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Hausarzt Volker Kühne (rechts) übergibt seine Praxis an Roland Gábor Marada / Mediziner aus Ungarn kam vor zwei Jahren nach Deutschland / Erster Arbeitstag amkommenden Montag

Fast 30 Jahre hat Volker Kühne als Hausarzt in Horb gearbeitet. Doch nun soll bald Schluss sein. Einen Nachfolger hat er endlich gefunden: Roland Gábor Marada.

Horb. "Fünf Jahre lang haben wir gesucht", erzählt der große Mann, der einst aus dem hohen Norden, genauer aus Bremen, in den Südwesten kam. Kühne ist mittlerweile 73. Doch er kann sich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden aufzuhören. "Wenn einem der Beruf immer Spaß gemacht hat, dann fällt es schwer, aufzuhören und loszulassen." Seine Frau, die neben ihm sitzt, lacht: "Er würde am liebsten noch viele Jahre weitermachen."

Neben den Kühnes sitzt Roland Gábor Marada und hört aufmerksam zu. Am kommenden Montag ist sein erster Arbeitstag in Horb. Der 38-Jährige kommt ursprünglich aus Ungarn. Vor zwei Jahren wagte er zusammen mit seiner Frau und seiner heute siebenjährigen Tochter den großen und mutigen Sprung nach Deutschland. Seine Frau ist ebenfalls Allgemeinmedizinerin und arbeitet in einer Gemeinschafspraxis in Aidlingen. Marada hatte in einer Praxis in Jessen in Sachsen-Anhalt gearbeitet. Zuletzt war er als Betriebsarzt tätig. Nun ist er froh, in der Nähe seiner Familie eine eigene Praxis zu betreuen. "Ich freue mich auf die Arbeit in Horb. Die Menschen hier sind mir sympathisch und außerdem mag ich es gerne bergig", erzählt er mit Begeisterung.

Im Januar 1987 fing Volker Kühne in Horb an

Eine Praxis, die Kühne selbst aufgebaut hat. Der 73-Jährige hatte in Heidelberg zunächst Jura studiert, aber dann doch gemerkt, dass für ihn Medizin das Richtige ist. Im Januar 1987 fing er in Horb ab. Einige Jahre später baute er selbst in der Schillerstraße. Auch wenn es immer weniger Hausärzte in Horb geworden sind und die Zahl der Patienten zunahm, habe es bei ihm keinen Aufnahmestopp gegeben. Die Sorge seiner Patienten sei bei der knappen Versorgungslage in Horb groß gewesen, dass es keinen Nachfolger geben könnte. Dass es nun doch noch geklappt, macht ihn froh: "Es wäre für mich sehr schlimm gewesen, wenn mein Lebenswerk nicht weitergeführt hätte werden können."

Für Roland Gábor Marada ist das eine große Aufgabe, denn in seiner Heimat läuft das Gesundheitswesen unbürokratischer ab: "Dort haben wir nur eine einzige gesetzliche Krankenkasse für alle", erzählt er. "Ich musste hier einiges neu lernen."

Doch in den ersten Monaten wird er nicht alles allein bewältigen müssen. "In nächster Zeit werde ich noch unterstützen, sozusagen als Assistent", sagt Kühne. Wie lange das sein wird? "Ein paar Monate", sagt der Hausarzt. "Ich möchte meine Patienten nicht abrupt im Stich lassen." Es soll ein fließender Übergang werden." Und das wohl nicht nur für die Patienten, sondern für Kühne selbst. Denn ein bisschen Zeit braucht er wohl noch, um sich mit dem Ruhestand anzufreunden.