Mit einem Video aus einer Überwachungskamera hatte die Polizei nach dem Raubüberfall auf den Edeka-Markt in Winterlingen nach dem Täter gefahndet. Foto: Archiv-Foto: Polizei

Leiter des Mobilen Einsatzkommandos schildert in Prozess Verhaftung. Urteil am 12. November.

Hechingen/Winterlingen - Mit Gutachten und Zeugenvernehmungen ging am Montag der Prozess vor dem Landgericht Hechingen gegen eine Bande weiter, die in der Region Lebensmittelmärkte und eine Spielhalle überfallen hatte. Dabei gab es auch Einsichten in die Festnahme, die zum Ende der Verbrechenserie geführt hatte.

Der Leiter des Mobilen Einsatzkommandos, das Ende März dieses Jahres in Orsingen-Nenzingen (Landkreis Konstanz) den Bandenchef und einen Komplizen vor einem Supermarkt überwältigte, berichtete von der Observation des Duos. Dieses war bereits den ganzen Tag überwacht worden. Vor dem Lebensmittelladen erfolgte schließlich der Zugriff. Der Haupttäter wurde dabei verletzt.

In wechselnder Besetzung Märkte und Spielbank überfallen

Zuvor hatte die fünfköpfige Bande in wechselnder Besetzung Märkte in Winterlingen, Bitz und Gammertingen sowie eine Spielbank in Überlingen überfallen. Dies schilderten vor Gericht betroffene Angestellte.

Während seine Komplizen Schmiere standen oder das Fluchtfahrzeug steuerten, war es in drei Fälle der Jüngste, ein damals 19-Jähriger, der, vermummt und mit einer Schreckschusspistole bewaffnet, in die Geschäfte reinging und die Verkäuferinnen zur Herausgabe von Geldscheinen zwang.

Mit ihm befasste sich in der Verhandlung am Montag ein Vertreter der Jugendsozialhilfe. Aufgewachsen ist der junge Mann in einer Familie, die streng nach der Bibel lebt. Aus dieser moralischen Enge brach er mit 15 aus, nahm Drogen, zunächst Cannabis, später Ecstasy und Kokain. Das trieb ihn auch in Schulden, die er durch die Überfälle begleichen wollte. Dennoch attestiert ihm die Jugendgerichtshilfe, dass er ehrlich sei und ein Gewissen habe. "Er schämt sich für seine Taten."

Der Sozialpädagoge appellierte deshalb dafür, dem jungen Mann eine Strafe nach dem Jugendstrafrecht zu geben, und dies auf Bewährung. "Er hat einen guten Kern", so seine Einschätzung.

Jugendgerichtshelfer: "Der junge Mann schämt sich für seine Taten"

Zudem empfahl der Sozialpädagoge eine Drogentherapie sowie soziale Arbeitsstunden. Und er sagte auch noch etwas Bemerkenswertes: "Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich ihn als Schwiegersohn akzeptieren. Das habe ich in 20 Jahren Jugendgerichtshilfe noch nie gesagt."

Das Gutachten über ihn und den Bandenchef durch die Gerichtsmedizin erfolgte hingegen nichtöffentlich, ebenso wie die Befragung der Eltern des Anführers. Dessen Verlobte wiederum machte von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Die Verhandlung wird am Montag, 12. November, um 9 Uhr fortgesetzt. An diesem Tag soll auch das Urteil fallen.