Die Intercity-Doppelstockzüge (Dosto) sollen ab Dezember 2017 auf der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen auch den Nahverkehr bedienen. Foto: DB

Mit "interim plus" sollen mehr Städte stündlichen Anschluss erhalten. Intercity ersetzt Nahverkehrszüge.

Oberndorf - Für die Verbesserung des Zugangebots auf der Gäubahn ist ein neues Fahrplankonzept im Gespräch. Damit hätten unter anderem mehr Anliegergemeinden einen stündlichen Anschluss.

Interimsfahrplan auf der Gäubahn heißt das Zauberwort, mit dem das Land und die Deutsche Bahn (DB) die Strecke zwischen Stuttgart, Rottweil, Singen und Zürich ab Dezember 2017 aufwerten wollen. Aufgeweicht wird damit die durch die Bahn-Privatisierung entstandene strikte Trennung des Fernverkehrs, den die DB selbst finanziert, von dem durch die Bundesländer betriebenen Nahverkehr. Die DB bedient mit neuen weißen Intercity-Doppelstockwagen dann weitgehend auch den Nahverkehr. Die roten Regionalzüge entfallen.

Das Land zahlt dafür dem Fernverkehr einen Ausgleich. Das Ministerium sieht in diesem Konzept nur eine Übergangslösung (Interim), da als Ziel laut dem Vertrag von Lugano (1994) mit der Schweiz der Zugverkehr beschleunigt werden soll. Die Bahn nennt es Integrationsmodell.

Auf den ersten Blick hört sich das Konzept gut an. Durch den Wegfall der Nahverkehrszüge entfällt aber zum Beispiel in Sulz a. N.ckar und Oberndorf im Kreis Rottweil der bisherige Stundentakt. Eine Zugfahrt ist dann nur noch alle zwei Stunden in alle Richtungen mit dem langsameren Intercity möglich, der die bisherigen Nahverkehrszüge ersetzen wird. Dieser Vertrag wurde vergangenes Jahr von Land und DB unterschrieben.

Verkehrsminister Hermann ist bereits überzeugt

Die benachteiligten Kommunen suchten nach Lösungen zur Verbesserung des Zugangebots. Sie gaben eine Studie bei der SMA, Beratungsexperten für Bahnverkehr, in Zürich in Auftrag. Das Ergebnis heißt "Interim plus". Bei zwei Minuten längerer Fahrzeit könnte der schnellere Intercity auch die Halte Engen, Oberndorf und Sulz bedienen. Diese zwei Minuten würden beim langsamen IC kostenmäßig wieder eingespart, da der Halt in Gäufelden entfallen würde. Damit hätten fast alle Anliegergemeinden in alle Richtungen einen stündlichen Anschluss.

Ein weiterer Mehrwert entsteht beim "Interim plus"-Konzept für Freudenstadt, Nagold und Horb. Nagold erhält in Hochdorf einen Übergang in die Landeshauptstadt. Freudenstadt ist nach Karlsruhe und Stuttgart im Stundentakt angebunden. Bereits in Eutingen, statt laut "Interim"-Fahrplan erst im nördlicher gelegenen Bondorf, kann der Regionalexpress aus Rottweil an den Freudenstädter Zugteil Richtung Stuttgart angehängt werden.

Die 43 Kilometer Strecken-Einsparung für den Rottweiler RE kommt der Stadt Horb zugute. Dort bilden dann die Intercitys und zusätzlichen Regionalzüge einen 30-Minutentakt nach Stuttgart (Metropolexpresstakt). Egal, wann ein Reisender in Stuttgart ankommt, kann er immer zu jeder halben Stunde nach Horb fahren oder im Stundentakt nach Sulz, Oberndorf, Rottweil, Tuttlingen, Engen und Singen sowie Schaffhausen und Zürich. Die Machbarkeit dieser Idee hat die Zürcher SMA bestätigt, erklärte Nahverkehrsberater Uli Grosse unserer Zeitung.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sieht nach einem Gespräch mit den Beteiligten in "Interim plus" das bessere Fahrplankonzept. Unter bestimmten Voraussetzungen würde er den bereits unterschriebenen Interimsfahrplan wieder kündigen. Dazu müsste bei allen Anliegerkommunen der Gäubahn Einstimmigkeit herrschen. Die Schweiz wiederum pocht auf die Umsetzung der Beschleunigung laut Lugano-Vertrag.

Entscheidend wird vor allem das Votum des Interessenverbandes Gäubahn sein, der am 19. Januar zu diesem Thema in Tuttlingen tagt. Sollte es dort keine Einigung geben, wird ab Februar der schon unterschriebene Interimsfahrplan planerisch umgesetzt.