wird die Hofener Straße am Wochenende für Autofahrer gesperrt. OB Fritz Kuhn (Grüne) will damit Erkenntnisse für eine Dauerlösung gewinnen. CDU, Freie Wähler und FDP haben sie bereits. Sie wollen freie Fahrt für Autofahrer.

Stuttgart - Die im Streit um die erneute Sperrung der Hofener Straße unterlegenen Christdemokraten fuhren am Dienstag verbal schweres Geschütz gegen OB Fritz Kuhn auf. „Demokratie wird mit Füßen getreten“, überschrieben die Vorsitzenden der CDU-Bezirksgruppen Cannstatt, Mühlhausen und Münster ihre Pressemitteilung.

Kuhn greife „in die Trickkiste“ und ordne einen neuen Versuch an, der „schlicht unzulässig“ sei, weil es nicht um die Verkehrssicherheit gehe, so CDU-Bezirkschef Thomas Fuhrmann aus Mühlhausen. Der Versuch aus dem Vorjahr, als die Straße am Wochenende von Mai bis November für Autos gesperrt war, sei gescheitert, so Fuhrmann.

Das sieht Kuhn anders. Er warb im Technikausschuss dafür, die Regeln aus 2013 zu modifizieren. Er wolle „keine Verlierer, die die Entscheidung nicht aushalten können“, sondern einen vernünftigen Kompromiss. Dazu brauche die Verwaltung Datenmaterial, das 2014 gewonnen werden solle. Die Route ist für Radler und Fußgänger der Hauptanreiseweg zum Max-Eyth-See.

Kuhn und die Fachverwaltung haben folgenden Kompromiss ausgetüftelt: Die Hofener Straße bleibt am Wochenende vom 1. Mai bis 10. Oktober für den Autoverkehr gesperrt. Sie wird aber jeden Samstag ab 22 Uhr bis Sonntag 6 Uhr für Autos geöffnet. Und zwar, weil das Verkehrsaufkommen im Bypass Neckartalstraße nachts hoch war, die Nutzung der gesperrten Hofener Straße durch Fußgänger und Radfahrer aber gering. Statt 2600 Fahrzeugen rollten auf der Neckartalstraße nachts zwischen 3400 und 4300 Autos. Dadurch nahm der Lärm an der Neckartalstraße um 2,2 Dezibel (A) zu. Wäre die Sperrung von Dauer, müssten die 2,2 dB(A) durch eine Temporeduzierung auf 30 Kilometer pro Stunde kompensiert werden.

Durch die nächtliche Straßenöffnung will Kuhn die Anwohner der Neckartalstraße in Münster entlasten. Die Sperrung ist in der Bürgerschaft genau so heiß umstritten wie im Rat. 700 Postkarten gingen für die Schranken ein, 800 Unterschriften dagegen. Der Bezirksbeirat Bad Cannstatt hatte 2011 für eine Sperrzeit Juni bis August plädiert, Münster und Mühlhausen waren dagegen.

2015 müsse eine endgültige Entscheidung fallen, so Kuhn: „Entweder wird die Sperrung aufgegeben, sie kommt mit nächtlicher Ausnahme, oder nur am Sonntag“. Der zweite Versuch sei „eine kluge politische Lösung“.

Rückhalt findet Kuhn bei Grünen, SPD und SÖS/Linke. Es gehe letztlich um 1500 verlagerte Fahrzeuge, zeigte Grünen-Sprecher Peter Pätzold die Dimension auf, man justiere „auf Grund von sachlichen Argumenten“. Während öko-links Politik mache, riefen andere Parteien Bürger zu Klagen auf.

CDU, Freie Wähler und FDP halten nichts davon, den Radfahrern und Fußgängern auf der engen Hofener Straße dadurch mehr Sicherheit zu gewähren, dass die Autos verdrängt werden. „Man kann nicht jedem Verkehrsteilnehmer seinen Wunschweg zur Verfügung stellen“, saget CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Gemeint waren Radfahrer, für die es in der Neckartalstraße einen Radweg und den Neckardamm gebe.

Kotz warf Kuhn einerseits Entscheidungsschwäche vor. Kuhns Kompromisslinie treibe „Leute weg von der Politik weg“. Andererseits monierte Kotz, dass der neue Versuch vom Rat nur „zur Kenntnis“ genommen und der letzte Beratungstermin erst am 6. Mai sein werde – also sechs Tage nach der ersten Sperrung. Er wolle mit dem neuen Versuch Spielräume ausloten, sagte Kuhn, er sei aber zu einer Vertagung der Sperrung auf den 7. Mai bereit. Das interessierte Kotz nicht: „Wir sind sowieso dagegen.“