Verkehrsminister Ramsauer habe vor wenigen Tagen unter anderem Hornberger als Regionalverbandsvertreter in seinem Ministerium klar gemacht, "dass wenn S 21 nicht kommt, die frei werden Mittel in Großprojekte anderer Bundesländer fließen, niemals aber nach Baden-Württemberg". Foto: dpa

Besuch des Bahnchefs beim fischer-forum lässt die Stuttgart 21-Debatte wieder aufflackern.

Horb - Ein Aktionsbündnis "Ja zum Ausstieg" gibt es bereits, ein lokales Aktionsbündnis Pro Stuttgart 21 soll auf Initiative des CDU-Stadtverbands Horb heute Abend gegründet werden. Und der Besuch von Bahnchef Rüdiger Grube beim fischer-forum heizt die Diskussion um S 21 in Horb wieder an.

"Endlich ist wieder Ruhe eingekehrt", sagt ein Mann am Mittagstisch in einem Lokal in Horb und meint die Stuttgart 21-Diskussion. Nach Ruhe sieht es in Horb allerdings gerade nicht aus.

Der Besuch von Rüdiger Grube beim fischer-forum der Unternehmensgruppe fischer in Waldachtal-Tumlingen am vergangenen Mittwoch hat die beiden verfeindeten Seiten mobilisiert – und in Horb und im Kreis Freudenstadt ist die Debatte besonders emotional.

Den Anfang machte SPD-Kreisrat Axel Lipp. Er bezeichnete Grube in einem offenen Brief als "Mann der Verschleierung". Der Bahnchef habe die Kosten verharmlost. Horb und die Region seien Verlierer des Großprojekts, da sich der Ausbau der Gäubahn verzögere. Dieser werde nicht vor 2019 kommen.

Region einen "Bärendienst" erweisen

Lipp kritisierte dann auch noch die Pro-Haltung zum Bahnprojekt unter anderem von Landrat Klaus Michael Rückert, Oberbürgermeister Peter Rosenberger und Freudenstadts OB Julian Oswald sowie von FDP-Mann Michael Theurer, die ihrer Region damit einen "Bärendienst" erweisen würden.

Das ließ die andere Seite nicht lange auf sich sitzen. Heinz Hornberger, Vorsitzender CDU-Kreistagsfraktion, macht seinem Unmut ebenfalls in einem offenen Brief Luft und greift Lipp an. "Ich bin schon sehr erstaunt, welchen politischen Unsinn sie in Ihrem Beitrag erzählen", heißt es da. Lipp sei ein "Meister der Märchenstunde, wenn sie behaupten, dass Stuttgart 21 negative Auswirkungen auf die Umsetzung von anderen Bahnprojekten im Land zum Beispiel die Gäubahn habe".

Verkehrsminister Ramsauer habe vor wenigen Tagen unter anderem Hornberger als Regionalverbandsvertreter in seinem Ministerium klar gemacht, "dass wenn S 21 nicht kommt, die frei werden Mittel in Großprojekte anderer Bundesländer fließen, niemals aber nach Baden-Württemberg". "Warum verschweigen Sie, dass bei einem Ausstieg Stuttgart eine Bauruine hat und das Land die Klage der Bahn AG auf 1,5 Milliarden Schadensersatz am Hals hat und dafür dann der Steuerzahler im Land aufkommen darf", so Hornberger weiter.

Hornberger verteidigt Bahnchef Grube, der beim fischer-forum "Transparenz an den Tag gelegt" habe. "Nicht die Befürworter von S 21 erweisen der Region und damit auch dem Landkreis einen Bärendienst, sondern Mandatsträger wie Sie", feuert Hornberger Lipp in seinem Brief entgegen.

Unterstützung bekommt Hornberger von Unternehmer Klaus Fischer, der ein deutliches Plädoyer für S 21 hält (siehe Seite Waldachtal): "Das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 ist ein Infrastrukturprojekt, das unserem Land großen Nutzen bringen wird. Wir haben gegenüber der jungen Generation die Verpflichtung, wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen." Stuttgart 21 gegen Investitionen auf der Gäubahn ausspielen zu wollen, sei "sachlich völlig unsinnig und auch regionalpolitisch unverantwortlich".

Auch ein Beitrag von Kristina Sauter vom Aktionsbündnis "Ja zum Ausstieg" darf in der Debatte nicht fehlen. Sie bezeichnet Grube als "einer von den Gestrigen"- Behauptungen, die aus der Schlichtung hinlänglich bekannt und widerlegt seien, zelebriere er immer noch "bar jeder Scham". "So etwas kann er vielleicht noch vor Unternehmern machen, aber nicht mehr vor Bürgern und Bahnkunden, die diese Zeche heute schon und erst recht später bezahlen müssen." Natürlich weist Sauter auf den Bürgerentscheid hin, der ihrer Meinung nach klar mit einem Votum gegen "Grubes Prestigeprojekt" enden sollte.

Eine Diskussion, die auch die Bevölkerung erreicht, oder sich nur noch in politischen Kreisen vollzieht? Der Mann am Mittagstisch sieht dem Ganzen gelassen entgegen. "Ich glaube nicht, dass das ein großes Thema unter uns Normalbürgern ist", sagt er. Ob er da richtig liegt, bleibt abzuwarten.