Auch Brunnen, hier der Münster-Brunnen, sollen früher als gewohnt abgeschaltet werden. Foto: Köppel

Überall soll in VS gespart werden. Unter anderem werden Gebäude und Baudenkmäler von außen nicht mehr beleuchtet. Doch was hat die Stadt in den nächsten Wochen noch vor?

Villingen-Schwenningen - "Nicht zu wissen, was uns in den nächsten Monaten erwartet, verunsichert uns alle. Was wir aber schon jetzt wissen ist, dass wir heute schon unseren Gas- und Energieverbrauch reduzieren können. Wir als Stadtverwaltung werden einiges dazu beitragen. Aber ohne Sie geht es nicht, liebe Bürgerinnen und Bürger. Wir sparen, sparen Sie bitte mit!", ruft Oberbürgermeister Jürgen Roth auf. Schon kurzfristige Maßnahmen helfen, genauso braucht es aber auch mittelfristige Strategien.

"Die Lage ist wirklich ernst! Nur wenn wir alle, ja ganz Europa zusammensteht, kann der Eintritt der Notsituation im Winter vermieden werden. Umso mehr öffentliche Einrichtungen, Unternehmen und Privatverbraucher einsparen, umso weniger sind wir abhängig von Gaslieferung aus Russland", so Roth.

Die ersten massiven Steigerungen für die SVS-Gaskunden sind mit Wirkung vom 1. Oktober, beziehungsweise bei manchen anderen Anbietern zum 1. November, zugestellt worden. Ähnliches, auch wenn weniger drastisch, ist für den Strom angekündigt.

Stufenplan wird vorbereitet

Bereits seit Juli befasse sich ein Krisenstab bei der Stadtverwaltung mit allen Themen rund um die Alarmstufe des Gas-Notfallplans. Mitarbeiter aus Fachbereichen tagen regelmäßig, beraten zur Gasmangellage und handeln. Sie bereiten auch einen Stufenplan vor und werden die Öffentlichkeit und Bürgerschaft regelmäßig informieren, heißt es weiter.

66 verbrauchsstarke Gebäude

Zur Stadtverwaltung gehören mehr als 250 Objekte (Verwaltungsgebäude, Brunnen, Schulen, Sporthallen und andere). Zu den verbrauchsstärksten gehören 66 Gebäude, die für über 90 Prozent des kommunalen Stromverbrauchs, der Stromkosten und der CO2-Emissionen verantwortlich sind, informiert die Stadtverwaltung. Hier liegen auch viele Heizungen, deren Wartung und Optimierung standardmäßig läuft.

Vieles wird nicht mehr beheizt

Bisher wird die Temperatur abends und am Wochenende heruntergedreht beziehungsweise ausgeschalten. Sobald die Heizperiode beginnt, gibt es über die Bundesverordnung klare Regelungen: Flure und Eingangshallen werden nicht mehr beheizt und in Büros darf die Lufttemperatur höchstens auf 19 Grad geheizt werden. Die Absenkung der Raumtemperatur um ein Grad Celsius kann bis zu sechs Prozent an Heizkosten sparen – auch zuhause. Daneben werden die städtischen Hausmeister geschult und Thermostate beschafft.

Die Ausnahmen

Ausnahmen gelten für Schulen, Kitas und medizinische Einrichtungen. "Hier sehen wir keine Chance der Reduktion der Durchschnittstemperatur. Wobei die Turnhallen definitiv, und die Nebenräume der Schulen kritisch geprüft werden sollen. Auch sind Überlegungen im Raum, die Turnhallen während der Ferien zu schließen", weiß Roth zu berichten.

Hohe Kosten für Strom

Insgesamt wendete die Stadt zur Versorgung der 66 Objekte im Jahr 2020 zusammen 2,3 Millionen Euro für Energie auf. Die Kosten für Strom machten im Jahr 2020 insgesamt 41,6 Prozent aus. "Jeder noch so kleine Beitrag wird einen Effekt haben. Umso mehr wir machen, umso mehr von Ihnen mitmachen, umso besser werden wir vorbereitet sein", bittet der Oberbürgermeister.

Weitere Einsparungen vorgesehen

Der Krisenstab arbeitet derzeit noch folgende Bereiche und mögliche Einsparungen aus:

  Betrieb von Sporthallen in Ferienzeiten (Heizung und Duschen)

  Beschränkung der Warmwassertemperatur, vor allem zum Händewaschen

  Nutzung der Fluchtlichtanlagen beziehungsweise Zusammenfassung von Sportnutzungen in einem Zeitplan

  Ampelanlagen

  Umgang mit den Eisbahnen in der Helios-Arena (zeitweise Schließung von Bahnen)

  frühzeitiges Abschalten der Brunnen und Bächle

Zu den Schwimmbädern

Die Bäder in Villingen-Schwenningen haben bereits einige Maßnahmen umgesetzt, wie die Absenkungen der Wassertemperatur im Nichtschwimmer- wie Schwimmerbecken sowie in den Whirlpools. "Wir werden jedoch weiterhin alles daransetzen, dass die Möglichkeit Schwimmen zu lernen aufrecht erhalten bleibt und auch das Sportangebot der Schulen so lange wie möglich bestehen bleibt. Dabei ist unverkennbar, dass hier hohe Energieeinsparungen nur mit einer Schließung möglich werden. Derzeit möchte ich dies jedoch noch nicht angehen", macht der Oberbürgermeister deutlich.

Pools in privaten Gärten

Die Verordnung besagt auch, dass Schwimmbecken oder Pools in privaten Gärten ab 1. September nicht mehr mit Strom aus dem Stromnetz oder Gas beheizt werden dürfen. "Ein Ausweichen auf Strom, nur weil davon zur Zeit niemand spricht, ist keine Alternative, weil auch hier der Markt zur Zeit völlig aus dem Ruder gerät und somit ähnliche Szenarien, wie beim Gas, zumindest nicht ausgeschlossen werden können. Die Diskussion muss dahingehend fortgesetzt werden, dass wir ausreichend Strom vorrätig haben. Sonst gerät unsere Volkswirtschaft in äußerst schwere See", verdeutlicht OB Roth.