Dieser Automat liefert statt Schokolade Vapes und Shisha-Tabak. Foto: Jürgen Baiker

Ein Geschäftsmodell, das so gut ankommt, dass wöchentlich für Nachschub gesorgt werden muss, ist der Shishamate: Ein umgebauter Snackautomat, bei dem man Tabak und Kohlen für Wasserpfeifen oder Einweg-E-Zigaretten kaufen kann.

In der Reinhold-Köhler-Straße steht er: Empfingens erster Shisha-Automat. An dem umgebauten Snackautomaten können Interessierte statt Gummibärchen und Schokoriegeln Kohlen und Tabak für Shishas, eine Art Wasserpfeife, Liquids für E-Zigaretten und Einweg-E-Zigaretten, sogenannte Vapes kaufen. Gerade diese sind zur Zeit, insbesondere bei jüngeren Menschen, extrem beliebt – allerdings auch umstritten. Durchschnittlich etwa 800 Züge kann man dabei nehmen, bevor die Vapes entsorgt werden müssen.

Aufgestellt hat den Automaten der Student Pascal Häsler, der den Automaten „Shishamate“ getauft hat. Auf dem Grundstück seiner Eltern steht das Gerät seit Herbst 2020 . Damals, kurz vor dem ersten Winter-Lockdown der Corona-Pandemie, kam Pascal die Idee mit dem Automaten. Der heute 23-Jährige war schon damals begeisterter Shisha-Konsument.

Die Idee kam mit dem Corona-Lockdown

„Im Lockdown hatten die Geschäfte für Shisha-Tabak geschlossen. Hinzu kommt, dass die Lage auf dem Land ohnehin nicht die beste ist, wenn man gerne Abends Shisha raucht.“ Viele Geschäfte gibt es nicht, die die es gibt, schließen oft schon um 18 Uhr, für viele Junge Leute viel zu früh. Als im Lockdown die wenigen Angebote schließlich schließen mussten, fasste Pascal einen Entschluss.

Eine Alternative musste her. Mit ein wenig Hilfe vom Betreiber eines anderen Shisha-Automaten baute Pascal einen Snackautomaten um, verpasste ihm eine Vorrichtung zur Altersverifizierung mit Führerschein oder Ausweis, und der Shishamate war geboren.

Bürgermeister Truffner unterstützt das Konzept

Für Pascal etwas überraschend viel Unterstützung bekam er nach eigener Aussage von Empfingens Bürgermeister Ferdinand Truffner, mit dem Pascal die Aufstellung des Automaten zuvor abgesprochen hatte. Truffner hat mit dem Automaten keine Probleme: „Natürlich ist Shisha-Tabak und so weiter ein Suchtmittel – aber dann müsste man auch Brauereien oder Brennereien verbieten?“ Die positive Einstellung Truffners ist auch Pascal im Gedächtnis geblieben.

In Empfingen ist Pascal aufgewachsen, seine Familie lebt noch immer dort und an den Wochenenden ist Pascal noch immer regelmäßig in seinem Heimatort. Dieser Tage aber lebt und studiert er in Pforzheim. An seiner alten Heimat hängt aber weiter sein Herz. „Ich fühle mich noch immer nach Empfingen hingezogen“, erklärt Pascal.

Ein Online-Shop soll noch kommen

Mindestens einmal in der Woche füllt er seinen Automaten auf, immer wieder mit neuen Geschmacksrichtungen an Tabak und Vapes. Wenn es etwas Neues gibt, will Pascal es direkt ausprobieren – eine Verhaltensweise, die er auch bei seinen Kunden bemerkt. „Abwechslung ist mir wichtig“, erklärt er. Auch unter der Woche muss der Automat oft neu befüllt werden. Darum kümmert sich seine Mutter, sagt Pascal.

Ob es noch weitere Automaten geben wird, will er noch nicht ausschließen: „Ich sage niemals nie.“ Feste Pläne für einen zweiten Automaten stehen aber noch nicht. Stattdessen baut der 23-Jährige sich derzeit einen Onlinehandel auf, mit dem er bald auch Vapes verkaufen und liefern will.

Sein Dank gilt Freunden und Fans seines Automaten, der auch auf Instagram vertreten ist. „Ich bekomme immer wieder Nachrichten über neue Sorten und Produkte“, meint Pascal. In den vergangenen zwei Jahren hätten diese Menschen seinen Automaten zu dem gemacht, was er heute ist.

Was sind eigentlich Vapes?

Nikotin
Vape ist die Kurzform von Vaporizer, was auf Deutsch soviel wie Verdampfer bedeutet. Bei den Vapes handelt es sich um kleine, bunte Einwegzigaretten, die vor allem durch ihre verschiedenen Geschmacksrichtungen hervorstechen.

Kritik
Gesundheitsminister Manfred Lucha spricht sich eindeutig für ein Verbot der E-Zigaretten aus, da die zugesetzten Aromen den Reiz der E-Zigarette ausmachen und so zum Einstieg verführen können. Gefährlich sind auch die bunten Farben, welche häufig Jugendliche unter 18 ansprechen und sie so eher zum Konsum von E-Zigaretten verführen. Zuletzt sollte man auch den Umweltaspekt nicht vergessen, denn durch die einmalige Nutzung der Einweg E-Zigaretten fallen Elektroschrott, Plastikmüll und Altbatterien an. Eigentlich sollten die E-Zigaretten in einem Wertstoffhof oder im Elektroschrott entsorgt werden, doch die meisten landen im normalen Mülleimer. (lh)