Walter Happle und Silvia Eibl an der Fußgängerampel. Gegenüber liegt die Einfahrt zum Seniorenzentrum. Foto: Eyrich

Durch Fußgängerampel in Tailfinger Ludwigstraße entstehen Gefahrenquellen. Raser auf Pfeffinger Straße.

Albstadt-Tailfingen - Taugt die derzeitige Verkehrslösung am Knotenpunkt Pfeffinger Straße, Adler- und Ludwigsstraße? Oder schafft sie neue Probleme? Letzteres, findet nicht nur Walter Happle, Kreisvorsitzender Zollernalb des Auto-Clubs Europa (ACE).

Die Gefährdung der Fußgänger, vor allem der Bewohner des Seniorenheims auf der Verkehrsinsel zwischen Ludwig-, Adler und Johannes-Feyrer-Straße, war Anlass für die Stadt, den Zebrastreifen zwischen Seniorenheim und der kleinen Verkehrsinsel an der Schnittstelle Adler-, Ludwig- und Pfeffinger Straße zu entfernen. Seit wenigen Wochen ersetzt ihn ein Fußgängerüberweg mit Bedarfsampel über die Ludwigstraße. Walter Happle, der als Vorsitzender des ACE Zollernalb auf gefährliche Stellen besonders achtet, beobachtet jedoch, dass dadurch neue Gefahrenquellen entstanden sind.

"Vom Berg herab nähern sich viele Fahrzeuge, auch Lastwagen, mit hoher Geschwindigkeit dem Knotenpunkt", so Happle. Eine Hausecke verdecke die Sicht auf die Ampel – ebenso die Lieferwagen, die kurz vor ihr halten müssen, weil für die Ampel zwei Längsparkplätze entfallen sind. Silvia Eibl, die ihren Friseurladen genau daneben betreibt, berichtet von quietschenden Reifen – "ständig" – und fragt: "Wie kann man an dieser Stelle eine Ampel machen?" Ihrem Geschäft gegenüber liegt die Einfahrt zum Seniorenheim. Fährt ein Lastwagen aus der Einfahrt und kommt gleichzeitig ein Auto um die Ecke, sei der Zusammenstoß programmiert, befürchtet Happle. Dasselbe gelte, wenn die Fußgängerampel Rot für Fahrzeuge zeige und sich der Verkehr staue.

"Mindestens einmal pro Woche fährt einer von unten rauf", beobachtet Silvia Eibl, "also gegen die Richtung der Einbahnstraße. Es ist ein Wunder, dass da noch nichts passiert ist." Tatsächlich sehen viele die Regelung an der Ecke Johannes-Feyrer-, Erich-Kästner- und Ludwigstraße mehr als Vorschlag denn als Vorschrift. Dass Autos von der Ludwigstraße geradeaus und verbotswidrig Richtung Markt fahren, beobachtet Walter Happle mehrmals pro Woche.

Dass die Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf dem Straßendreieck – viele betiteln es zurecht als "Rennstrecke" – zu hoch ist, erlebt auch Kuki Weegen jeden Tag. Der Fotograf betreibt sein Atelier an der Ecke Adler- und Johannes-Feyrer-Straße und sieht oft, wie "Autos nur noch auf zwei Rädern ums Eck’ kommen", formuliert er es etwas überspitzt. "Vor allem abends. Tempo 100, 120 – das kann man hier oft erleben."

Von Rasern auf der Pfeffinger Straße kann er ebenfalls ein Lied singen: "Ich passe immer auf, wer vom Berg runtergeschossen kommt", beschreibt er die Situation, wenn er sich im Auto dem Knotenpunkt nähert – damit sei er allerdings einer von wenigen. "Man müsste das Szenario mal durchspielen, wenn alle Seniorenheimbewohner, die noch laufen können, zur Pauluskirche gehen." Sie müssen dann die neue Fußgängerbedarfsampel nutzen, denn einen Überweg zwischen Seniorenheim und Technologiewerkstatt gibt es nicht.

Während Weegen noch berichtet, rast ein kleiner Sportflitzer auf der Adlerstraße Richtung Bauernscheuer, wechselt ebenso schnell auf die linke der beiden Einbahnstraßen-Spuren, auf der Autos – kaum langsamer – aus der Johannes-Feyrer-Straße einbiegen. Ein Lieferwagen verdeckt zwar die Sicht auf die Einmündung Heutalstraße – den Sportwagenfahrer vermag die Möglichkeit eines von rechts nahenden Fahrzeugs jedoch nicht zu bremsen. Kuki Weegen sieht ihm hinterher – und schüttelt nur noch den Kopf.

Mit ihm wundert sich Walter Happle – auch darüber, dass die Stadt keine Tempo-30-Zone ausweise, "mit der Begründung, dass hier kein Unfallschwerpunkt ist", wie er erfahren hat. Dabei sei es kein Problem, die betreffenden Straßen eine Zeit lang mit der Kamera zu überwachen, um das Verhalten der Fahrer zu beobachten. "Aber man will die Missstände offenbar gar nicht ans Licht bringen", sagt Happle. "Denn dann müsste man ja darauf reagieren."