Mirko Drotschmann mit den Schülerinnen Mystele und Silvana. Foto: Selter-Gehring

Mirko Drotschmann erzählt von seinen Aktivitäten auf YouTube. Videos erklären politische und geschichtliche Zusammenhänge.

Calw-Stammheim - Erster und Zweiter Weltkrieg, die Französische Revolution, der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, die EU, die deutsche Sozialversicherung, die Weimarer Republik, die Probleme zwischen Türken und Kurden oder die Geschichte der DDR – auf YouTube bringt Mirko Drotschmann diese Themen unterhaltsam auf den Punkt.

Auf dem Internetportal YouTube ist der Journalist besser bekannt als "Mr. Wissen2go". Komplexe Themen, bei denen sich viele Schüler im Unterricht ein Gähnen verkneifen, handelt er in 15 bis 20 Minuten ab. Im Maria von Linden-Gymnasium stellte der 29-Jährige seine vielfältigen Aktivitäten im Netz vor und diskutierte mit Schülern und dem Publikum über die Rolle der Medien in der Bildung.

"Mit YouTube reich werden klappt meistens nicht", nahm Drotschmann den Zuhörern im gut besetzten Foyer der Schule gleich zu Beginn seiner Ausführungen eine weit verbreitete Illusion. Das gelingt nur den Wenigsten, wie YouTuberin Dagi Bee. Die 21-Jährige ist beschäftigt sich auf YouTube mit Modefragen, Kosmetiktipps und alltäglichem Gequatsche und ist in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Instagram unterwegs. Fast alle Zwölf- bis 17jährigen kennen sie. Was vielen nicht klar ist: Stars wie Dagi Bee finanzieren sich über Werbung und gezielte Produktplatzierungen, so die Warnung von Drotschmann.

Auf "Mr. Wissen2go" aufmerksam geworden sei man, so Claudia Kühnen vom Förderverein der Schule, über seinen Auftritt bei "Hart aber fair", einer ARD-Talkshow mit Frank Plasberg. Drotschmann gelingt es in seinen Kurzvideos meist, historische Ereignisse und aktuelle Nachrichten fundiert, kompakt und sympathisch zu erklären. Deshalb ist sein Kanal vor Prüfungen in Geschichte, Politik oder Gemeinschaftskunde bei Schülern gefragt. Bevor aus Drotschmann 2012 "Mr. Wissen2go" wurde studierte er Geschichte und Kulturwissenschaften, absolvierte verschieden journalistische Praktika. Später volontierte er beim SWR und arbeitet heute als Journalist, unter anderem für die Kindernachrichtensendung Logo (ZDF/Kika) und moderiert ein Geschichtsmagazin für den MDR.

Im Anschluss an den Vortrag, in dem Drotschmann einen Überblick über seinen Werdegang und seine Internetaktivitäten gab, diskutierten Lehrer Markus Leukam sowie die Schüler Lisa, Silvana, Mystele, Linus und Daniel mit dem Referenten auf dem Podium über das Thema "Neue Medien und Bildung". Dabei wurde der permanente Druck, stets erreichbar und informiert sein zu wollen, und WhatsApp aus Gruppenzwang ebenso angesprochen wie Möglichkeiten eines produktiven Umgangs mit Smartphone oder Tablets im Unterricht. Die digitalen Medien könnten, so Drotschmann, für mehr Interaktion und weniger Frontalunterricht im Klassenzimmer sorgen.

Am Rande der Veranstaltung verwies Schulleiterin Birgit Scholl darauf, dass ab dem nächsten Schuljahr das Fach Medienbildung in Klasse 5 eingeführt werde. Bedauerlich sei hingegen, dass das Unterrichtsfach ITG (informationstechnische Grundbildung) aus dem Lehrplan genommen worden sei. Wie drängend das Thema ist, zeigte jüngst eine Veranstaltung des Arbeitskreises der Elternbeiräte im Landkreis Calw, bei der es um Medienbildung im Zeitalter der Digitalisierung ging. Im Zentrum stünden dabei Schule und Eltern. Scholl: "Die neuen Medien verändern die Welt. Die Frage ist, wie gehen wir damit um."

Der Youtube-Kanal von Mr. Wissen2go: