In der Gültsteiner Mühle bei Herrenberg erfährt die 3. Klasse von Renate Unsöld, wie aus Korn Mehl wird. Foto: Grundschule Vollmaringen

Die Zusammenarbeit von Grundschule, Stadt und Naturpark ist besiegelt. In Vollmaringen macht man sich auf, „Naturpark-Schule“ zu werden. Die Kinder können sich auf tolle Erlebnisse in der Mühle, auf dem Bauernhof oder am Bachlauf freuen.

Gebannt folgen die Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse den Worten von Mühlenbesitzerin Renate Unsöld. Denn sie sitzen nicht in ihrem Klassenzimmer, sondern stehen dicht gedrängt in der Gültsteiner Mühle bei Herrenberg.

„Hier sehen die Kinder mit eigenen Augen, wie aus einem Getreidekorn Mehl wird“, erklärt Irene Breitling, Rektorin der Grundschule Vollmaringen, den Ansatz. Zuerst hätten sie den Aufbau eines Weizenkorns sowie die unterschiedlichen Getreidesorten kennengelernt. „Jetzt geht es darum, mit allen Sinnen zu erfahren, wie aus den kleinen Körnern ein Brot wird“, erklärt sie.

Lernen mit allen Sinnen

Das Projekt „Vom Korn zum Brot“ ist einer der Bausteine, mit denen die Schule ihr Siegel als Naturpark-Schule erfüllen möchte. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord geht es darum, gemeinsam mit außerschulischen Experten den Wert der heimischen Natur kennenzulernen.

„Bei Exkursionen zu einem Bauernhof, einer Streuobstwiese oder eben in die Mühle hören die Kinder viel besser zu, als wenn es ein Lehrer im Schulraum erklärt“, verdeutlich die einstige Förstertochter das pädagogische Potenzial.

Regionalität steht im Fokus

Damit wird die Vollmaringer Schule neben der Wilhelmschule in Bad Wildbad und der Grundschule in Dobel bei der Verleihung dieser Auszeichnung im Herbst die dritte Naturpark-Schule im Kreis Calw sein.

„Die Kinder können selbst auf dem Feld stehen und wie einst die Urgroßeltern das Getreide von Hand dreschen“, veranschaulicht Manuela Riedling, Projektmanagerin der Naturpark-Schulen, den handlungsorientierten Ansatz. Denn so entwickle sich ein persönlicher Bezug zur regionalen Kulturlandschaft und dem Wert der dort hergestellten Nahrungsmittel.

Nicht nur für Touristen

Die Naturpark-Schulen – bis jetzt gibt es im mittleren und nördlichen Schwarzwald 20 Stück davon – sollen mit ihren pädagogischen Angeboten der eigenen Bevölkerung den Wert des Parks nahebringen, der meist nur mit Tourismus assoziiert werde, führt Riedling weiter aus.

Oberbürgermeister Jürgen Großmann, Rektorin Irene Breitling und Manuela Riedling vom Naturpark Schwarzwald unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung. Foto: Thomas Fritsch

Auch Oberbürgermeister Jürgen Großmann ist von dem Projekt, das den Jüngsten die Kulturlandschaft vor der eigenen Haustür nahebringen will, begeistert. Momentan sei die Grundschule Vollmaringen die erste Einrichtung, die als Naturpark-Schule verifiziert werde. „Wir sind natürlich offen, das Projekt auf andere, auch weiterführende Schulen, auszudehnen“, blickt er in die Zukunft.

Bald gibt es frisches Brot

Schulen, die auf diese Art Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung in ihren Lehrplan integrieren möchten, sollten zum einen verschiedene Themenmodule anbieten. Des Weiteren braucht es einen Projektleiter vor Ort, der alles koordiniert.

In Vollmaringen ist dies Paul Miller, der frühere Rektor der Burgschule. „Als nächstes stehen Besuche auf Bauernhöfe in der Region an, damit die Kinder erfahren, wo Milch und Eier herkommen“, verrät er. Als weiteres Projekt wünscht er sich einen Streuobstlehrpfad, um den Schülerinnen und Schüler die heimische Vielfalt an Äpfeln, Zwetschgen und Co. zeigen zu können.

Die 3. Klasse wird als nächste Station ein Backhaus in der Gegend besuchen, um dann hautnah miterleben zu können, wie aus dem Mehl ein frisch duftendes Brot wird.

Projekte in Vollmaringen

Obst und Tiere
Die 1. Klasse beschäftigt sich „Rund um den Apfel“, während die 2. Klasse die Tiere auf dem Bauernhof kennenlernt.

Wasser und Brot
Die 3. Klasse erforscht den Weg des Korns zum Brot, die 4. Klasse hat mit „Wasser“ ein zukunftsweisendes Thema vor sich.