Die Entwicklungsfläche Wittum soll die grüne Lunge Sulgens werden. Foto: Herzog

Der Innovationspark „Schießacker“ und das Gebiet „Wittum“ bieten für Sulgen großes Potenzial. Ein vorgestellter Rahmenplan stieß beim Ausschuss für Umwelt und Technik auf großen Zuspruch.

Nach Darstellung von Stadtplanungs-Abteilungsleiter Joschka Joos ergebe sich die Erfordernis der Planung durch das historisch stark gewachsene Sulgen mit über 7000 Einwohnern und bedeutendem Industrie-, Gewerbe- und Wohnstandort. Durch die vorhandene Infrastruktur, verkehrliche Anbindung, Topografie und Flächenverfügbarkeit schlummere weiteres Potenzial.

In den Rahmenplan seien Ideen und Konzepte der Landesgartenschau-Bewerbung 2017 und des Stadtentwicklungsprogramms (STEP) 2020 eingeflossen. Außerdem würden Inhalte des STEP Schramberg 2035 berücksichtigt. Ein Ziel sei die Nachverdichtung von Freiflächen, Leerstände und Baulücken im Innenbereich, schilderte Joos.

Hoher Stellenwert

Zwei Großprojekte, die die Entwicklungen in Sulgen künftig lenkten, seien der Innovationspark Schießacker und die Entwicklungsfläche Wittum. Beiden komme ein hoher Stellenwert in der künftigen Gesamtwahrnehmung des Stadtteils zu. Der Rahmenplan liefere hierzu wichtige Hintergrundinformationen, der Fokus werde auf die Handlungsschwerpunkte gelegt.

Im Wittum soll Naherholung groß geschrieben werden. Foto: Herzog

Mit dem Landschaftspark Wittum soll eine weitläufige grüne Lunge Sulgens geschaffen werden. Der Park verfüge über Seepromenade, Haus am See und gastronomisches Angebot. Gleichzeitig biete das Gebiet durch schattenspendende Bäume und Grünflächen Rückzugsmöglichkeiten für die Naherholung.

In unmittelbarer Nähe dazu soll mit dem Innovationspark Schießacker Industrie und Gewerbe neu geordnet werden. In diesem Gebiet seien Modellprojekte wie multimodaler Mobilitätsknoten mit Carsharing, Gebietsparkhäuser zur Vermeidung von Flächenfraß, Ortsumfahrung Ost-Tangente und neuer Anschluss an die B 462 mit Tankstelle und Rasthof, zählte Joos auf.

Frage nach Kosten

Jürgen Kaupp (CDU) urteilte, die Ausarbeitung sei gut gelungen und komme in seiner Fraktion an. Er habe keine Zweifel, dass alles so werden könne wie dargestellt. „Aber haben wir die Kosten im Blick? Übernehmen wir uns nicht mit diesem Vorhaben?“, befürchtete er und verwies darauf, dass dringend Gewerbeflächen gebraucht würden. Parkhäuser fände er gut, es müsse aber eine Abstimmung erfolgen, wenn ein Bauantrag eingereicht werde. Wie Joos einräumte, könnten die vorgestellten Maßnahmen in fünf Jahren nicht alle umgesetzt sein. Jetzt sei man soweit, in die Detailplanung einzusteigen. Dabei werde es eine Abstimmung mit dem Eigenbetrieb Wirtschaftsförderung geben, versicherte Joos.

Flächen in Waldmössingen

Hinsichtlich der von Kaupp geforderten Schaffung von Gewerbeflächen verwies Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr auf Erweiterungsmöglichkeiten in Waldmössingen.

Thomas Brugger (CDU) bezeichnete die Planung als schlüssig und Emil Rode (Freie Liste) lobte die großzügige Ausarbeitung. „Mir geht das aber etwas zu langsam. Wir können Firmen nichts anbieten und dann kann es sein, dass sie wegziehen. Der Schießacker sieht schon 60 Jahre gleich aus, wir reden immer nur davon. Ich vermisse die Härte des Rangehens“, tadelte Rode. Dies, hielt Joos entgegen, sei fraglos eine große Hausnummer. Mit Grunderwerb und Gesprächen mit der Stadtentwicklung Stuttgart (STEG) sei man nicht untätig gewesen.

Nach Auskunft von Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann seien die Grundstücksverhandlungen bei denen, die freiwillig verkaufen wollen, zu 98 Prozent durch. Es gebe lediglich noch der Wunsch nach Tauschflächen, die die Stadt nicht bedienen könne.

Im Gewerbegebiet Sulgen-Ost (Madenwald) seien bis auf ein Grundstück, das die Stadt zurückhalte, alle vermarktet. Auf Anfrage von Volker Liebermann (ÖDP) berichtete Heinzelmann von rund 60 Prozent der Flächen, die im Besitz der Stadt seien.

Eine Gegenstimme

Mirko Witkowski (SPD) sprach von einer Werbung für Sulgen, wenn alles so komme. Für das heikle Thema Flächenverbrauch seien gute Lösungen gefunden worden. Wenn man Fachkräfte generieren wolle, müsse das Umfeld stimmen.

Oskar Rapp (Freie Liste) erkundigte sich, ob der Schießacker wegen der Ost-Tangente so geplant werden könne und mit dem Kreis abgestimmt sei. Laut Fachbereichsleiter Bent Liebrich befinde sich die Stadt mit dem Regierungspräsidium (RP) und Landratsamt in ständigem Kontakt. Beide Behörden hätten der von Schramberg favorisierten Variante II zugestimmt.

Einzig Jürgen Reuter (Aktive Bürger) fand den Rahmenplan nicht zustimmungswürdig. Der Vorschlag, Grünflächen für Wohnbau zu nutzen und im Industriegebiet Grünflächen für Arbeitsplätze zu schaffen, beiße sich. Er bezweifle, ob die Stadt die Flächen bekomme.

Auch sei er gespannt, wie das Oberflächenwasser aus dem Schießacker in den Wittumsee gepumpt werde. „Wir haben in Sulgen mit der Bärensiedlung, Wittum und Eckenhof drei Wohngebiete, in denen die ältere Generation nach und nach ins Seniorenwohnheim umzieht. Dann gibt es Platz, da brauchen wir keine neuen Baugebiete“, haderte Reuter.

Keine Pumpen vorgesehen

Liebrich verwies auf eine Berechnung im Rahmen der Bewerbung für die Landesgartenschau. Der Bereich, den Reuter anspreche, werde nicht in den Wittumsee geleitet. Pumpen seien dafür keine vorgesehen. Wie Joos ergänzte, müsse der Bedarf an Wohnraum dem RP nachgewiesen werden. Weil die Stadt viele Baulücken habe, werde der Fokus auf die Nachverdichtung gelegt. „Wohngebiete im Außenbereich werden wir so schnell nicht mehr genehmigt bekommen“, folgerte Joos.

Bei der Gegenstimme von Reuter bewilligte der Ausschuss den vorgestellten Rahmenplan Sulgens und beschloss ihn als Basis für die weitere städtebauliche Planung.