Warmmachen für den Sauseschritt: Katharina Jaiser ist weiter in Top-Form. Foto: Manuel Kamuf/Lightworkart

2023 purzeln bei der Gechinger Läuferin Katharina Jaiser nur so die Bestzeiten. Über 5000 Meter, 3000 Meter, 1500 Meter. Doch da war noch eine Rechnung offen.

16:53,46 Minuten über 5000 Meter (im Juni in Ulm), 9:52,18 über 3000 Meter (im Mai in Pliezhausen) und 4:32,49 über 1500 Meter (im Juli in Walldorf), aber 2:19,26 Minuten! Diese Zahl wurmte Katharina Jaiser.

„Das muss schneller gehen“

Denn das war die Zeit, die die Gechingerin nach ihrer langjährigen Wettkampfpause von der 27. landesoffenen Bahneröffnung am 29. April in Weinstadt als Bestleistung über 800 Meter stehen hatte. „Das muss doch schneller gehen“, dachte sich Katharina Jaiser im Vorfeld des 34. Rheinfelder Nachtmeetings am Freitagabend, an dem sie schon des Öfteren teilgenommen hatte – über 3000 oder 5000 Meter, „abends nach 22 Uhr mit Flutlicht und viiiiel Vorsprung“, wie sie lachend berichtet.

Doch in diesem Jahr hatte sie andere Pläne – der 2:19,26 Minuten wegen. „Ich wollte dieses Jahr noch eine schnelle 800-Meter-Zeit laufen, das war mir wichtig“, erklärt Katharina Jaiser, „Trainingsweltmeisterin zu sein, bringt nicht viel. Da ich mit den Alders mittrainieren darf, war ich mir im Vorfeld ziemlich sicher, dass ich das auch noch mal schneller hinbekomme als im Frühjahr.“

Training mit den Alders

Die Alders sind die Kinder von 1992-Olympia-Starterin Janeth Caisalitin, Angelina (10), Michael (14), Lily (15), Vanessa (18) und Carmen Alder (20), die allesamt beim VfL Sindelfingen mit der 36-jährigen sich selbst so betitelnden „Lauf-Ommmma“ Katharina Jaiser trainieren – und die Laufszene ziemlich aufmischen. „Lilly Alder läuft ’ne 2:09 Minuten“, berichtet Jaiser – die Zeit stammt von der 7. Langen Laufnacht in Karlsruhe Ende Mai. Da heißt es, sich neue Ziele zu setzen. „2:14 Minuten!“, gibt sich Katharina Jaiser, die für die Gazelle Pforzheim/Königsbach startet, selbst vor, „fünf Sekunden schenke ich mir fürs Alter“.

Mit dieser Zielsetzung ging es eine Woche nach Platz 1 beim Mercadenlauf Böblingen („Konnte mich an jemanden dranhängen; letzten Kilometer hab ich ihn dann stehen lassen. Sorry Unbekannter, hab echt ’n bisschen ’n schlechtes Gewissen!“) zum Nachtmeeting.

Viele Starter in Rheinfelden

„Rheinfelden liefert ’ne super Stimmung, und der Veranstalter tut echt alles, damit gute Zeiten gelaufen werden können“, meint die Gechingerin. Das sehen auch andere Läuferinnen so, sodass es sehr viele Meldungen gab, womit drei Zeitläufe nötig wurden. „Start in Bahnen“, berichtet Katharina Jaiser, „somit auch weniger Geschugge am Start.“

Tempo! Tempo! Tempo!

Im letzten Lauf waren die schnellsten Läuferinnen am Start – also auch die Gechingerin. „Da war es eine Herausforderung, die Spannung hochzuhalten. Im Vorfeld war klar, dass ich Tempo mache. Wer mitkommt, kommt mit“, war die Taktik. Die Freiburgerin Clara Möll, die auch für den VfL Sindelfingen startet, „war als Konkurrenz auf dem Radar, war jetzt aber zwei Jahre verletzt“.

Die ersten 200 Meter raste Jaiser in 30 Sekunden durch – “Verrückt. Grob fahrlässig. Lief halt.“ – Nach 400 Meter standen 65 Sekunden zu Buche, „da hab ich bewusst Gas rausgenommen“. Nach 650 Metern setzt Clara Möll zum Überholen an, „da bin ich erst mal beleidigt und gehe nicht mit, dann hab ich’s mir noch mal anders überlegt und versucht zu knautschen. Kam aber zu spät.“

Der „steinerne Sturkopf“ ganz weich

Als Zweite kommt die Gechingerin in 2:16,86 Minuten ins Ziel, Zeit verbessert, Zielzeit (noch) nicht ganz erreicht. Aber wichtig war ihr plötzlich etwas ganz anderes: „Clara hat im Ziel geweint wie ein Schlosshund. Persönliche Bestzeit – und endlich Ende der fiesen Zeit, die jeder Leistungssport kennt.“

Ihre eigene Platzierung als Zweite war in den Hintergrund geraten, schließlich hatte sie ihre Bestzeit ebenfalls stark verbessert. „Ich hab’s ihr von Herzen gegönnt, sie ist toll gelaufen“, berichtet Katharina Jaiser und denkt an den verbissenen Ehrgeiz ihrer früheren Jahre zurück: „Hach, die Kids machen mich zu ’nem besseren Menschen und ganz schön weich, mich steinernen Sturkopf.“