Julian Osswald ist als Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag zurückgetreten. Foto: Hopp

Paukenschlag im Kreistag: Freudenstädter OB tritt zurück. Streit zwischen Alphatieren der CDU?

Kreis Freudenstadt - Paukenschlag: Freudenstadts OB Julian Osswald ist als Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag zurückgetreten. Er selbst nennt gesundheitliche Gründe. Doch die Gerüchteküche brodelt: Knirscht es in der CDU-Fraktion?

"Ich möchte mich in Zukunft wieder mehr den Kernaufgaben in Freudenstadt widmen", heißt es in einer Pressemitteilung. Doch es gibt auch Stimmen, die andere Gründe nennen: Gibt es Streit zwischen den beiden großen Alphatieren in der Fraktion: OB Osswald und Horbs OB Peter Rosenberger? "Wenn sie zusammen sind, dann geben sie sich in der Öffentlichkeit als Parteifreunde. Doch sind sie alleine, dann lassen sie kein gutes Haar aneinander", lautet eines der Gerüchte, die derzeit kursieren. Ein anderes: "Die beiden reden nicht mehr miteinander, auch wenn sie an einem Tisch sitzen."

S treitthemen zwischen W est- und Ostkreis, scharfzüngig ausgetragen, gab es in der Vergangenheit genügend: Die Differenzen in der Krankenhaus-Politik und das Duell um den Hochschulcampus Nordschwarzwald. Doch was ist dran an den Gerüchten? Nichts, wenn man Peter Rosenberger und Julian Osswald fragt. Beide reden im persönlichen Du voneinander – und benutzen fast die gleichen Formulieren. "Wir haben beide erfolgreich für den Kreis bezüglich des Bundesverkehrswegeplans gekämpft", berichten sie beide. Beide betonen auch, "gemeinsam an einen Strang" zu ziehen. "Diejenigen, die uns so etwas andichten wollen, muss ich leider enttäuschen. Peter und ich arbeiten sehr gut zusammen", berichtet Osswald. "Wir haben ein ganz offenes Verhältnis, sitzen im Kreistag immer wieder nebeneinander. Man sei zwar nicht immer einer Meinung, aber das heiße nicht, dass man persönlich nicht miteinander spreche. Darüber hinaus gebe es niemanden im politischen Umfeld, mit dem er nicht mehr spreche.

Woher solche Gerüchte stammen? "Es gibt immer mal wieder diejenigen, die den alten Ost-West-Konflikt hochkochen wollen." Auch Rosenberger betont die gute Zusammenarbeit. Natürlich habe man auch Themen, wo man unterschiedliche Positionen beziehe wie beim Krankenhaus. "Wir streiten auch mal, aber ich finde, das gehört dazu." Osswald begründet seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz mit seiner eigenen Gesundheit. Im November vergangenen Jahres hatte der Freudenstädter OB einen Herzinfarkt erlitten. Ziemlich schnell war er danach wieder ins Amt zurückgekehrt, tritt aber kürzer, überlässt die Leitung von Sitzungen von Gemeinderatsausschüssen zuletzt öfter auch seiner Stellvertreterin, Bürgermeisterin Stephanie Hentschel. "Nach meiner persönlichen Geschichte sind mir Grenzen gesetzt." Deshalb müsse er einige Aufgaben abgeben, die über das Engagement für Freudenstadt hinausgehen. Seine Fraktionskollegen habe er am Dienstag darüber in Kenntnis gesetzt. Rosenberger war übrigens nicht anwesend. Osswald fehlte am Montag bei der Kreistagssitzung aus Krankheitsgründen.

Doch dann lässt das Freudenstädter Stadtoberhaupt doch noch anklingen, dass nicht alles so reibungslos in der CDU-Fraktion läuft: "Der Aufwand, alle in der Fraktion auf eine Linie zu bringen, wird von Jahr zu Jahr schwieriger." Auch wenn es keinen Fraktionszwang gebe, sei man als Fraktionsvorsitzender gefordert. "Jeder hat seine eigene Gedanken, seinen eigenen Kopf." Es sei nicht mehr wie früher möglich, dass sich einzelne schließlich der Mehrheit in der Fraktion anschließen. Dieser Kraftakt sei ihm zu aufwendig geworden. Er bleibe natürlich im Kreistag.

Und wie geht es weiter in der Fraktion? Er verweist auf seine Stellvertreter, Rosenberger und Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle, die bis zur nächsten Fraktionssitzung die Aufgaben übernehmen. Die Sitzung finde vor der nächsten Kreistagssitzung statt, sodass kein Vakuum entstehe.

Doch wer könnte den Vorsitz übernehmen? Hat Rosenberger eine Mehrheit oder ist Jöchle ein Kompromisskandidat, auf den sich eine uneinige Fraktion verständigen könnte? Eine einheitliche Linie wird auch dort wahrscheinlich schwer zu finden sein.