Robin Mesarosch (rechts) genießt im Bootshaus in Sigmaringen den Applaus der Genossen: Der junge SPD-Mann zieht über die Landesliste in den Bundestag ein. Foto: Müller

Wenn über Zwei spekuliert wird, freut sich der Dritte: Den von vielen erwartete Zweikampf zwischen Thomas Bareiß und dem Grünen Johannes Kretschmann um das Direktmandat im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen hat es nicht gegeben. Der CDU-Mann lag bei den Erststimmen klar vorne – außerdem schafft SPD-Kandidat Robin Mesarosch den Sprung nach Berlin.

Zollernalbkreis - Er freue sich ungemein über die Wiederwahl, sagte Thomas Bareiß am späten Sonntagabend unserer Redaktion. Zum nun fünften Mal ist er der direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Zollernalb-Sigmaringen. Er habe immer an sich geglaubt, trotz der Unkenrufe: Manche Beobachter meinten, dass der Grüne Kretschmann ihm das Direktmandat stretig machen könnte. Arg gerupft wurde Bareiß gleichwohl: Rund 15 Prozent hat er beim Erststimmenergebnis gegenüber 2017 verloren. An die verblieben 30 Prozent kommt dennoch kein Konkurrent heran.

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"Gut: kein Linksbündnis"

Nachdenklich ist Bareiß angesichts der Partei-Werte auf Bundesebene: Man müsse eingestehen, dass die CDU nur zweite Kraft geworden sei. Gleichwohl sei eine bürgerliche Mehrheit möglich, so Bareiß. Wichtig und gut sei, dass ein Linksbündnis keine Mehrheit gefunden habe. Er freue sich nun auch auf die "gute Zusammenarbeit zum Wohl des Wahlkreises" mit SPD-Mann Mesarosch.

Die SPD im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen zeigte sich kurz nach 18 Uhr siegesgewiss: "Erstmals seit 1994 hat der Wahlkreis wieder einen SPD-Abgeordneten", sagte Robin Mesarosch bei der Wahlparty im "Bootshaus" in Sigmaringen. Mit Platz 16 auf der Landesliste hätte es 18 Prozent für die SPD gebraucht – aber da die ersten Prognosen gut über 20 Prozent für die SPD anzeigten, scheint der Einzug in den Bundestag für den 30-Jährigen sicher. "Die Menschen haben gemerkt, dass die SPD für alles Gute in der Politik verantwortlich ist", sagte Mesarosch. Im Bundestag will er sich vor allem für Gesundheitsthemen stark machen.

"Herber Schlag"

Als "herben Schlag und große Enttäuschung" bezeichnete Grünen-Kandidat Johannes Kretschmann sowohl das Erst- als auch das Zweitstimmenergebnis seiner Partei im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen. Der bundesweite Satz nach vorne spiegele sich im Wahlkreis nicht wider, wofür er als Direktkandidat die Verantwortung trage – "auch für das Zweitstimmenergebnis, weil wir offensichtlich nicht vermitteln konnten, dass die Grünen eine echte wählbare Alternative sind". Mit Blick auf seinen sehr aktiven Wahlkampf trifft das Ergebnis ihn um so härter: "An mangelnder Bekanntheit lag es jedenfalls nicht." Trotzdem freut sich Kretschmann, dass die Grünen "ganz klar drittstärkste Kraft im Bundestag" sind. Damit sei die Partei "eindeutige Wahlsiegerin, und das bedeutet eindeutig mehr grüne Politik für Deutschland".

Stephan W. Link, Direktkandidat der FDP und Kreisvorsitzender im Zollernalbkreis, ist "froh mit meinem Ergebnis", hat er doch das Erst- und Zweitstimmenergebnis von 2017 gesteigert. "Das ist kein Ergebnis, mit dem man sich verstecken muss", so Link. Fest überzeugt ist Link, dass die FDP künftig mitregieren wird. "Es bleiben nur die Ampel und Jamaika, was mein persönlicher Favorit wäre", so Link. "Wichtig für mich ist auch, wie wir mit unserem Wahlkreis-Ergebnis innerhalb von Baden-Württemberg dastehen, denn wir müssen als ländlicher Raum auf den Listen präsenter werden. Mit einem guten Ergebnis können wir mit breiter Brust hinstehen. Es wäre gut, wenn unter den liberalen Abgeordneten auch welche aus dem ländlichen Raum wären."