Allein auf der Dorfstraße und abseits der schnellen Datenautobahnen steht Ostdorfs Ortsvorsteher Helmut Haug. Im Hintergrund ist der Altort zu sehen, der nicht an schnelle Internet-Leitungen angeschlossen ist. Foto: Maier

Wie ein kleiner Ort im ländlichen Raum um die Anbindung an schnelle Leitungen kämpft.

Balingen-Ostdorf - Klappt's noch – oder nicht? In Sachen schnelles Internet müssen sich viele Ostdorfer wohl noch weiter einige Zeit gedulden. Die Hoffnung auf fixe Verbindungen ist groß, allein: Es fehlt das Geld, es fehlt ein Investor.

Der Balinger Ortsteil ist ein Paradebeispiel für die Diskrepanz zwischen dem politischen Willen, schnelle Datenleitungen flächendeckend bereitzustellen, und dem, was in der (wirtschaftlichen) Praxis möglich ist. Helmut Haug, der Ostdorfer Ortsvorsteher, meint, dass trotz immer wieder vorgetragener politischen Bekenntnisse der ländliche Raum in Sachen Internet auf absehbare Zeit wohl auf der Strecke bleiben werde.

Was überhaupt drin wäre, darüber informierten am Dienstagabend Harald Eppler, der technische Leiter der Stadtwerke Balingen, und Kurt Wolf, Leiter des Hauptamtes im Landratsamt und zuständig dort unter anderem für Fördermöglichkeiten. Das Ergebnis des Gesprächs mit dem Ortschaftsrat bezeichnet Helmut Haug als "nicht unbedingt befriedigend – allerdings wissen wir jetzt, woran wir sind": Fest steht, dass Ostdorf mit der vollen Unterstützung der Stadt Balingen und des Landkreises rechnen kann, aber eben auch, dass Stadtwerke und Landkreis keine Versorger sind, die mal eben schnell die schnellen Leitungen legen können – ebenso wenig sind Stadt und Kreis in der Lage, die Versorgung zu bezahlen.

In Ostdorf sind rund ein Drittel der Haushalte über schnelle Kabelleitungen an das weltweite Netz angeschlossen. Versorgt sind in erster Linie die neueren Baugebiete wie Gehrn und Käppele. Regelrecht abgehängt ist dagegen der alte Ortskern – neben Privathaushalten sind dort die meisten Dienstleiter und Betriebe zuhause. Auf schnelle Leitungen hoffen beispielsweise laut Ortsvorsteher Haug unter anderem das Sägewerk Schuler, die Gärtnerei Sämann, das Architekturbüro von Ute Hölle.

Um die schnellen Kabelleitungen auch im Altort zu installieren, wäre ein Investor notwendig, aber der ist bislang nicht in Sicht. Die Frage ist auch, ob er jemals in Sicht kommt – zwar brauchen zwei Drittel der Ostdorfer schnelles Internet, allerdings ist die absolute Zahl eben so gering, dass sich ein wirtschaftliches Engagement trotzdem nicht unbedingt lohnt.

Ganz klar: Es gibt Möglichkeiten, schnelles Internet auch ohne Kabel zu bekommen, beispielsweise durch Funktechnik. Aber diesen Weg wollen die Ostdorfer erklärtermaßen nicht gehen: Vor einigen Jahren, als diese mögliche Lösung im Ortschaftsrat diskutiert wurde, sammelten die Zuhörer parallel schon erste Unterschriften dagegen. Sie befürchten negative gesundheitliche Auswirkungen. Heute bewertet Ortsvorsteher Haug die Funklösung als "Technik ohne Zukunft": Die Datenmengen könnten mit denen, die beispielsweise durch Glasfaserkabel gejagt werden können, nicht mithalten, auch habe die Technik bei der Verlässlichkeit so ihre Tücken.

Wie weiter? Alle bisher vom schnellen Internet abgehängten Ostdorfer sollen in nächster Zeit angeschrieben werden, sagt Ortsvorsteher Haug. Man wolle genau ermitteln, wie viele Haushalte und Betriebe überhaupt an schnellem Internet interessiert seien, unverbindlich abfragen, wer sich einen solchen Anschluss legen lassen würde. Mit diesen Zahlen könne man dann erneut auf Investorensuche gehen, so Haug. Wie lange die dauert? Schwer zu sagen. In Ostdorf ist weiter Geduld gefragt.