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Tafeln, Tanzen, Spaß Haben beim Straßen-Bankett in Neckarstraße. Idee stammt aus Paris.

Horb - Savoir Vivre à Rue du Neckar! Bei der Premiere des "Diner en blanc" in Horb aßen die Menschen nicht nur gemeinsam – sie tanzten auch auf der Straße!

Da fiel sogar Tobi, dem Kameramann vom Mini-Rock Festival, buchstäblich die Kinnlade runter: "Ich glaube, ich träume." Dreißig weiß gekleidete Erwachsene tanzen ganz locker den Line Up mitten auf der Neckarstraße. Fuß vor und zurück, Drehung, Lasso aus der Hand drehen – und alle haben richtig Spaß!

Und als die gut dreißig Besucher des ersten Straßen-Banketts und -Tanzes in Horb nach gefühlt mindestens 100 Jahren nach dessen letzter Aufführung noch den Tanz "Macarena" auf den Asphalt legen, da grinst sogar DRK-Einsatzleiter Said Houri, der gerade seinen Retter-Trupp vom Mini-Rock Festival Richtung Heimat fährt: "Hier ist im Moment definitiv mehr los als auf dem Festplatz." Und alle lachen, als Vortänzerin Marion Rauch ihren Eleven Klaus Kubler scherzhaft zurechtweist: "Klaps ja. Aber nur auf den eigenen Po!"

Hey Horb! Es geht ja doch noch was! Menschen 50 plus tanzen einfach auf der Neckarstraße! Das, was die Kids am Tag zuvor beim Mini Rock gebracht haben, können wir auch. Natürlich etwas gesetzter – aber wir haben garantiert genauso viel Spaß dabei!

Veranstalterin Christa Stiegenroth: "Wir bringen noch Stil mit." In der Tat: Alle waren in feinstes Weiß gekleidet. Auch Hüte waren zu sehen. Dazu Serviettenringe und Messerbänkchen aus Silber. Sie hatte die Idee, mit ihrem Lebengefährten Michael Grüber wurde das "Diner en blanc" vor dem Kreativraum gestern gemacht.

Die Idee stammt ursprünglich aus Paris: Menschen verabreden sich an einem festgelegten Platz. Jeder bringt Essen, Stühle und Tische mit. Wichtig: Alles muss in weiß sein.

Michael Grüber staunt über die Resonanz: "Es ist schon verrückt. Seitdem wir den Kreativraum in der Neckarstraße 48 eingerichtet haben, schießt er jede Menge Impulse heraus."

Stiegenroth, die jahrzehntelang in Frankreich als Deutschlehrerin gearbeitet hat, sagt: "Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Ich habe immer versucht, in Frankreich in die "Diner en blanc"-Gruppen reinzukommen. Ohne Erfolg. Jetzt endlich konnte ich das in Horb Wirklichkeit werden lassen!"

Das erste "Diner en blanc". Jedem, der vorbeikam, passierte oder durchfuhr, zauberte das ein Lächeln aufs Gesicht. Elisabeth Fiekelt beispielsweise hatte eine riesige blaue Tupper-Schale mitgebracht: Cocktailtomaten mit Mozzarella-Bällchen, Käse mit Mini-Würstchen und andere leckere Spießchen. Auch der leckere Lachs-Wrap wird großzügig angeboten. Da kommt dann jeder gern auf ein Schwätzchen am Tisch vorbei.

Tierärztin Canan aus Horb hat Couscous mitgebracht, eine Nachbarin Rinderbraten. Wer will, bekommt sein Glas immer wieder mit französischem Wein gefüllt.

Teilen, probieren, reden und trinken. Ahmed Almir genießt den Kartoffelsalat der Nachbarin, die auch noch schöne Pflanzen auf den Tisch gelegt hat. Dann startet er gemeinsam mit Nanyongo an der Trommel ein Stück auf der Oud.

Wer in die Gesichter der Gäste schaut, merkt: Jeder fühlt sich wohl hier. Auch Detlef Kreidler, der gegenüber den legendären Hosen-Laden in der Neckarstraße hat, sagt: "Eine gute Aktion. Das ist mal etwas ganz anderes auf der Neckarstraße und ein Impuls, der vielleicht hilft, dass die Innenstadt nicht ganz ausstirbt."