Max Giesinger genoss das Bad in der Menge. Foto: Thomas Fritsch/©thomas.fritsch

Der berühmte Musiker sucht beim Klostersommer in Hirsau den Kontakt zu seinen Fans – und lässt das Publikum zwischendurch auch mal ein Ständchen für ein zwölfjähriges Mädchen singen.

Max Giesinger ist – nach eigener Aussage – ein Mensch, der zwar nur einer von „80 Millionen“ (Songtitel) ist. Aber eben ein ganz besonderer. So besonders, dass Fans von weiter her zum Klostersommer in Hirsau angereist waren, um Giesinger auf dessen Tour „Irgendwann ist jetzt“ mitzuerleben.

Die Nummernschilder der geparkten Autos wiesen auf Freudenstadt, Pforzheim, Esslingen, Böblingen, Ludwigsburg und eben Karlsruhe hin. Stammt er doch exakt aus diesem Landstrich zwischen Calw und der badischen Fächerstadt, dieser stets lächelnde Charmeur und Sympathikus, der nur mit dem Finger zu schnipsen brauchte, damit sein Publikum tat, was er wollte. Mit einer famosen Show brachte der gebürtige Waldbronner (Hirsau war also fast ein Heimspiel) den Kreuzgang zum Beben.

Hymne an die eigene Mutter

Die Zuwendung des Publikums für sich und seine exzellente Band hatte Giesinger ab der ersten Minute und dem ersten Ton gewonnen. Spätestens beim dritten Song „Wenn sie tanzt, ist sie woanders“ legten die letzten noch zögerlichen Fans ihre Hemmungen ab. Wer dort noch ruhig im Pulk hätte stehen bleiben wollen, der war sicher nur aus Versehen am falschen Ort zur falschen Zeit. Der Ohrwurm nistete sich in die sich bewegenden Körper ein. Das Lied mit der eingängigen Melodie und dem sinnigen Text, bei dem sich manch eine Frau wiedererkennen dürfte, widmete Giesinger seiner (alleinerziehenden) Mutter als Hymne des Dankes.

Max Giesinger /©thomas.fritsch

Viele eingeschworene Fans hielten mit ihren Text-Kenntnissen stets die Verbindung zum Idol aufrecht, sodass sich die Gesamtstimmung auf der Skala ganz weit oben einpendelte. Und wurde es mal für Sekunden ein bisschen leiser, peitschte Giesingers Frage „Wie ist eure Stimmung?“ das Ganze wieder ein paar Dezibel nach oben.

Trotz seines Ritts auf der Erfolgswelle zeigte sich der 35-Jährige als einer, der ein Mensch zum Anfassen geblieben ist. Der Sänger und Songwriter suchte den Kontakt zu seinen Zuhörern; nicht nur von der Bühne, also von oben herab. Er genoss das Bad in der Menge, wanderte singend durch das voll besetzte Stehplatz-Areal.

„Verdammt geile“ Location

Einem zwölfjährigen Mädchen, das „den Max“ per selbst gebastelten Schild um ein gemeinsames Foto bat, ließ er von der gesamten Hirsauer Klostersommer-Gemeinde samt Band ein Geburtstagsständchen zuträllern. Und Max fand es mehrmals „verdammt geil, in solch einer Location singen zu dürfen“. Man konnte diesem authentisch wirkenden Typen schon glauben,wenn er diese Atmosphäre als „einzigartig“ beschrieb, weil er es mit seinen eigenen Worten „echt – ohne zu schleimen“ untermauerte.

Ein bisschen überraschend kam es für die Fans, als der sympathische Sänger nach exakt eineinviertel Stunden den letzten Song ankündigte. Natürlich in dem Wissen, dass nach diesem Lied eh noch eine üppige Zugabe eingeplant war. So tauchte er „wie aus dem Nichts“ mitten im Volk auf der Tribüne auf, um auf seiner Gitarre eine sehr bekannte Melodie zu zupfen. Die Jubelstürme um ihn herum waren ihm gewiss, denn nun kam das Lied, auf das alle noch warteten: der Megahit „80 Millionen“.

Lichtermeer zum Finale

Um dann auf die Bühne zu stürmen, damit er allen Besuchern, egal ob auf Sitz- oder Stehplätzen, nochmals kräftig einheizen konnte. Gesessen ist zu diesem Zeitpunkt eh keiner mehr.

Passend zum Schlusssong „Für immer“ bedankten sich die Fans mit ihrem eigenen Lichtermeer; erzeugt mit tausend hin und her geschwenkten Handys und dem perfekten Refrain zum Mitgrölen: „Du hast gesagt, du bleibst für immer, dass wir die Lichter sehen, bis die Musik ausgeht.“ So kam es dann auch. Lichter an – Musik aus.