Ein 23-Jähriger, 2011 im inneren Zirkel der "Black Jackets", wurde wegen Beihilfe zur versuchten schweren Brandstiftung auf das Clubheim der United Tribuns (rechts) verurteilt. Foto: Palik/Seeger

23-Jähriger von "Black Jackets" verurteilt. Rockerähnliche Vereinigung hat lokale Gruppe selbst aufgelöst.

Kreis Rottweil - "Beihilfe zur versuchten schweren Brandstiftung" muss er sich nun zuschreiben lassen. Gestern wurde der 23-Jährige, der lange als mutmaßlicher Präsident "Black Jackets" in Stuttgart gehandelt worden war, verurteilt.

Die Erste Große Strafkammer am Rottweiler Landgericht warf nach einer strafprozessualen Verständigung eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten aus. Es ging "nur" noch um Beihilfe, und der Verstoß gegen das Waffengesetz wurde von der Verfolgung ausgenommen. Dafür lieferte der Prozess gegen denn Stuttgarter irakischer Herkunft doch einen kleinen Blick hinter die Kulissen der rockerähnlichen Vereinigung "Black Jackets", die im Kreis Rottweil durchaus Gesprächsstoff lieferte – und viel Stoff für Spekulation.

Brandanschlag auf das Clubheim

Gerade waren sie dabei, sich aufzuschwingen, dann endete ihr Höhenflug unsanft. Nicht nur, dass sie vor gut einem Jahr am Landgericht Jugendstrafen von bis zu drei Jahren und neun Monaten aufgebrummt bekamen, ihr Traumpartner gab ihnen einen Tritt: Die Gruppe Rottweil/Tuttlingen der Black Jackets fiel, bevor sie richtig durchstarten konnte. Und zum Verhängnis wurde ihr ausgerechnet eine Aktion, die zeigen sollte: "Wir sind da!". Es ging um einen Brandanschlag auf das Clubheim der verfeindeten "United Tribuns" in Lauffen bei Rottweil, mit dem am 5. Februar 2011 üble Schmach vergolten werden sollte. Die Rottweiler Gruppe war noch kein "Chapter", also eine Art Ortsverein.

Dazu fehlte es schon an formalen Voraussetzungen. Erstens hatte sie kein Clubheim und zweitens keine acht "Members", also anerkannte Vollmitglieder auf einer bestimmten Hierarchiestufe mit bestimmten Rechten. Von ihnen gab es nur zwei. Der eine war Präsident dem verliehenen Titel nach, der andere seine rechte Hand, tatsächlich aber der Drahtzieher.

Und der, der den Rottweiler Black Jackets die Suppe eingebrockt hat: Er stahl aus dem Haushalt eines United Tribun, in dem auch dessen Eltern und seine Frau lebten, dessen "Kutte". Da verstehen die rockerähnlichen Gruppen wie die klassischen Rocker keinen Spaß. Sogar dieselbe Bezeichnung haben sie für das Kleidungsstück, das über Zugehörigkeit und Status informiert. Damit werde er sich die Schuhe putzen, ließ der Dieb den Gegner wissen. So was macht man nicht. Schon gar nicht ungestraft.

Also hatten die Tribuns für nächsten Tag eine Abreibung geplant, die allerdings nicht stattfand. Die Auseinandersetzung scheiterte an einer ominösen Handverletzung des Drahtziehers. Manche vermuten Feigheit dahinter, und so kam es zur Gegenschmach, dem Bekenntnis der eigenen Unfähigkeit per Handyvideo. Das war am 4. Februar. Das will gesühnt sein. Die Rottweiler Jackets machten sich auf die Suche nach den Tribuns. Der Drahtzieher wollte seine Truppen kämpfen lassen.

Ziemlich schwach, befand man nicht nur bei den Feinden, sondern auch in der Stuttgarter Zentrale, wo die eigenmächtigen Umtriebe schon länger beobachtet wurden. Als die Rottweiler beim jetzt Verurteilten, einer Respektsperson aus dem inneren Zirkel, antraten, um sich die Genehmigung für den Vergeltungsschlag per Brandsatz zu holen, hieß es, so das Ergebnis des aktuellen Prozesses, verknappt: Privatsache. Keine Hilfe aus Stuttgart zu erwarten. Privat würde er solche Schmach auf sich nicht sitzen lassen. Brandanschlag nur auf ein Haus, in dem sich keine Personen aufhalten, und keinesfalls ins Haus. Indem man Brandsätze vor oder allenfalls an das feindliche Objekt werfe, setze man ein Zeichen: "Wir sind da!" Den Rottweilern war das zu wenig. Sie warfen gezielt, mit einem Treffer, zwei Brandsätze ins Haus, in dem sich zwei Leute aufhielten. In der Stuttgarter Zentrale, ohnehin durch ein Großverfahren geschwächt, war man darüber nicht erfreut und zog die Konsequenzen: Chef und Vize rausgeschmissen, Gruppe aufgelöst.