Mehr Platz als früher bei den Mountainbike-Weltcups hatten die Zuschauer mangels internationaler Beteiligung – nur die Luxemburger ermittelten ebenfalls ihre Meister – bei der Deutschen Meisterschaft im Cross Country. Foto: Karina Eyrich

Qualität statt Quantität: Zwar waren die Stars aus dem Ausland nicht dabei, als von Freitag bis Sonntag die Mountainbiker ihre Deutschen Meister im Cross Country ermittelt haben, doch die Rennen im Bullentäle waren trotzdem spannend – eines besonders.

In entgegengesetzter Richtung die Cross-Country-Strecke im Bullentäle befahren: Was selbst die Besten unter den deutschen Mountainbikern kaum schaffen würden, hatten sich die Veranstalter der „Skyder Event & Track Company“, unterstützt von der Stadt Albstadt, für die E-Mountainbiker ausgedacht.

„Sie fahren bergauf, wie man mit dem Mountainbike ohne Antrieb kaum fahren kann“, sagt Ingolf Welsch von Skyder, und auch die Abfahrten der E-Biker seien spannend und außergewöhnlich gewesen: „Da muss einer das E-Bike schon händeln können.“

Trotzdem wollen er und sein Team für kommende E-Bike-Wettkämpfe die Abfahren noch technisch anspruchsvoller machen, kündigt Welsch an. Gewonnen haben die Rennen diesmal Sofia Wiedenroth, die in 56:21 Minuten ihre sechs Runden fuhr, und Rico Liebesch, der für sieben Runden 1:03:30 brauchte.

Sehr zufrieden sind Welsch und Skyder-Chef Stephan Salscheider mit dem Besuch am Familientag, dem Samstag, als viele Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern das Eventgelände – diesmal westlich der Unteren Bachstraße mit neuer Start-Ziel-Strecke – bevölkerten.

Die Luxemburger wollten die tolle Strecke nutzen

Aber wenngleich trotz freien Eintritts sichtbar weniger Publikum ins Bullentäle gekommen war: „Für eine Deutsche Meisterschaft war das sehr gut“, betonen Welsch und Salscheider, die auch bundesweit und auf internationalem Terrain Rennen organisieren.

Groß war die Freude bei den Athletinnen und Athleten aus Luxemburg: Sie durften mangels geeigneter Strecken in ihrem Heimatland ihre Landesmeister in Albstadt ermitteln – und auf der Weltcup-Strecke fahren, die als anspruchsvollste der internationalen Mountainbike-Szene gilt.

Klönten über Radsport: Uwe Rohde, Stephan Salscheider und Thomas Bareiß (von links)

Dort sein Können zu zeigen, sei für die 50 Prozent der deutschen Fahrerinnen und Fahrer, die an der Deutschen Meisterschaft, nicht aber an Weltcup-Rennen teilnehmen, ebenfalls etwas Besonderes, kommentiert Uwe Rohde, Vizepräsident Marketing und Kommunikation im Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Aus seinen Jahren am Stuttgarter Staatstheater kennt der Schauspieler, der heute an der Waterkant lebt, die Schwäbische Alb schon recht gut, war aber zum ersten Mal in Albstadt – und wahrlich entzückt. „Die Radfahrer an den Verkehrskreiseln“ – sie sind aus Buschwerk zurechtgeschnitzt – findet er „richtig toll. Das zeigt, wie sehr der Radsport in Albstadt verwurzelt ist. Und er ist ein Gewinn für die Region“, wie er überhaupt in Deutschland einen hohen Stellenwert habe.

Trotz Tour de France sind die Fans da

Verglichen mit früheren Deutschen Meisterschaften siedelt Rohde die Zuschauerzahl in Albstadt ebenfalls sehr hoch an: „Die Fans sind gekommen, obwohl im Fernsehen heute die Schlussetappe der Tour de France läuft“, freut sich Rohde, der selbst fährt und vor zwei Jahren 2500 Kilometer rund um Deutschland auf einer herzförmigen Strecke zurückgelegt hat – in 23 Etappen und um Spenden zu sammeln für krebskranke Kinder.

Wenn er nicht auf dem Bike sitzt oder für Radsport wirbt, steht Rohde – wie sein Bruder Armin – auf der Theaterbühne oder vor der Kamera. Kürzlich zu sehen war er im Kinohit „Rheingold“ von Fatih Akin – und tauschte sich in Albstadt mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß aus. Da fehlte nur noch BDR-Präsident Rudolf Scharping, einst Bundesverteidigungsminister, der am Wochenende nicht in Albstadt war und sich jetzt ärgern kann, welches Radsportfest er verpasst hat.