Beim Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht Uwe B. die Einladung zu seinem Termin im Jobcenter. Sein Account, auf dem er auch die Tat ankündigt, ist voller wirrer Einträge. Foto: Screenshot Twitter

58-Jähriger Tatverdächtiger ist in Rottweil kein Unbekannter. 4461 Einträge auf Twitter.

Kreis Rottweil - Die Messerattacke auf eine Mitarbeiterin des Jobcenters schockiert die Menschen. Jetzt stellt sich heraus: Der mutmaßliche Täter ist in Rottweil kein Unbekannter. Er war sozial engagiert, setzte sich für jene am Rand der Gesellschaft ein. Und er verbrachte scheinbar viele Stunden im Internet, wo er seine Tat ankündigte.

Uwe B. lacht in die Kamera, als der Schwarzwälder Bote ihn vor knapp zwei Jahren bei seiner Tätigkeit in der Wärmestube in Rottweil begleitet. Dort kocht er für die Wohnungslosen, kennt ihre Sorgen und Nöte, ist Ansprechpartner. Einige Monate nach diesem Termin meldet sich Uwe B. bei der Online-Plattform Twitter an. Seither hat er dort 4461 Einträge verfasst, mehr als 1000 Fotos und Videos gepostet, auf andere Tweets reagiert. Seine Texte sind schwer verständlich, teils kryptisch formuliert, teils antisemitisch. Es geht um die Machenschaften des Staates, um Macht, um Neid. Bibelstellen und Psalmen zitiert er.

"Nur noch wenige Tage bis dass der Beginn das sich alles zerschlage", schreibt er. Oder: "Der Gottlose wird immer bis zum Letzten dessen Willen versuchen."

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Am 10. Dezember berichtet er von einem "Weiterbewilligungsbescheid", mit dem er mit den Behörden ein Problem habe. Das alles werde "tödlich enden". Zwei Tage vor der Tat bittet er einige Menschen namentlich, auf seine "kleine Mietparzelle" ein Auge zu haben, sie möglichst zu erhalten. Im Hinblick darauf, dass er bald im Gefängnis sitzen wird? Näheres zu seiner Adresse könne zur Not in der Wärmestube erfragt werden. Dort kennt man den hilfsbereiten Uwe B.

An seinen Einträgen lässt sich verfolgen, wie sich die Situation zuspitzt: Am Tag vor der Tat schreibt er zunächst: "Alea iacta est" – Die Würfel sind gefallen. Am Mittwochabend dann folgt die schonungslose Ankündigung: "Morgen werde ich eine Person des Jobcenters töten (Verurteilen)." Er postet die Einladung zu seinem Termin im Jobcenter am Donnerstag um 10.30 Uhr. Darin heißt es, man wolle mit ihm über seine berufliche Situation sprechen. Um 10.45 sticht Uwe B. zu und twittert um 10.58 Uhr: "Drei Stiche – warte auf Polizei." Sein Account ist inzwischen gesperrt. An Stelle seiner Einträge steht der Hinweis, dass hier "gegen die Twitter-Regeln verstoßen" wurde.

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Die Polizei äußert sich bislang nicht näher zu der Ankündigung der Tat im Netz. Dies sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen, die wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung geführt werden. Das 50-jährige Opfer, das nach der Messerattacke mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen wurde, musste laut Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft notoperiert werden. Bislang sei eine Vernehmung der Frau nicht möglich gewesen. Eine persönliche Vorbeziehung des Tatverdächtigen zum Opfer habe nicht bestanden. Der 58-Jährige selbst habe sich bislang nicht zum Tatgeschehen geäußert.

Er scheint auf Twitter alles gesagt zu haben.

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