Horb erlebte am Freitag eine stimmungsvolle Nacht der Lichter. Foto: Maria Hopp

Leuchtende Stadt, schillernde Kultur: Farben, Kunst, Shopping und ganz viel Musik.

Horb - Während das Einkaufszentrum in der Vollendung ist, zeigt der Handel jenseits des Neckars, was er wirklich kann. Mit der bisher wohl besten und stimmungsvollsten Langen Nacht der Lichter.

City-Manager Thomas Kreidler steht gegen 21 Uhr im Künstlerhaus. Er sagt: "Mir wird jetzt erst richtig bewusst, das diese Lange Nacht der Lichter die ganze Vielseitigkeit und den Charme der Stadt widerspiegelt."

In der Tat. Horb Aktiv hat diesmal den Etat für sein Prestige-Event erhöht. Und jeder, der gestern durch die City bummelte, hat es auch gespürt.

Glanzpunkt Nummer 1: das Ballonglühen. Volkhard Bähr und sein Sohn Fabian ziehen diesmal noch begeisterter als sonst die Gasbrenner für ihre Ballons. Denn: Das Glühen wird durch die Beschallung des kompletten Neckarufers mit Gänsehaut-Musik wie "Also sprach Zarathustra" (Kult-Filmmusik von "2001 – A Space Oddity") oder "Conquest of Paradise" (Kult-Filmmusik von "1492", Einlauf-Musik von Kult-Boxer Henry Maske) perfekt untermalt. City-Manager Kreidler: "Da stehen 400 bis 500 Leute auf den Turnierwiesen und haben applaudiert!"

Angenehmer Nebeneffekt: Das Glühen und die Musik lockt die Bummelnden vom Polizeirevier ans Neckarufer. Und vom Bahnhof in die Stadt.

Glanzpunkt Nummer zwei: viele kleine, neue, charmante Details entlang der Strecke. Die faszinierende Beleuchtung der Stiftskirchen-Mauer. Das Pony-Reiten des Reitvereins Horb auf dem unteren Marktplatz. Die schönen, stimmungsvollen Videos auf der Altenheim-Fassade von Video Rabe. Daneben auf dem Gutermann-Parkplatz heiße Minis. Gleich zum Probefahren. Blickfang hier: das Dachzelt. Das Mini-Verkaufsteam: "Da ist fast jeder reingeklettert. Das ist ein absoluter Eye-Catcher."

Im Bürgerkultursaal zeigt Renate Müßler, wie man aus Glasstangen Glasperlen wickelt. Zeigt dazu die Entwicklung der Glasperlen – von den Alammanen über Murano bis hin zur Gegenwart.

Und so kommt es, dass es beim Bummeln – vom Flößersteg über die Neckarstraße hoch über die Hirschgasse zum unteren und oberen Marktplatz überall voll ist.

Auch die, die nicht direkt auf dem Rundlauf liegen, profitieren. Barbara Staudacher vom jüdischen Betsaal: "Unsere Laubhütte war immer voll mit netten Besuchern. Auch im Museum war was los."

Ursel Bopp, die von ihr gestalteten Schmuck zeigte: "Dank der Beleuchtung haben uns viele entdeckt, die noch nie in unserer Galerie waren." Auch der Weinpavillon vom Weinhaus Dörr – sehr gut besucht.

Und die Händler, die auf dem Rundlauf liegen, profitieren noch mehr. Heiderose Raible von Wohnideen: "Der Marktplatz ist voll, wir sind gut besucht." Michaela Manenti von WLP Wohnlicht: "Ich bin noch keine Minute zur Ruhe gekommen." Heidrun Thomma, die am unteren Marktplatz Wurst verkauft: "Es ist toll." Ursula Tillery von Mode Gramer: "Unser Geschäft ist soweit gut besucht." Beim Mini-Team sind fast alle Autos auf Probefahrt.

Constanze Kittel von Neckar Sport: "Es passt. Die Kunden kommen immer schubweise." Vor ihrer Ladentür steht Nicole Jüttner von Mrs. Sporty: "Es ist super – dauernd ist hier Frequenz in der Hirschgasse." Der Blickfang meldet: "Alles gut." Moni Schönfeld von mode und Style: "Es ist gut was los in der Stadt. Wir haben nicht nur unsere Stammkunden hier, sondern auch Leute von außerhalb. Sogar aus Stuttgart."

Gut zwei Stunden vorher hatten wir hier Michael Keßler, Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion, getroffen. Er scherzt: "Ich bin gerne bei Schönfeld. Hier trifft man immer alle Männer der Stadt."

Lucia Steimle von Schmuck am Aischbach um 21.30 Uhr: "Das Essen, was ich für meine Besucher vorbereitet habe, ist schon alle. Die Lange Nacht der Lichter ist mein Lieblingsevent."

Und auch beim Mega-gestressten Robert Müller triumphieren die Glückshormone. Er hat bis halb eins in der Nacht noch an den Details der Erweiterung seines Blumenladens geschafft. Ist morgens um 6.30 Uhr wieder aufgestanden. Jetzt ist der vergrößerte Blumenladen proppenvoll. Sogar Männer stehen draußen vor dem neuen Schaufenster und staunen. Und während diese Zeitung gerade bei Ihnen in den Briefkasten gesteckt wird, ist Müller heute schon wieder auf der Rückfahrt vom Großmarkt in Stuttgart. Der Blumenladen-Inhaber: "Dort muss ich am Samstag um 2.30 Uhr sein. Doch das ist mir egal – die Resonanz der Kunden zur Langen Nacht der Lichter ist einfach unglaublich."

Volle Euphorie. Besinnlicher geht es dagegen in der Johanneskirche zu. Michael Grüber startet um Punkt 18 Uhr seine Orgelmeditation, lässt sich Steine bringen, die er auf die Tasten legt. Lässt den tiefsten Ton der Orgel erschallen. Die Tür zur Empore, durch die ein Gast einen Stein bringt, zittert von den Schwingungen. Der Bass – er soll die Besucher zur Ruhe bringen.

Im Forum des Klosters ist Doro Jakubowksi gerade dabei, ihre Performance mit der Künstlerin Karla Kreh und Diet Rahlfs zu proben. Eröffnung der zweiten Körper-Bild-Tage. Doro: "Die Bilder von Karla nehmen einen gefangen."

Körper-Bild Tage-Veranstalter Ekke Scholz: "Auf den ersten Blick wirken die Bilder unfertig und expressiv. Je länger ich sie mir anschaue, desto fertiger wirken sie auf mich. Die Striche, die Farben, die Komposition – sie erinnert mich an die Weisheit aus dem Zen-Buddhismus: Der Schnee fällt, jede Flocke fällt auf seinen Platz."