Organisator Rémy Trevisan von Podium Kunst (links) hängt mit Boris Ferreira dessen Bild auf. Foto: Rahmann

Kunst ist eine gute Weise, sich zu beschäftigen, wenn man nicht weiß wohin mit sich“, sagt Künstler Boris Ferreira. Das Thema seiner im Schloss ausgestellten Arbeiten ist die Haltlosigkeit und das Finden von Gleichgewicht, das nie fix bleibt.

Seine Bilder sind „kein Landeplatz“, sagt Boris Ferreira, sondern zeugen eher „von der Schwierigkeit zu landen“. In der Detailfülle und Dynamik von seinen Bildern – manche Einzelheiten sind fein und genau gemalt, werden aber teilweise von scheinbar willkürlich durchbrechenden Farbverwischungen unterbrochen und beziehen sich auch nicht klar auf einander. „Mein Feind ist die Eindeutigkeit“, sagt Ferreira – die Schwierigkeit für ihn besteht darin, dass das Werk „nicht zu ausgeglichen, nicht zu unausgeglichen“ wird: „Ich versuche einen Punkt zu finden, der aber keinen Halt hat.“

Bei seinen Acrylmalereien sieht das so aus, dass „ich am Anfang einen wilden, bewegten Hintergrund mache“, so Ferreira, aus dem er eine weitere Mal-Ebene herausarbeitet, „die mit dem Hintergrund in Spannung steht“. Als einen Künstler, der ihn inspiriert hat, nennt Ferreira den US-amerikanischen Vertreter des Abstrakten Expressionismus Franz Kline, der das Tempo und die Unruhe in New York auf seinen Werken zum Ausdruck bringen wollte.

Musik und Kaffee

Ferreira wurde in Heidelberg geboren, ist in Lissabon aufgewachsen und lebt nach einer Zeit in Köln mittlerweile in Offenburg. Der in Wuppertal promovierte Philosoph sah lange „eine Ausschließlichkeit“ in seinen künstlerischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten und nahm keinen Pinsel mehr in die Hand. Mittlerweile vereint er beides zumindest in seinem Titel der Ausstellung: „kulindeisthai“ ist ein „Verb aus den platonischen Dialogen“, sagt Ferreira, und „bedeutet, dass es schwer ist, die Sachen zu greifen, weil sie immer entschwinden“. So seien auch die Dinge oft nicht wirklich das, als was sie uns scheinen.

Täglich 30 Euro Gas

Ferreira malt als reflektierter Wissenschaftler – doch „die Kunst ist etwas, das nicht reflektiert ist“, sagt er. Sein bewusstes Tun beim künstlerischen Schaffungsprozess beschreibt er folgendermaßen: „Ich höre dabei Musik und ich trinke Kaffee – das ist, was dabei passiert.“

Während die Bilder bei der Herangehensweise von Ferreira während dem Malen „vor dem Hintergrund des Chaos“ in Erscheinung treten, zeichnet er auf weißem Papier, womit seine Zeichnung „vor dem Hintergrund des Nichts“ hervortreten. Sie heißen „Transgender a trois“ – auf den drei verschiedenen Gebilden wird weder klar, was sie sind noch wie sie zueinander stehen.

Malen sei derzeit teuer, sagt Ferreira: „Ich habe im Schnitt 30 Euro Gaskosten für jeden Maltag“ und ein Bild brauche im Schnitt 22 Tage Zeit. Für die Ausstellung in Schramberg hat er dennoch extra eine Serie an Bildern produziert: „Es gibt Schramberg eins bis zehn“, von denen er einige ausgewählt hat. Die Räume im Schloss findet er geeignet, denn die Betrachter brauchen viel Abstand zu seinen Bildern, dass das Erleben der Suche nach Gleichgewicht in den Bildern erfahrbar wird.

Die Ausstellung im Schloss ist zu sehenvon Sonntag, 5. März, bis 23. April im Schloss. Vernissage am Sonntag ist ab 11 Uhr.