Bei Kornnattern handelt es sich nicht um einheimische Schlangen. Nach der Rettung wurden sie in verschiedene Auffangstationen gebracht. Foto: Polizeipräsidium Freiburg

Erst Pythons in Empfingen, dann Kornnattern in Breisach: Ein Schlangenexperte und die Polizei geben Auskunft über die möglichen Hintergründe der ausgesetzten Tiere und ob derselbe Täter hinter beiden Fällen stecken könnte.

Schlangenexperte Stefan Broghammer aus Villingen-Schwenningen hat für die Täter kein Verständnis übrig. Er selbst betreibt seit vielen Jahren sein eigenes Reptiliengeschäft und eine der nach eigenen Angaben „größten Pythonzuchten Europas“. Die Königspython sei damals seine erste Schlange gewesen und seitem sein Favorit, verrät er auf seiner Website. 2021 machte er mit seiner zweiköpfigen Python, deren beiden Köpfe die Namen „Chuck“ und „Norris“ tragen, weltweit Schlagzeilen. Kein Wunder also, dass ihn die Funde in Breisach und Empfingen erschüttern.

Zur Erinnerung: Am 9. Juli wurde der Horber Polizei ein ungewöhnlicher Schlangenfund am Tälesee in Empfingen gemeldet – kurze Zeit später bargen Tierschützer vor Ort fünf Schlangen der Art Königspython. In den Tagen danach folgten noch neun weitere. Laut Polizei wurden die Tiere vermutlich in einem Sack in den See geworfen. Drei Schlangen wurden bereits tot gefunden, eine weitere starb kurze Zeit danach.

Ein überraschend ähnlicher Fall ereignete sich am Rande einer Straße zwischen Breisach und Ihringen. Dort fand eine Passantin Ende August eine Schlange mit auffälliger Zeichnung. Die sofort in Kenntnis gesetzte Polizei stellte schnell fest, dass es sich nicht um eine einheimische Schlange handelte, sondern um eine Kornnatter.

Tiere starben vermutlich an Unterkühlung

Mit Unterstützung eines Schlangenexperten wurden insgesamt 14 Schlangen aufgefunden und eingefangen. Darunter befanden sich auch drei Königspythons. Auch in diesem Fall verendeten zwei der Tiere, vermutlich aufgrund von Unterkühlung.

Noch sind die Hintergründe unklar

Was die Gründe der Täter für das Aussetzen ihrer Schlangen anbelangt, kann Schlangenexperte Broghammer nur mutmaßen. Die ehemaligen Besitzer hätten eventuell versucht, ihre Tiere zu verkaufen und dann keine Abnehmer gefunden. „Dann machen dumme Menschen es eben so.“

Die Vermutung von Tierschützerin Jaqueline Diessner vom Tierschutzverein Horb, die Kosten für das Futter oder die steigenden Energiekosten könnten die Schlangenhalter dazu bewegt haben, ihre Tiere widerrechtlich loszuwerden, kann Broghammer nicht bestätigen.

„Die Kosten für eine Schlange sind viel geringer als die Kosten für einen Hund oder eine Katze“, meint er. Zudem seien Schlangen sehr pflegeleicht, weil sie kaum Aufmerksamkeit bedürfen, und auch viel einfacher in der Haltung als gewöhnliche vierbeinige Haustiere. „Füttern muss man sie nur etwa einmal pro Woche“, erklärt er in einem Video auf seinem YouTube-Kanal. Teuer sei das Futter dabei nicht; eine Maus koste etwa einen Euro, eine Ratte zwischen drei und vier Euro.

Diese Königspython wurde zusammen mit dreizehn weiteren Artgenossen im Juli am Tälesee in Empfingen ausgesetzt. Foto: Gemeine Empfingen

Die Ermittlungen der Polizei dauern an

Eine Verbindung zwischen den beiden Fällen in Breisach und Empfingen sieht Experte Broghammer nicht. „Das war einfach noch so ein Dummer“, erklärt der 54-Jährige als Antwort auf die Frage, ob er ein und denselben Täter hinter der Tat in Breisach vermutet.

Die Polizei kann laut Pressesprecher Christian Koch vom Polizeipräsidium Pforzheim aufgrund der noch laufenden Ermittlungen nur wenig Auskunft geben. „Aber es wird natürlich geprüft, ob ein Zusammenhang besteht, vor allem, wenn die Zeitspanne zwischen zwei ähnlichen Fällen recht klein ist.“

Auch Thomas Spisla, Pressesprecher vom Polizeipräsidium Freiburg, gibt an, ein Zusammenhang könne derzeit noch nicht gesehen werden, im Falle einer erfolgreichen Ermittlung werde man aber die Karte übereinander legen und mögliche Verbindungen prüfen.

Die Antwort auf die Frage „Warum?“ bleibt also weiterhin offen.