Rettungskräfte sichern nach der Kollision den Unglücksort. Foto: Lück

Horror-Unfall an Horbs gefährlichstem Bahnübergang: Regionalstadtbahn kollidiert mit Lkw. Acht Verletzte.

Horb - Die Passagiere der Regionalstadtbahn 311 Freudenstadt-Eutingen sitzen auf der Böschung. Ihren Gesichtern ist der Schreck noch anzusehen. Eine Frau sitzt nur da und starrt ins Leere...

Fast wäre es gestern in Horb gegen 12.45 Uhr zu einer tödlichen Katastrophe gekommen. Ein Lkw-Fahrer einer Spedition aus Oberfranken fuhr mit seinem mit Röhren beladenen Lastzug aus Richtung Talheim gen Industriegebiet.

Eine kurvige Strecke, ehe der unbeschrankte Bahnübergang kommt. Offenbar hatte er das Rotlicht übersehen.

Ein Augenzeuge, der bei fischer ein hohe Position innehat, ist sichtlich unter Schock: "Ich habe gesehen, wie der Zug in den Lkw gerauscht ist. Ich bin sofort hin und hab gedacht: Jetzt muss ich mich auf Blut und Schlimmeres einstellen."

Ein Angestellter aus Freudenstadt saß im Zug. Er berichtet: "Ich habe die Vollbremsung mitbekommen, sah den Lkw und dachte: Jetzt ist es geschehen. Doch Gott sei Dank hat der Zugführer blitzschnell reagiert. Das sieht man sonst nur im Fernsehen."

Eine etwas ältere Frau saß auch im Zug. Sie wirkt äußerlich gelassen. Doch dann sagt sie: "Ich bin durch den Zug geflogen und habe mir den Kopf angeschlagen."

Während die Passagiere des Unglückszugs von der Horber Feuerwehr mit Wasser versorgt werden, sieht man, wie hinten der Lkw-Fahrer von einem Beamten begleitet wird. Ein Retter sagt: "Der hat auch Glück gehabt. Wie man sieht, kann er noch laufen."

Insgesamt, so die Polizei, hat es bei dem Unfall acht Verletzte gegeben: Den 60-jährigen LKW-Fahrer, den Zugführer (48) und sechs Fahrgäste. Die Schwere der einzelnen Verletzungen war zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch nicht bekannt. Was aber zu beobachten war: Offenbar sind viele Fahrgäste glimpflich davongekommen.

Gegen 13.10 Uhr kommt OB Peter Rosenberger mit sorgenvoller Miene angefahren. Horbs Feuerwehrkommandant Markus Megerle erklärt ihm die Lage: "Offensichtlich keine schweren Verletzten. Wir haben die Oberleitung jetzt abgeschaltet. Sie muss noch geerdet werden."

Rosenberger wird bitter: "Das ist ein ganz neues Argument, dass der Bahnübergang hier endlich gemacht wird. Heute hat Horb Glück im Unglück gehabt. Es hätte auch Schwerverletzte oder Tote geben können."

Seit Jahren, so das Stadtoberhaupt, versucht das Rathaus, Land und Bund dazu zu bewegen, diesen Bahnübergang endlich sicherer zu machen. Rosenberger: "Vielleicht ziehen ja solche Argumente endlich mal."

Ein politisches Statement. Dann schaut er sich mit sorgenvoller Miene den Zug an, den Lkw und unterhält sich mit den Passagieren, die offenbar unverletzt sind.

Der dramatische Unfall am unbeschrankten Bahnübergang. Nicht mal eine Halbschranke gibt es hier! Fakt ist auch: Der Lkw-Fahrer ist bergab gefahren. Es ist sehr kurvig hier und an den Fahrspurmarkierungen der Polizei auf der Straße ist zu erkennen, dass die ersten Lkw-Reifenspuren erst gut 20 Meter hinter den Schienen beginnen. Möglicherweise schien ihm auch noch die Sonne ins Gesicht.

Muss es erst Tote geben, ehe der Bahnübergang sicherer gemacht wird? Babett Waschke, Sprecherin des Landesverkehrsministeriums, reagiert auf unsere Anfrage: "Ich hoffe, dass niemand verletzt wurde." Dann sagt sie: "Dem Landesverkehrsministerium ist die Gefahrenstelle bekannt. Aus diesem Grund wird hier auch die Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs geplant, der entsprechende Vorentwurf zur Planung soll noch bis Ende des Jahres vom Landesverkehrsministerium genehmigt werden.

Die Einleitung und Durchführung des Planfeststellungsverfahren ist für 2016 vorgesehen. Das Projekt ist im Maßnahmenplan zum Generalverkehrsplan 2010 enthalten und wurde auch bereits in das Landesstraßenbauprogramm 2017 bis 2019 aufgenommen. Nach Vorliegen des Baurechts kann dann zeitnah mit der Realisierung begonnen werden."

Hat der Zugführer den Passagieren durch seine schnelle Notbremsung das Leben gerettet? Sarah Fricke, Sprecherin des Regional-Stadtbahnanbieters avg: "Unsere Mitarbeiter nehmen die Situation in Augenschein und besprechen den Unfallhergang mit der Polizei und den zuständigen Stellen. Deshalb können wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht dazu äußern."