Schulleiter Bernhard Dennig sieht Vorteile in individueller Förderung und kompetenzorientiertem Lernen

Von Stephan Wegner

Schramberg. In knapp drei Wochen gehen die ersten schriftlichen Prüfungen zum Doppelabitur aus acht- und neunjährigem Gymnasium über die Bühne. Zudem startet die Anmeldephase zu den weitergehenden Schulen. Dabei wird das G8 immer noch skeptisch betrachtet.

Bernhard Dennig, Schulleiter des Gymnasiums Schramberg, kann dem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Modell auch Vorzüge abgewinnen. "Mit einer individuellen Förderung im achtjährigen Gymnasium gibt es Möglichkeiten, die das G9 nicht geboten hat", wirbt er etwas für das "Turbo-Abitur", wie es mancherorts genannt wird.

Für Schüler der Unterstufe und später dann in der Kursstufe ändere sich kaum etwas, so Dennig. Einen größeren Zeitaufwand, und das gibt Dennig unumwunden zu, hätten die Schüler der Mittelstufe, also der Klassen acht bis zehn. Insgesamt 35 (Klasse acht) sowie 36 (Klassen neun und zehn) Wochenstunden Unterricht komme auf die Schüler zu. Allerdings seien in dieser Zahl nicht nur die Fachstunden enthalten, sondern auch bis zu drei so genannte Poolstunden, die zusätzlich gegeben werden.

Die Möglichkeit einer solchen individuellen Förderung, die in Klassenstufe fünf beginnt und in Schramberg mit Anti-Mobbing-Kursen gestartet wird, begrüßt Dennig ausdrücklich. So würde eine Poolstunde Französisch bei vier regulären Schulstunden eine deutliche Verbesserung bedeuten, ist er sich sicher. Genutzt wird dies von den jeweiligen Lehrkräften unterschiedlich. Dabei ist es auch nicht so, dass die ganze Klasse jede Woche in den Genuss dieser Stunde kommt, sondern dass nach unterschiedlichen Kriterien entschieden wird, wer wann dran ist.

So kann es sein, dass in einem Fach Schüler, die in Grammatik etwas Unterstützung benötigen, die Stunde in der einen Woche besuchen, und diejenigen, die schon weiter sind, sich in der darauffolgenden Woche mit einem speziellen Thema beschäftigen.

Das Lernen in den Poolstunden ist zwar an den Unterricht angelehnt, hat aber oft andere Inhalte, sagt Elisa Gottschalk, die in einer der siebten Klassen Französisch unterrichtet. Mit der Hälfte der Klasse übte sie jetzt beispielsweise unregelmäßige Verben – in Partnerarbeit. Noch persönlicher geht es in Latein zu. Dort kümmert sich Susanne Dobler um fünf Schüler. Sie sehen dieses Angebot durchaus auch positiv. Denn wenn das, was ihnen als Grundlage fehlt, nicht in dieser Zusatzstunde lernen würden, dann müssten sie sich zu Hause damit auseinandersetzen – und ohne Unterstützung einer Lehrkraft.

"Das Lernen hat sich verändert", sagt Bernhard Dennig, sieht dies aber auch positiv. Es gehe heute immer mehr darum, auch vermittelt zu bekommen, wie man sich Wissen aneigne. Früher habe man Vokabeln aufbekommen, die abgefragt worden seien. Heute werde den Schülern beigebracht, wie diese Vokabeln geschickt gelernt werden könnten, nennt Dennig ein Beispiel. "Wir vermitteln gezielt Methodenkompetenz", sagt er. Und dies sei auch wichtig, weil in der heutigen allgemeinen Situation ein lebenslanges Lernen erforderlich sei. Und dazu sei es eben wichtig zu wissen, wie man sich das Wissen aneigne.

Im schulischen Bereich kommt so nicht nur dem Internet, sondern auch den Bibliotheken eine wichtige Bedeutung zu: So führte eine Exkursion von Schülern jüngt in die Stuttgarter Bibliothek. "Die Schüler lernen so das korrekte Zitieren", meinte Dennig schmunzelnd.

Natürlich müsse im G8, auch aufgrund der Zeit, auf bestimmte Lehrplaninhalte verzichtet werden, manches müsse exemplarischer gestaltet werden, die Methodik sei wichtig, nicht die Stofffülle.

Bei Vokabeln und Grammatik in den Fremdsprachen gebe es allerdings kaum Unterschiede zwischen G8 und G9. Das sehe man jetzt bei Tests, die beiden Jahrgänge wiesen keine signifikanten Unterschiede auf.