SVS-Chef Gregor Gülpen zeigt: Die Gaspreise steigen in ungeahnte Höhen. Foto: Eich

Umlagen, Preissteigerungen und eine schwierige Versorgungslage – die Entwicklung am Gasmarkt ist dynamisch. Die SVS setzt nun wenig überraschend Anpassungen des Gaspreises um und betont: Die Lage ist ernst.

Schwarzwald-Baar-Kreis - 11 000 Kunden bekommen in den kommenden Tagen Post von den Stadtwerken Villingen-Schwenningen (SVS) – und natürlich werden sie es schon geahnt haben: Die Preise steigen. SVS-Geschäftsführer Gregor Gülpen betont in diesem Zusammenhang eine größtmögliche Transparenz, erklärt deshalb in einem Pressegespräch die Hintergründe der aktuellen Situation.

Wie ist die derzeitige Lage am Gasmarkt?

"Die internationalen Verwerfungen bekommen wir direkt ab", macht SVS-Chef Gülpen deutlich. Heißt: Die Lage ist angesichts der derzeitigen Krise dynamisch, diese wirkt sich unmittelbar auf die Preise am Gasmarkt aus. Innerhalb eines Jahres hätten sich die Preise teilweise fast verachtfacht, im September gab es die Kilowattstunde noch für drei Cent, jetzt ist man bei mehr als 21 Cent angekommen. Angesichts dieser Entwicklungen betont Gülpen: "Die Lage ist echt ernst, das ist noch nicht bei allen angekommen". Denn die Auswirkungen werden in allen Schichten zu spüren sein, "das geht jetzt richtig in den Mittelstand rein", sorgt sich der SVS-Chef um die wirtschaftliche Situation im Land.

Wie sieht es mit der Gasversorgungslage aus?

Seit dem 23. Juni gilt die Alarmstufe des Notfallplans. Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet, die Gasversorgung sei derzeit stabil – bis zum 1. November sollen die nationalen Gasspeicher zu 95 Prozent gefüllt sein, um "über den Winter zu kommen". Die Lage sei angespannt, eine weitere Verschlechterung könne nicht ausgeschlossen werden. Kurzum: Gas gibt es derzeit noch, die Frage ist derzeit lediglich: Zu welchem Preis?

Weshalb müssen die Preise angepasst werden?

Die Lieferreduzierungen in Folge des Ukraine-Kriegs gehen einher mit den gestiegenen Großhandelspreisen, die – mit Verzögerung – an die Verbraucher weitergegeben werden. Gleichzeitig können Gasimporteure ab Oktober 2022 einen finanziellen Ausgleich für die zusätzlichen Kosten zur Ersatzbeschaffung erhalten. Diese Energiesicherungsumlage wird auf die Kunden umgesetzt und beträgt 2,419 Cent pro Kilowattstunde. Gülpen: "Die Leute denken, dass wir das kriegen – aber nein!" Diese fließe zu den Importeuren. Man sei lediglich der Überbringer der schlechten Nachricht – und für viele Kunden auch der Prellbock.

Was hat es mit der Gasspeicherumlage auf sich?

Was Gülpen wundert: In den kommenden Tagen werde eine weitere Umlage für die Gaskunden verkündet, bislang rede darüber aber niemand. Dabei handelt es sich um die Gasspeicherumlage. Im Fokus steht hier nicht eine Ersatzbeschaffung, sondern die Gasmengen, die verpflichtend eingespeichert werden müssen. Die SVS rechnet damit, dass in diesem Zusammenhang weitere vier Cent pro Kilowattstunde auf den Gaspreis aufgeschlagen werden. Auch das soll zum Oktober erfolgen.

Welche Kosten kommen konkret auf die Verbraucher zu?

Die SVS hat in ihrer Ankündigung zur Preiserhöhung bereits beide Umlagen eingerechnet. Sollte also in den kommenden Tagen die bislang größtenteils unbekannte Gasspeicherumlage bekannt gegeben werden, müssten sich SVS-Kunden keine Gedanken machen. Ein separates Schreiben erfolge lediglich, wenn die Umlage deutlich von den SVS bislang veranschlagten vier Cent pro Kilowattstunde abweicht. Hinzu komme, dass nun auch die Langzeitverträge mit Festpreis auslaufen.

Konkret muss beispielsweise eine Familie (vier Personen mit Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden) im Tarif "SVSgas bestpreis" bei den auslaufenden Verträgen mit Preisgarantie mit 244 Euro Mehrkosten pro Monat rechnen. Bei allen übrigen Verträgen ohne Preisgarantie sind monatliche Mehrkosten von 154 Euro veranschlagt.

Ein Singlehaushalt mit 8000 Kilowattstunden als Jahresverbrauch (Tarif: "SVSgas bestpreis") zahlt bei den auslaufenden Verträgen mit Preisgarantie 100 Euro mehr im Monat. Ohne Vertrag mit Preisgarantie ist mit 60 Euro Mehrkosten im Monat zu rechnen.

Gülpen ist sich bewusst: "Was wir verlangen ist eine große Schippe Geld." Dennoch sei insbesondere der Einkaufspolitik der SVS zu verdanken, dass Kunden im Vergleich zu anderen Anbietern noch günstiger wegkommen. Man kaufe das Gas immer ein Jahr im Voraus ein, profitiere deshalb gerade noch von den günstigen Preisen im vergangenen Herbst. Ein Marktvergleich zeige: Beim Vergleichsportal Verivox ist der günstigste Anbieter zwischen 1200 und 1900 Euro teurer als die SVS. Gülpen: "Unsere Einkaufspolitik werden wir deshalb beibehalten."

Wie lange sind die derzeitigen Preise gültig?

"Der Preis gilt so lange, wie die Kunden ein neues Schreiben erhalten", sagt Gülpen. Das klingt salopp, angesichts der dynamischen Entwicklung am Gasmarkt sei dies aber die Realität. Niemand wisse, wohin sich die Preise entwickeln. Sechs Wochen im Voraus müssten Kunden über entsprechende Preissteigerungen informiert werden. Die "Preissicherheit" hat also eine geringe Halbwertszeit.

Wie kann Gas gespart werden?

Die SVS rät: nicht mehr alle Räume heizen! "Das war früher banal, ist es jetzt aber nicht mehr", so Gülpen. Auch lohne es sich in einigen Fällen, die Gasheizungsanlage von einem Experten zu überprüfen und gegebenenfalls neu einstellen zu lassen. Ein weiterer Tipp vom SVS-Chef: Die Abschläge auf jener Höhe belassen, die die SVS vorgegeben habe. Ein Herabsetzen sei "brandgefährlich", in einem Jahr komme die Rechnung. Minderverbrauch werde dann erstattet – wenn große Nachzahlungen folgen, komme stattdessen der große Aufschrei.