Was sagen die Gastronomen zum Sommergeschäft? Auf dem "Rauschbart" ist man trotz wechselhaftem Wetter zufrieden. Foto: Hopp

Durchwachsenes Wetter, ordentliche Geschäfte. Neues Musik-Cocktail-Konzept hat sich bewährt.

Horb - Der Oktober ist da, und er wird hoffentlich ein goldener. Genau die richtige Zeit, um weiter auf warme Tage zu hoffen und eine Bilanz des Gastro-Sommers zu ziehen.

Wie wichtig Sonnentage für die Gastronomen sind, das hat Koray Yildiz vom "Dolce Vita" bewiesen. Eigentlich war er Mitte September schon im Familienurlaub in der Türkei. Die Sonne und die Freizeit mit seiner Frau Vicky und seinem kleinen Sohn genießen. Doch dann las er im Handy die Wetterprognose für Deutschland mit dem herrlichen Altweibersommer ab Mitte September. Blitzschnell löste er ein Flugticket, und es ging zurück nach Horb. Yildiz: "Solche sonnigen Tage sind Gold für das Geschäft!"

An Sonnentagen muss der Umsatz fürs gesamte Jahr reinkommen

Ein Motto, dass für viele Gastronomen gilt. Christoph Steiglechner und Michael Singer vom "Rauschbart" haben sich deshalb zu absoluten Wetterexperten entwickelt, da ihre Kult-Gastro mit dem Titel "Deutschlands schönster Biergarten" an den Sonnentagen das Geld für das ganze Jahr einspielen muss. Carsten Müller vom "Gleis Süd" ist im Vorjahr das Außengeschäft fast vollständig weggebrochen – wegen der Baustelle am Bahnhof. Dieses Jahr kämpfte er erfolgreich gegen die Problem-Szene. Gemeinsam mit der Stadt, dem Kaufland und den Sozialarbeitern war es gelungen, durch den dauerhaften Platzverweis eines Pöbel-Chaoten den Bahnhofsvorplatz wieder zu beruhigen.

Doch wie ist die Sonnenbilanz von Horb? 

Mai. Kühler Start mit zehn Grad. Mitte des Monats mal über 20 Grad, dann nachts Temperatursturz auf acht Grad. Erst das letzte Wochenende brauchte dann mal bis zu 30 Grad. Dieser Trend hielt sich bis zum zweiten Juni-Wochenende. Doch zwischendurch knallte das Thermometer auf 16 Grad runter. Im Juli kletterte die Temperaturkurve dann um den 6. Juli auf 31 Grad hoch, um am 25. Juli auf 15 Grad zu sinken. Der August – auch nicht besser. Während er mit 31 Grad startete, knallte das Thermometer am 10. auf 15 Grad runter. Dann ging’s wieder hoch auf 30 Grad am 15. August. Und mit dem meteorologischen Herbstanfang am 1. September wird es dann "bitterkalt": 15 Grad. Die Trendwende kam dann erst mit dem 22. September: Das Thermometer klettert auf über 20 Grad und endet mit 24 Grad.

Rauschbart-Wirt Singer: "Es gab dieses Jahr kein stabiles Hoch. Das Wetter war sehr wechselhaft, das hat es nicht einfach gemacht für uns. Es war ein paar Tage schön, dann gab es wieder Regen. Das war sehr kräftezehrend für uns: Du musst das Personal richtig planen und die benötigte Warenmenge möglichst präzise auf Lager halten und gegebenenfalls blitzschnell Nachschub organisieren. Dazu kommt: Wenn es zu heiß ist, kommen viele Gäste erst nach Sonnenuntergang. Gerade Senioren, die auch zu unseren Hauptzielgruppen gehören. Insgesamt sind wir aber zufrieden. Der Umsatz gleicht sich über die Jahre gesehen an."

Bernd Rausch mit seinem "Kö 23" hat es da etwas leichter. Die Sonnenterrasse ist nur ein Teil seiner Gastro. Er sagt: "Wenn das Wetter gut war, war auch mein Biergarten mit den 80 Plätzen gut besucht. Insofern war das Sommergeschäft gut. Gerade, wenn es abends mild wurde. Anfang Juli war es fast zu heiß – da gab es ein kurzes Loch!"

Dieter Held vom Eiscafé Dolada: "Dieser Sommer war nicht besonders. Sobald die Sonne geschienen hat, war die Bude voll. Die Renner waren alle Sorten Spaghetti-Eis sowie Joghurt mit frischen Früchten. Wir hoffen jetzt auf einen schönen Oktober. Ab sofort gibt es heiße Waffeln mit Eis, Nutella oder Apfelmus oder auch warmen Apfelstrudel."

Der September hat nicht wirklich ünerzeugen können

Die Sonnenterrasse vor dem Bahnhof war vor allem abends immer voll bei gutem Wetter. Carsten Müller vom "Gleis Süd": "Das Tagesgeschäft war wegen des Baulärms durch das Einkaufszentrum etwas schwierig. Allerdings: Im Gegensatz zu früheren Jahren war es friedlich, und wir hatten keinen Stress. Die Außengastro lief dieses Jahr sehr gut."

Sigrid Hellstern vom "Adler" Dettingen: "Unsere Außenterrasse läuft. Die schönen Wochenenden jetzt nehmen wir noch alle mit. Die Gäste suchen immer noch Gelegenheiten, draußen zu sitzen. Wir sind zufrieden."

Das gilt auch für Johannes Kiefer vom "Quartier 77". Im März wurde das Restaurant und die Event-Location eröffnet, die Terrasse war dann Ende Mai fertig. Kiefer: "Es war die richtige Entscheidung, die Terrasse so früh wie möglich schnellstmöglich zu eröffnen. Sie ist mittags und abends bei gutem Wetter auch gut besucht!"

Lilo Fradella bewirtschaftet den Kiosk am Alten Freibad. Er sagt: "Das Wetter war nicht so prickelnd. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist vor allem der September komplett weggebrochen. Insgesamt liefen die Geschäfte bisher aber ordentlich."

Gastronom Koray Yildiz will jetzt endlich wieder zurück in den Familienurlaub in der Türkei: "Es war mal kalt, mal warm. Der Sommer war nicht schlecht, aber auch nicht top. Inzwischen ist es – trotz gutem Wetters Ende September – ruhig geworden. Die Masse der Touristen ist inzwischen weg."

Und was ist mit dem Musik-Cocktail? Die beliebte Konzertreihe am Sonntag war diese Jahr nicht nur im Alten Freibad, sondern einmal im Monat auch bei anderen Gastronomen von Horb Aktiv. Beispielsweise im "Gleis Süd" oder "Dolce Vita". Ende letzter Woche hat Horb Aktiv beim Gastro-Stammtisch Bilanz gezogen. City-Manager Thomas Kreidler: "Aus unserer Sicht war das Konzept erfolgreich. Wir werden darüber jetzt mit dem Stadtmarketing sprechen. Der Musik-Cocktail soll auch im nächsten Jahr fünf Mal weiterhin auswärts sein. Das hat sich bewährt."