Stuttgart - Genre-Filme haben ein treues Publikum, finden aber oft nicht den Weg in die Kinos. Das Fantasy-Filmfest stößt in diese Lücke und zeigt einmal im Jahr das Neueste aus Fantasy, Horror, Science-Fiction und Thriller. Derzeit füllt es die Säle des Metropol-Kinos.

Böse blickt der aus dem Koma erwachte Kung-Fu-Meister Law im Hongkong-Film "Gallants" auf seine unfähigen Schüler herab. Mit unwirscher Geste brüllt er sie an. Die Zuschauer im Saal verstehen erst mal nichts, denn aus den Kinolautsprechern schallt Kantonesisch, wie es in Hongkong gesprochen wird. Da blitzt der englische Untertitel auf: "Bringt mir meine tote Ente", ein absurder Satz, und das Publikum bricht in schallendes Gelächter aus. Alltag beim Fantasy-Filmfest.

Bereits seit vergangenen Mittwoch strömen die Genre-Fans in Scharen in die Innenstadtkinos. Denn Fantasy steht hier für viele Formen und Genres. Als Beweis genügt ein Blick in das Programm des Filmfests: Horrorfilme und Thriller, Animes, Komödien und Martial-Arts-Filme wechseln sich munter ab. Von Ausnahmen abgesehen, dem Pest-Drama "Black Death" etwa oder Michael Winterbottoms "The Killer Inside Me", finden Genre-Filme in Deutschland oft keinen Verleih.

Die Besucher des Festivals sind ein bunt gemischter Haufen. So findet sich neben dem langhaarigen Rocker auch der Geschäftsmann im Anzug wieder. Sogar Rentner können sich für das Genre-Kino begeistern. So zählt der älteste Gast im Publikum stolze 94 Jahre. "Ich schaue Filme seit 1920", erzählt er stolz. Besonders Kung-Fu-Filme haben es ihm angetan. "1933 stellte jemand im Turnverein Kung-Fu vor, seitdem bin ich ein großer Fan."

"Alternativ" ist ein gutes Stichwort für das gesamte Fantasy-Filmfest. Die gezeigten Filme möchten alles sein, nur nicht Mainstream. So erzählt der japanische Anime "Redline" die Geschichte eines Rennfahrers, der in seinem futuristischen Gefährt über den Planeten Roboworld rast. Der Film ist laut, bunt und maßlos übertrieben. Oder: alternativ.

Das Festival hat viele langjährige Anhänger, die sich eine Dauerkarte kaufen und sich keinen Film entgehen lassen wollen. Die Liebe reicht sogar so weit, dass einige das Wanderfestival bereits in Frankfurt besucht haben, um "auch jene Filme zu sehen, die in Stuttgart parallel laufen", wie ein Besucher erklärt.

Die Filme stehen im Vordergrund, das wird im Gespräch mit Fans sofort klar. Dass die Filme im Original laufen mit Untertiteln, die zumeist noch auf Englisch sind, begrüßen die meisten ausdrücklich. "Es muss doch nicht jeder Film auf Deutsch sein", sagt ein Besucher und erntet zustimmendes Gemurmel.

Ein weiteres Merkmal der Genre-Film-Anhänger: Sie sind besonders gut informiert. In kleinen Gruppen wird nach jedem Film gefachsimpelt, der Martial-Arts-Streifen "Gallants" etwa im Detail mit anderen Filmen des Genres aus den 1970er Jahren verglichen. "Es geht mir nicht darum, mit Freunden irgendeinen Film zu schauen. Ich möchte alternative Filme genießen", bringt es ein Zuschauer auf den Punkt.

"Alternativ" ist ein gutes Stichwort für das gesamte Fantasy-Filmfest. Die gezeigten Filme möchten alles sein, nur nicht Mainstream. So erzählt der japanische Anime "Redline" die Geschichte eines Rennfahrers, der in seinem futuristischen Gefährt über den Planeten Roboworld rast. Der Film ist laut, bunt und maßlos übertrieben. Oder: alternativ.

Fantasy-Fest zeigt Historienfilme

Auch der Historienfilm hat seinen Platz, wie "Centurion" zeigt: Im Jahr 117 n.Chr. versuchen die Römer Britannien zu besetzen. Allerdings stoßen sie auf den Widerstand der einheimischen Piken, was in blutigem Gemetzel endet. Mit einem Augenzwinkern wird "Centurion" vom Ansager angekündigt: "Ein typischer Männerfilm, der alles hat, was man braucht: Blut, Schweiß und ein Model, das versucht, böse zu schauen." Tatsächlich bilden Regisseur Neil Marshall und Kameramann Sam McCurdy in opulenten Bildern gekonnt die blutige Zeit der Antike ab. Leider trägt die Geschichte nicht durchgehend - sie wäre sicher ausbaufähig gewesen.

Während die letzten Abspänne noch laufen, planen die treuen Fantasy-Fest-Anhänger bereits fürs nächste Jahr. Ein langjähriger Fan resümiert: "Die Filme sind gut, die Stimmung passt, und die Leute sind nett. Dass lass' ich mir auch nächstes Jahr nicht entgehen!"