Der Gesundheitscampus ist noch im Bau. Foto: ©thomas fritsch/©thomas fritsch

Eigentlich war geplant, dass die Bürgerinitiative Gesundheitsversorgung Calw am 29. September zur Bürgerinfo einlädt. Ohne den Klinikverbund Südwest und den Landkreis. Doch nun wendet sich das Blatt: Nun laden die BI und der Kreis zusammen ein – eine Woche später.

Das Medizinkonzept 2030, dass das Gutachterbüro Lohfert und Lohfert vor einiger Zeit vorgelegt hatte, schlägt nach wie vor hohe Wellen. Kurz zusammengefasst sieht dies vor, die Geburtshilfe von Calw nach Nagold zu verlegen sowie diese Abteilungen in Herrenberg und Leonberg ganz zu schließen. Ferner sollen die Kardiologie und die Neurologie von Calw abgezogen werden.

Die Bürgerinitiative (BI) Gesundheitsversorgung Kreis Calw geht gegen diese Pläne auf die Barrikaden. Sie fürchtet das Schlimmste für den Calwer Gesundheitscampus, der derzeit für fast 100 Millionen Euro gebaut wird.

Stundenlang debattiert

Daher hatte sie für Freitag, 29. September, zu einer Bürgerinformation eingeladen. Hier wollten die Initiatoren um Bernd Neufang ihre Argumente präsentieren und die Bürger mit ins Boot holen. Vonseiten des Klinikverbunds Südwest und des Landkreises jedoch wäre an diesem Abend niemand in der Gemeindehalle zugegen gewesen. Keine gute Lösung, findet Calws Oberbürgermeister Florian Kling. „Wenn keiner kommt, ist es auch schwer zu diskutieren.“ Zumal es ein fatales Signal gewesen wäre, zunächst diese Veranstaltung abzuhalten, nur damit eine Woche später der Landkreis zur „Gegenveranstaltung“ lädt.

Kling sowie Vertreter des Landkreises und der BI haben sich daher in den vergangenen Tagen stundenlang zusammengesetzt, um eine Einigung zu erzielen. Mit Erfolg: Der neue Termin für die Bürgerinformationsveranstaltung ist am Freitag, 6. Oktober. Dann werden auch Vertreter des Klinikverbunds (Geschäftsführer Alexander Schmidtke und eventuell Böblingens Landrat Roland Bernhard) sowie Jens Peukert von Lohfert und Lohfert und Calws Landrat Helmut Riegger mit dabei sein. Eine Woche zuvor, am Samstag, 30. September, sind alle Interessierten zu einer Führung auf dem Gesundheitscampus eingeladen.

Großer Verlust?

„Es ist unglaublich wichtig für die Bürger, die Argumente zu hören“, befindet Calws OB King. Zumal, ergänzt Neufang, viele zwar schon viel über das neue Konzept gehört haben, aber nicht so richtig wissen, was dahintersteckt. Bei der Führung wolle man den Bürgern zunächst zeigen, „wie dieses Modellprojekt aussehen wird“, bevor es knapp eine Woche später ans Eingemachte geht. „Die BI will alles dafür tun, dass der Gesundheitscampus ein toller Erfolg wird“, sagt Neufang. „Wenn das Gutachten eins zu eins umgesetzt wird, wäre das ein großer Verlust.“ Gar als „nicht akzeptabel“ bezeichnet er das.

Um aber das durchzusetzen, was die BI von den Entscheidern erwartet, brauche es die Verständigung aller Parteien, betont Kling. Es gehöre schließlich zur demokratischen Meinungsbildung, dass auch Kritiker miteinander sprechen. Und nicht nur übereinander. „Das verspricht umso spannender zu werden.“

Für Kling ist es selbstverständlich, dass die Herzen der Menschen an dem Klinikum vor Ort hängen. Auch am neuen. Zumal wohl kaum jemand geglaubt hätte, dass „kurz bevor die Türen aufgehen“ ein Salto rückwärts vollzogen werden könnte. Umso wichtiger der Austausch und die Möglichkeit zur Diskussion. Mit allen Beteiligten und „auf Augenhöhe“. Das sieht auch Landrat Riegger so: „Die gemeinsame Veranstaltung wird zur Transparenz und einer Versachlichung der Diskussion um das Medizinkonzept 2030 beitragen.“