Noch immer gibt es keine Klarheit über die Zukunft der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker: Die Mitarbeiter müssen noch eine Woche länger zittern. Foto: dapd

Eine Woche für Investoren, Angebote nachzubessern – sonst wird Schlecker zerschlagen.

Stuttgart/Ehingen - Die Hoffnung der Schlecker-Beschäftigten und des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz liegen auf dem Karstadt-Retter Nicolas Berggruen. In einer Woche soll er ein tragfähiges Angebot abgeben.

Voller Bangen warteten am Freitag Tausende Beschäftigte der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker auf ein Signal der Gläubiger. Ihre größte Befürchtung machten diese nicht wahr: Noch wurde keine Zerschlagung beschlossen, stattdessen wollen die Gläubiger und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den Investoren eine Woche Zeit geben, um konkrete Angebote vorzulegen.

„Wir müssen bis nächsten Freitag belastbare Angebote vorliegen haben“, sagte Geiwitz nach der Sitzung des Gläubigerausschusses. Andernfalls müsse der Betrieb stillgelegt werden. Der Gläubigerausschuss ist ein Gremium für den Insolvenzverwalter, das aus den Hauptgläubigern sowie Vertretern der Agentur für Arbeit, von Verdi und dem Gesamtbetriebsrat besteht. In dem Gremium kommt es vor allen auf den Warenkreditversicherer Euler Hermes an, der mehr als die Hälfte aller Ansprüche gegen Schlecker vertritt.

Im Falle einer Zerschlagung werde bereits im Juni Ausverkauf bei Schlecker eingeleitet

Die Investoren müssten in der kommenden Woche sowohl beim Kaufpreis als auch bei den Fortführungskonzepten entscheidend nachbessern, sagte Geiwitz’ Sprecher. Unter diesen Voraussetzungen müsste in einer Woche diskutiert werden, ob für die Gläubiger am Ende bei einem Verkauf oder bei einer Zerschlagung mehr übrig bleibt.

Im Falle einer Zerschlagung werde bereits im Juni der Ausverkauf bei Schlecker eingeleitet, so der Sprecher. Ende Juni, Anfang Juli müssten sich die verbliebenen 13 500 Beschäftigten dann auf ihre Kündigungen einstellen. „Für Ihr Platz gibt es jedoch in jedem Falle eine gute Lösung.“

Die Hoffnung des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz dürfte nun vor allem auf dem deutsch-amerikanischen Milliardär und Investor Nicolas Berggruen liegen, der mit seiner Holding die Drogeriemarktkette retten könnte. Denn obwohl dieser erst vor zwei Wochen wieder in den Kreis der interessierten Investoren zurückgekehrt ist, hat er nach dem Investor Katar bereits die größte Vorarbeit geleistet. Katar ist am Montag als potenzieller Investor abgesprungen.

Neben Berggruen-Holdings ist nach Informationen unserer Zeitung noch der Finanzinvestor Cerberus an Schlecker interessiert. Zuletzt hieß es jedoch von mit den Vorgängen vertrauten Personen, dass das Unternehmen mit Sitz in New York noch einige Wochen brauche, um Geiwitz und den Gläubigern ein Konzept vorlegen zu können. Nun macht Geiwitz Druck, da er diese Zeit nicht hat. Die aktuell auflaufenden Verluste kann er schließlich nicht aus der Insolvenzmasse decken. Immerhin, so der Sprecher, sei es gelungen, die Verluste von 200 Millionen im Vorjahr auf 25 Millionen in diesem Jahr zu senken.

Auch die Gewerkschaft Verdi hofft unterdessen auf den Karstadt-Retter Berggruen

Das Unternehmen dementierte nicht, dass Berggruen und Cerberus für eine Übernahme des Gesamtkonzerns im Gespräch sind. Auch ein Sprecher Berggruens machte am Freitag sein Interesse offiziell – und bestätigte damit einen Bericht unserer Zeitung. Als dritter Investor ist von einem Familienunternehmen mit nur mäßigem Kaufinteresse die Rede.

Auch die Gewerkschaft Verdi hofft unterdessen auf den Karstadt-Retter Berggruen. „Er hat zumindest Erfahrung im Handel und ist ein zuverlässiger Verhandlungspartner“, sagt Christina Frank, Verdi-Sekretärin in Stuttgart. „Eine Zerschlagung wäre angesichts der Masse an Verkäuferinnen, die dann ihren Job verlieren, die absolute Katastrophe“, sagt sie. Arbeitsplätze im Handel seien zwar vorhanden, aber oft unter schlechten Bedingungen. Viele Handelsunternehmen würden die Not der gekündigten Mitarbeiter ausnutzen, um auf diese Weise an günstige Arbeitskräfte zu kommen. Auch mit dem Arbeitslosengeld kämen die ehemaligen Schlecker-Mitarbeiter nicht über die Runden. „Bei einigen ehemaligen Beschäftigten stand schon der Gerichtsvollzieher vor der Tür“, so Franke.