Es gibt wohl heftigen Klinikzoff zwischen dem Landkreis Freudenstadt und Calw. Foto: Hopp

Krankenhaus: Gespräche über gemeinsames Medizinkonzept bislang erfolglos. Kreisräte sind überrascht: Gespräche nie erwähnt.

Kreis Freudenstadt - Es gibt wohl heftigen Klinikzoff zwischen dem Landkreis Freudenstadt und Calw. Die Freudenstädter werfen den Nachbarn vor, sich gegen eine Zusammenarbeit zu stellen.

Der Schwarzwälder Bote hatte am Samstag über die Aussage von Baden-Württembergs Sozialministerin Karin Altpeter (SPD) berichtet. Sie hatte bestätigt, dass sie zum Krankenhausstandort Freudenstadt steht, und ergänzt: "Ich habe – vorsichtig formuliert – Gespräche mit dem Landkreis Calw angeregt." Der Hintergrund: Das Sozialministerium entscheidet über einen Zuschuss für mögliche Neubauten (bis zu 45 Prozent). Man wolle unnötige Doppelstrukturen vermeiden.

In der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Kreistags gab Landrat Klaus Michael Rückert zu, dass es schon Gespräche zwischen den Landkreisen gegeben habe. Bisher war jedoch nur bekannt, dass es zwischen dem inzwischen verabschiedeten KLF-Geschäftsführer Peter Mast und Südwestklinik-Geschäftsführerin Elke Frank einen "guten Austausch" gab. Das hatte Frank dem Schwarzwälder Boten am Freitag erneut bestätigt. Aber wie agieren die Besitzer der jeweiligen Kliniken?

Die Krankenhäuser des Landkreises Calw (im Bild das Krankenhaus Nagold) gehören zum Südwestklinik-Verbund. Freudenstadts Landrat Klaus Michael Rückert (Aufsichtsratsvorsitzender der KLF): "Wir versuchen seit zwei Jahren, auf den Landkreis Calw zuzugehen, um ein gemeinsames Medizinkonzept abzustimmen. Am Landkreis Freudenstadt ist es bisher nicht gescheitert. Eher umgekehrt." Er habe sich nach dem Artikel im Schwarzwälder Boten noch einmal im Ministerium rückversichert. Dort habe man ihm bestätigt, dass Ministerin Altpeter beide Landkreise aufgefordert habe, miteinander zu sprechen.

Verweigert sich der Landkreis Calw einer Zusammenarbeit mit dem Nachbarlandkreis? Kreisrat Heinz Hornberger (CDU): "Ich habe an den Gesprächen zwischen den Landkreisen teilgenommen. Die Wahrheit ist: Es war mehr als ernüchternd. Calw hat sich eindeutig im Südwestklinikum positioniert. Was dort an Grundsatzbeschlüssen für Nagold beschlossen wurde, kann zu keiner Kooperation zwischen uns und denen führen. Wir werden uns mit einer Solitärstellung im Schwarzwald auseinandersetzen müssen." Landrat Rückert: "Ich verstehe die Ministerin. Aber sie kennt die Wahrheit. Wir fordern die Absprachen seit zwei Jahren. Die anderen müssen sich bewegen. Vielleicht kommt so wieder neue Bewegung ins Spiel."

Überraschte Kreisräte: Gespräche nie erwähnt

Ernst Wolff (FDP): "Ich war beim Treffen in Calw dabei. Es ist so, dass deren Landrat Riegger die Zusammenarbeit in der Vergangenheit immer wieder betont, aber nicht umsetzt. Der Klinikverbund Südwest ist vier bis fünf Mal größer als die KLF. Dabei ist klar, dass der Schwanz nicht mit dem Hund wedelt. Wir könnten uns natürlich schon überlegen, sich einem Verbund anzuschließen."

Erklärungen, die im Kreistag überraschten. Denn bisher wurden die Gespräche mit Calw nie groß erwähnt oder gar diskutiert. Kritiker befürchten, dass die von Hornberger benannte "Solitärstellung" dazu führt, dass das neue Medizinkonzept von Freudenstadt zwar eine umfangreiche Versorgung bringen könnte, man sich diese aber auf Dauer nicht leisten kann. Die Furcht: Das könnte möglicherweise den Standort Freudenstadt nur kurzfristig erhalten. Als Gefahr bewertet wird aber – auch angesichts der Konkurrenz mit dem Klinikverbund Südwest und der geplanten Super-Klinik auf dem Flugfeld in Böblingen mit 800 Betten –, dass die KLF immer defizitärer wird.