Dass die Beleuchtung ausfallen könnte, ist eines der kleineren Probleme. Erst funktionieren Herd und Kassensysteme nicht mehr, später wird die Versorgung des Handels ausgesetzt. Die Kommunikation bricht zusammen, medizinische Geräte fallen aus. Foto: © Christian Schwier – stock.adobe.com

Was, wenn der Strom über Stunden, Tage und Wochen ausfällt? Die Prognosen sind düster. Diese katastrophalen Zustände könnten folgen.

Studien und Übungen zeigen, was bei einem Blackout passieren könnte. Dazu zählt die Krisenmanagementübung LÜKEX zum Thema Stromausfall 2004. Drei Szenarien wurden daraufhin erstellt. Sie gelten noch heute als aktuell, ebenso wie eine Untersuchung des Büros für Technikfolgenabschätzung (TAB).

Diese Folgen drohen bei einem großflächigen Stromausfall:

Stromausfall-Dauer: unter acht Stunden

Unter acht Stunden – das klingt fürs Erste kurz. Doch was, wenn man mit fast leerem Tank an der Autobahnraststätte tanken möchte und nicht weiterfahren kann? Oder im Supermarkt an der elektronischen Kasse steht – wenn es denn noch ein Kunde durch die Schiebetür schafft? Was, wenn der Herd sich nicht einschalten lässt, der Wasserkocher nicht funktioniert, die Beleuchtung ausfällt? Die Heizung bleibt kalt, Babynahrung ebenfalls.

Ampeln zeigen nichts mehr an. Stadtbahnen und Züge können auf freier Strecke stehen bleiben. Familie, Freunde, Bekannte anrufen und sich gestrandet auf irgendeinem Feld abholen lassen: kaum möglich, denn das Netz wird nicht mehr verfügbar sein. Kartenzahlung ist ausgeschlossen, Bargeld abzuheben ebenfalls. In Industriebetrieben ohne Notstromversorgung steht die Produktion still.

Selbst eine Störung der Wasserversorgung hält das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) für denkbar. Die Erklärung ist einfach: Pumpen jener Wasserversorgungsunternehmen, die nicht per Notstrom versorgt werden, fallen aus. Der Wasserdruck sinkt, besonders bei langen Leitungen im ländlichen Raum ist schnell Schluss mit der Versorgung. Selbst wenn noch eine Zeit lang versorgt werden kann: Stehendes Trinkwasser verliert an Qualität, Speicheranlagen können nicht mehr aufgefüllt werden.

"Da Krankenhäuser über eine geeignete Notstromversorgung verfügen müssen, die den Betrieb essenzieller Systeme für 24 Stunden aufrechterhält, bleibt die stationäre medizinische Versorgung in Kernbereichen weitestgehend funktionsfähig", betont das BBK. Anders bei niedergelassenen Ärzten oder häuslicher Pflege ohne Notstrom: Elektronische medizinische Geräte fallen aus – darunter lebenswichtige Beatmungsgeräte.

Stromausfall-Dauer: acht bis 24 Stunden

Um noch teilweise mit Kraftstoffen zu versorgen, gibt es Schwerpunkttankstellen mit Notstrom und Pumpen. Die Produktion und Kühlung von Arzneien ist kaum noch möglich, Lagerungs- und Kassensysteme der Apotheken fallen aus. Ein weiterer kritischer Punkt: der Ausfall von Toiletten im Haushalt. Milchprodukte und Fleisch im Kühlschrank verderben nach einiger Zeit, Gefrorenes taut langsam auf.

Stromausfall-Dauer: mehr als 24 Stunden

"Die Wasserversorgung und alle weiteren kritischen Infrastrukturen, die mit Notstromversorgung betrieben wurden, fallen spätestens nach fünf Tagen aus, einige bereits nach zwei Tagen", warnt das BBK. Begründet wird dies mit dem Mangel an Treibstoff. Die Abwasserentsorgung steht still, die Kanalisation verstopft. Tief gelegene Straßen oder Unterführungen können überflutet werden. Seuchengefahr und Hygieneprobleme drohen.

Ärztliche Notdienste sind nur noch eingeschränkt erreichbar. In Krankenhäusern können Kühlanlagen, Klimaanlagen, Aufzüge, Heizungen und Beleuchtung ausfallen.

Tiere in Ställen werden nicht mehr automatisiert mit Futter versorgt, Milchkühe nicht elektrisch gemolken, es fehlt an Wasser, womöglich an Durchlüftung. Gemüse im Gewächshaus wächst ohne Wärme, Bewässerung und Licht nicht weiter. Die Belieferung der Lager des Handels fällt aus, weil Treibstoff fehlt – selbst die Kommunikation zwischen Lieferant und Abnehmer wäre unmöglich.

Das TAB spricht von Folgen, die einer Katastrophe nahekämen. Von Sammelverpflegungseinrichtungen ist die Rede, von einzelnen Ausgabestellen für Lebensmittel, von der Ausgabe warmer Mahlzeiten durch Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz und Bundeswehr.

Altenheime oder Dialysezentren müssten geräumt werden, Apotheken könnten keine Arznei mehr ausgeben. "Dramatisch wirken sich Engpässe bei Insulin, Blutkonserven und Dialysierflüssigkeiten aus." Das TAB wird deutlich: "Spätestens am Ende der ersten Woche wäre eine Katastrophe zu erwarten, das heißt, die gesundheitliche Schädigung beziehungsweise der Tod sehr vieler Menschen sowie eine mit lokal beziehungsweise regional verfügbaren Mitteln und personellen Kapazitäten nicht mehr zu bewältigende Problemlage."